Review Encryption – Perishing Black Light

„German Power meets Swedish Aggression…“
So kann man wohl in etwa die Musik von ENCRYPTION aus dem fränkischen Pahres umschreiben. Selbst nennen sie es „(Fast) Melodic PowerThrash“. Aber wie auch immer man es nennen mag – in eine Schublade stecken kann man das beim besten Wissen und Gewissen nicht. Wer doch nicht ohne Vergleiche leben kann: Als Haupteinflüsse kann man wohl Blind Guardian, Iced Earth und (alte) Dark Tranquillity nennen.
Zweistimmige Gitarren, treibende Double-Bass-Drums, abwechslungsreiche Songs und ein eigenständiger Gesang sind Markenzeichen von Encryption. Schon mit ihrem 97er Debüt „Shrouded In Mystery“ konnte man im Underground mächtig auf sich aufmerksam machen, und mit „Perishing Black Light“ läuft drei Jahre später der zweite Output an.

Schon der Opener „Perishing Black Light“ macht die Richtung deutlich… Neben den bereits erwähnten Merkmalen will ich hier auch unbedingt auf das sehr ausgefeilte Drumming hinweisen – hier verwundert es nicht, wenn Schlagwerker Johannes Klein den Herren Thomas Stauch als Vorbild nennt.
„Lambda Core“ (der Titel ist vom PC-Hit „Half-Life inspiriert, falls jemand ein Deja Vue zu haben scheint) knüpft nahtlos an PBL an, hier wechseln sich thrashige mit akustischen Parts perfekt ab. Die erste ruhige Stelle mit Gesang klingt etwas komisch, doch nach mehreren Durchläufen kommt die bei mir einfach nur noch kultig!„All Philistines“ ist der wohl härteste und aggressivste Track des Albums (der Text richtet sich schließlich gegen Kommerz und Spießertum). Besonders genial hier finde ich die abrupten Wechsel zwischen ruhigen und aggressiven Passagen! Falls ich es noch nicht erwähnt habe… Die ersten drei Songs haben allesamt bombastische und eingängige Refrains mit gut gemachten Chören, extrem geile Soli und lange und starke Non-Vocal-Parts.

Wunderbar ins Album passt auch die jetzt folgende Ballade „The Inmost Dance“. Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man sich aber mal reingehört hat, ist es ein echt schönes Lied und einfach zum dahinträumen. Den „Refrain“ gibt’s hier leider nur einmal… Glücklicherweise muss man sich hier auch nicht mit einem üblich-kitschigem Text herumplagen, hier geht es nämlich über die Gedanken eines alten Mannes über das Älter werden und die Zeit allgemein.
Nach dieser Verschnaufpause geht’s wieder thrashig und mit viel Power weiter – „Conquering he Night“ knallt in den Strophen und kommt im Refrain etwas gemächlicher daher, der ist dafür wieder gut zum mitsingen geeignet und setzt sich recht schnell fest.
Den Abschluss bildet das über 13-minütige „Autumn Harvest“. Hier wird noch mal alles geboten, von langsamen und schnellen Parts, Soli und Gitarrenduellen, epischen und knallenden Momenten. Doch nicht nur der letzte Track ist von erhabener Länge: Auch die restlichen 5 Songs sind zwischen 5 und 7 Minuten lang, was die CD auf eine Gesamtspielzeit von 45 Minuten hebt.

Und jetzt mal ernsthaft: Wer würde bei dieser genialen Aufmachung (starkes Coverartwork, klasse aufgemachtes Booklet, und das alles von Klampfer Christian) und diesem Sound ehrlich darauf wetten, dass diese CD eine Eigenproduktion ist, und die Band ohne Label da steht? Eben – wohl kaum jemand! Hier wird eine astreine Leistung geboten, die eine Menge der in den letzten Jahren erschienenen Majorlabel-Veröffentlichungen hinter sich lassen kann. Schämt euch, Plattenbosse!Abschließend noch ein Wort zu Nobbys Gesang: Er ist bei Encryption der größte Streitpunkt. Die einen mögen ihn, die anderen nicht. Der Gesang ist auf jeden Fall sehr eigenständig und ungewöhnlich unmelodisch und rau für dieses Genre, mir gefällt der Gesang jedoch sehr. Das muss dann wohl jeder für sich selbst rausfinden, am besten mit den MP3-Samples auf der offiziellen Bandseite, die übrigens mit einem Top-Design aufwartet.
Ich kann nur empfehlen, den Jungs eine faire Chance zu geben und sie zu unterstützen – euer Geld ist hier gut angelegt, und wohl auch besser als bei einem Großteil der Hype-Releases.
( Bandkontakt oder Bestellungen: Metal@Encryption-Web.de )

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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