Review Equinox – Lux Borealis (EP)

Um sich in Sachen EQUINOX auf den neuesten Stand zu bringen, bedarf es schon einiger Auslesearbeit, erfreut sich der Bandname in der Metalszene doch einer großen Begeisterung. Das vorliegende Quartett kommt aus Russland, hat sich erst vor einem guten Jahr formiert und legt nach der EP „Beyond“, welche lediglich mit zwei Cover-Songs (auf dem man u.a. die eigene Vorgängerband nachspielte) glänzen konnte, mit „Lux Borealis“ ein weiteres Output dieses Typs nach. Zumindest wartet man nun mit etwas mehr Opulenz auf, sechs Songs hat man dieses Mal parat.

Folk Metal aus Moskau? Kann gut gehen, muss es aber nicht. EQUINOX treffen dabei letztlich genau die Mitte. Zwar hat man schon paar Dinge zu bieten, die es sich anzuhören lohnt, dann präsentiert der Vierer aber auch eine Menge Leerlauf, der die Platte an höherer Qualität hindert.
Fangen wir mal mit dem Positiven an. Musikalisch macht man mit den eigenen Liedern auf „Lux Borealis“ nicht viel falsch. Die Songs sind, auch wenn sie hier und da mal ein paar Minuten länger dauern, stringent durchkomponiert. Technisch ist das Niveau in jedem Fall ausreichend, wichtiger als Frickeleien ist das Lied und das passt so. Man agiert weder sonderlich schnell noch in den Strukturen allzu progressiv und verliert so den zentralen Punkt, ein stimmungsvolles Lied zu erschaffen, in der Regel nicht aus den Augen.
Kritikwürdiger wird da schon die Gesangsleistung, wobei nicht mal die Qualität ausschlaggebend ist, sondern die Ausrichtung. Vor allem Frontmieze Alla Ravna trällert in opernhafter Manier drauflos, als gäbe es kein Morgen mehr, aber auch Kollege Kirill Nikeev langt voll in diese Klischeefalle. Das ist doppelt schade, denn die Songs verlieren so sehr viel von ihrer Kraft, die die Melodien durchaus zu entfesseln wissen. Wie gesagt, die Qualität ist nicht einmal so sehr zu bemängeln, da hat man in diesem Bereich auch schon Schlimmeres, viel Schlimmeres gehört, aber irgendwie passt es nicht so recht zum Rest. Zudem verlässt man sich bis auf einige Ausflüge in epische Chorbereiche zu sehr auf dieses (gesangliche) Stilmittel.
Und auch sonst scheint EQUINOX nicht sonderlich viel eingefallen zu sein. Nicht nur, dass man mit Iron Maidens „Brave New World“ (hier: Дивный новый мир) erneut einen Song verwurstete, der schon auf der Cover-EP zu finden war, auch „Solveigs Sang“ (=Песня Сольвейг) hat jeder halbwegs Musikinteressierte schon zigmal gehört. Immerhin wilderte man im fremden Genre, das Original stammt von Norwegens Romantik-Export Nummer I, Edvard Grieg, der das klassische Stück für Henrik Ibsens Drama „Peer Gynt“ komponierte. Und so war die Band gezwungen, sich Gedanken über die Umsetzung zu machen, welche, das kann man ruhig so sagen, ziemlich gelungen ist und einen Pluspunkt auf „Lux Borealis“ darstellt.

„Lux Borealis“ verschenkt leider zu viel Potential. Die Platte hätte richtig gut werden können, aber schöne Momente versickern im Sumpf der Überambition. Aber EQUINOX sind noch frisch dabei und entsprechend sicher lernfähig. Ein sicher mögliches zweites Album hat bestimmt gute Chancen, die Verhältnisse in die richtige Richtung zu rücken. Ein Anfang ist gemacht, aber die ersten Schritte sind holprig. Wenigstens hat man sich vom früheren Bandnamen getrennt…“Beer Bear“ hätte die Entwicklung der Band sicher weit mehr behindert als „Lux Borealis“.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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