Schon das Debüt “Falconer” wurde überall abgefeiert, entsprechend waren die Erwartungen an den Zweitling “Chapters From A Vale Forlorn” schon ziemlich hoch.Das Grundkonzept wurde zwar – natürlich – beibehalten, trotzdem gibt’s ein paar nicht unüberhörbare Änderungen. Bei der Eröffnungsnummer „Decadence Of Dignity“ fällt vor allem das viel ausgefeiltere Drumming auf, und auch wenn alles sehr ans Debüt erinnert, wirkt es doch schon um einiges ausgereifter und erwachsener.Ne weitere Änderung ist die bedeutend höhere Gewichtung der folkloristischen Elemente. Das merkt man schon bei dem doch sehr tanzbaren „Enter The Glade“, das übrigens mein erstes Falconer-Lied war, wahrscheinlich ist es deswegen noch heute eins meiner absoluten Lieblinge der Weinerhall-Truppe. „Lament Of A Minstrel“ beginnt, anfänglich getragen von sanften Flöten-Klängen, eine verzaubernde mittelalterliche Stimmung zu verbreiten, die auch nach Einsetzen des sehr schwermütigen Riffs noch anhält.
Vom Grundton her, mal abgesehen von dem stellenweise galoppierendem Riffing, erinnert mich vor allem „For Life And Liberty“ schon wieder stark an vergangene Mithotyn-Zeiten. Und wo ich schon wieder in nostalgischen Gedanken schwelge, kann ich auch gleich erwähnen, dass der epische und majestätische Anteil trotz der Zunahme der Folkelemente doch merkbar geringer geworden ist, hier wirkt alles etwas bodenständiger und, wie schon erwähnt, erwachsener, und ist wohl ein ganz normaler Schritt in der Weiterentwicklung… auch wenn’s mir persönlich in diesem speziellen Fall nicht gefallen mag.
Doch zurück zur mittelalterlichen Stimmung, denn die wird bei der Ballade „We Sould Our Homesteads“ (im Original ein schwedisches Volkslied) wirklich anmutig rübergebracht. Und um bei den Balladen zu bleiben, auch „Portals Of Light“ ist eine wunderschöne seiner Zunft. Zwar nichts außergewöhnliches oder weltbewegendes, aber ein Schmachtfetzen mit Stil! Ans Neuland Ballade haben sich Falconer also gleich zweimal herangewagt, und wie ich finde mit einem sehr gutem Resultat!Zwischen den beiden steht mit „The Clarion Call“ ein absoluter Hammer von einem Song, eine reinrassige Power Metal Hymne, die optimal zum mitsingen geeignet ist. „Stand In Veneration“ ist schon irgendwie eine Art Minnegesang mit Schlagzeug und elektrischen Gitarren, auch wenn es sich seltsam anhört, und der abschließende Track „Busted To The Floor“ will mir als einziger überhaupt nicht so richtig gefallen, den find ich irgendwie langweilig. Unpassend sind aber vor allem die teilweise eingestreuten shout-artigen Gesänge vom Blad…
Trotz des etwas schwächeren Songs ein insgesamt wirklich überaus gutes Power Metal Album mit massig Folk-Elementen, dass einem nur warm ums Herz werden kann, wenn man das mag. Über allem thront auch nach wie vor die neben Hansi Kürsch und Matt Barlow wohl eigenständigste Stimme im Power Metal Bereich, schade dass Matthias Blad nach „Chapters…“ die Band verlassen hat, um seine Opernkarriere nicht aufgeben zu müssen. Doch das schmälert natürlich nicht die Qualität des Albums, dass eine konsequente Weiterentwicklung mit dem ein oder anderem Experiment ist, aber gegen den Vorgänger nicht ganz ankommt, auch wenn das langsamere und getragenere Klanggewand gut zu Falconer passt.
Wertung: 8 / 10