Review Fister – Decade Of Depression

  • Label: Listenable
  • Veröffentlicht: 2019
  • Spielart: Doom Metal

Was macht man als Band, wenn man ein Jubiläum mit einer Veröffentlichung feiern will, das neueste Songmaterial aber noch keine anderthalb Jahre auf dem Markt ist? Richtig, man spielt eine Cover-Platte ein. So nun auch geschehen bei den Missouri-Doomstern von FISTER. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Sludge-Trios folgt nun auf die 2018er Full-Length „No Spirit Within“ das Album „Decade Of Depression“. Namentlich angelehnt an die wohlbekannte Live-Doppelscheibe „Decade Of Aggression“ von Slayer, wartet der jüngste Streich von FISTER mit acht Tracks auf, die – keine Überraschung – meist in Überlänge daherkommen und – tatsächlich Überraschung – als Rausschmeißer eine Cover-Version eines eigenen Songs enthalten.

Nun kann man über die prinzipielle Sinnhaftig- oder Sinnlosigkeit von Cover-Alben auf vielen Ebenen streiten, fest steht im konkreten Fall jedoch: FISTER tappen nicht in die Klischee-Falle und vergehen sich an Songs von Black Sabbath, Crowbar oder anderen sich allzu offensichtlich anbietenden Vorbildern. Zwar haben sie mit den beiden Tracks von Slayer bzw. Metallica zwei absolute Genre-Giganten mit nicht minder populären Klassikern auf „Decade Of Depression“ gepackt. Dass jetzt aber gerade eine Truppe wie FISTER mit ihrem zähflüssigen Doom-Sound Midtempo-Thrash aus den Achtzigern neu interpretiert, ist keine Selbstverständlichkeit.

Zu dieser durchaus Interesse weckenden Auswahl – so gut wie jeder kennt diese Songs und ist neugierig darauf, was andere Bands daraus machen – gesellen sich Lieder, die nicht gerade in der ersten Reihe der Repertoires der restlichen gecoverten Gruppen stehen: etwa ein Darkthrone-Track, aber nicht aus deren einflussreicher Black-Metal-Phase, sondern das punkig-rotzige „Too Old Too Cold“ von 2006; kein Song von Celtic Frost, einer der stilprägendsten Formationen im Extreme Metal und naheliegendsten Kandidaten für „Decade Of Depression“, dafür von deren kompromisslosen Vorgänger-Combo Hellhammer; eine in weiten Teilen eher sanfte Nummer von Danzig, obendrein mit Eva Rose von den Westküsten-Kollegen Chrch als Gastsängerin.

Vor allem jedoch eröffnen FISTER ihre Platte gar nicht erst mit einem Metal-Song, sondern mit ihrer Interpretation eines Stücks aus dem Soundtrack von „City Of The Living Dead“, der Gore-Fans womöglich unter dem deutschen Titel „Ein Zombie hing am Glockenseil“ geläufiger ist. Dabei schafft es der Dreier auch in dieser Hommage an den Horrorfilm, den gruselig-psychotischen 80er-Vibe des Originals in den hässlichen, lebensverneinenden FISTER-Sound zu transformieren. Ebenjenen bekommt man mit dem finalen „The Failure“ noch einmal in Reinform zu hören: Der bereits 2016 auf einer digitalen Split mit Dopethrone erschienene Track wurde neu eingespielt, dabei um mehr als eine Minute gestrafft und erfährt nun seine Erstveröffentlichung auf einem physischen Tonträger.

Schnell mal eine Handvoll fremde Stücke einspielen, um ein paar Dollar in die Bandkasse zu spülen, das kann man FISTER wahrlich nicht vorwerfen. Dazu lassen sie es zum einen an Veröffentlichungsfleiß und kreativem Output nicht missen. Zum anderen macht die Songauswahl auf „Decade Of Depression“ neugierig und wirkt originell bis überraschend, ohne einen totalen Bruch mit dem Stil der Band darzustellen. Ob das Album nun ein Must-have oder doch nur ein Nice-to-have ist, muss jeder FISTER-Hörer für sich selbst entscheiden. Als Schmankerl zum zehnten Bandjubiläum taugt es allemal.

Keine Wertung

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