Was tut man, wenn es einem an der Côte d’Azur langweilig wird? Ganz klar, man gründet ein Metal-Projekt und vertont von nun an keltische Sagen und Mysterien. Eine typische Karriere also, die Dagoth, der Mann hinter FIR BOLG, eingeschlagen hat. Jüngst veröffentlichte er sein Labeldebüt „Towards Ancestral Lands“, auf dem er in 49 Minuten seine Sicht der Dinge schildert.
FIR BOLG ist eines der mythischen Völker Irlands, welches durch hinterlistige Magie durch die Tuatha de Danann besiegt wurde, wodurch alleine sich schon einiger Stoff für die Vertonung anbietet. Dagoth tut dies auf „Towards Ancestral Lands“ mit einer Mischung aus Black und paganisiertem Celtic Metal, worunter man sich erst mal vielleicht nicht so viel vorstellen kann. Das wird aber dadurch einfacher, dass man sich einfach alle Trademarks der angesprochenen Stilrichtungen ansieht und sie in einem großen Topf wirft: teilweise zackige Gitarrenriffs, Blast-Beats und Double-Bass-Attacken vom Schlagzeug, heiserer Krächzgesang, hier und da mal ein wenig Atmosphäre und natürlich, nicht zu vergessen, klirrende Schwerter.
Alles in allem läuft die Nummer auch gar nicht mal so sehr aus dem Ruder. Zwar muss man mittlerweile, da es nicht nur Millionen Metalbands, sondern eben auch Millionen Pagan-Metal-Bands gibt, mehr auffahren, als „Towards Ancestral Lands“ zu bieten hat. Aber für eine Platzierung im gepflegten Mittelfeld reicht es schon und damit wären viele andere wohl ganz zufrieden. Mir fehlt aber doch der eine oder andere Aufhorcher, es hätte gerne mehr als nur „Banshees“ bedurft, um aus der Mittelklasse einen Frontkämpfer zu machen. Angesprochener Song ist freilich ganz schick, zunächst einmal wartet er mit einem akustischen Intro auf und hebt sich alleine dadurch schon einmal ab. Zudem verdichtet sich die Atmosphäre während des ganzen Liedes recht gehörig, trotzdem baut FIR BOLG erfolgreich einen mörderisch ballernden Schlusspart ein und zeigt damit, dass er es an sich drauf hat.
Ansonsten regiert aber in weiten Teilen eine unverständliche Langeweile. Unverständlich zum einen, weil die Songs, das Songwriting, die Spieltechnik und alles, was dazu gehört, prinzipiell nicht verkehrt sind. Unverständlich zum anderen, weil es dem Protagonisten doch eigentlich auffallen müsste, wie wenig sich die Songs voneinander abheben, teilweise weiß man nicht mal, ob man jetzt erst zwei oder schon sieben Lieder des Albums gehört hat.
Man muss schon ein starkes Faible für Irland und seine Geschichte bzw. die entsprechenden Mythen haben, um FIR BOLG und „Towards Ancestral Lands“ genug abgewinnen zu können, damit es für eine Anschaffung reicht. Zwar ist keineswegs alles schlecht, aber ebenso wenig alles toll, was Dagoth hier auf den Silberling gebannt hat. Sicherlich ganz nett für zwischendurch mal, aber etwas mehr Spannung wäre toll gewesen, dann braucht es auch gar kein Spiel und nicht mal Schokolade.
Wertung: 6 / 10