Review Ghostbound – All Is Phantom

Wenn Musikgruppen in ihrem Schaffen die verschiedensten Genres ineinander greifen lassen wollen, kann dabei entweder eine höchst spannende Neukreation oder ein heilloses Durcheinander herauskommen. GHOSTBOUND, die mit „All Is Phantom“ ihr erstes vollumfängliches Album herausgebracht haben, fallen jedoch weder in die eine noch in die andere Kategorie. Der Grund ist schnell erklärt: Von all den Stilrichtungen, die sich die Amerikaner großspurig an die Brust geheftet haben – unter anderem Black Metal, Post-Punk, 80er-Jahre-Rock und Ambient –, ist auf deren Debüt wenig bis gar nichts herauszuhören. Doch was steckt denn nun hinter dem Etikettenschwindel, den das Duo schon so früh in seiner Bandgeschichte betreibt?

Was GHOSTBOUND nicht spielen, ist zwar einfach festzustellen, korrekt kategorisieren lässt sich ihre Musik hingegen gar nicht so leicht. Die zahlreichen, auf Stimmungsmache getrimmten, cleanen Gitarrenspuren deuten auf Post-Rock hin, die zum Teil durchaus vertrackten Rhythmen und der theatralische Gesang eher in die progressive Richtung – und ganz vereinzelt gibt es dann doch den einen oder anderen Blast-Beat oder ein rau verzerrtes Riff als schwarzmetallenes Echo („Roof And Wall“). „All Is Phantom“ hält somit zwar nahezu nichts von dem, was es verspricht, doch damit muss nicht zwangsläufig eine Enttäuschung einhergehen.

Tatsächlich kann man GHOSTBOUND für ihren Stilmix durchaus Potential attestieren: „The Wildest Of Rivers“ erinnert mit seinem Akustik-Intro und seinen abgehackt-groovenden Gitarren sogar an Opeth in ihrer Hochphase und die gefühlvolle Geige, die in den meisten Tracks zumindest unterstützend zum Einsatz kommt („Earthen Ground“), vertieft deren emotionales Ausdrucksvermögen – obgleich die Streicher nicht allzu spannend arrangiert sind. Was „All Is Phantom“ letztlich ruiniert, ist jedoch nicht die irreführende Bewerbung, sondern Alec A. Heads völlig missratener Gesang.

Nicht nur gibt sich Head in seiner Performance massiv übertrieben pathetisch, er scheint auch nicht sonderlich viel Wert darauf zu legen, die korrekten Töne zu treffen. Hinsichtlich des Stimmenklangs bietet sich ein Vergleich mit Roy Khan an – mit dem entscheidenden Unterschied, dass ebenjener während seiner Zeit bei Kamelot nicht einfach wahllos an den Noten vorbeigesungen hat. Die Beliebigkeit und stellenweise Ungenauigkeit, die GHOSTBOUND in ihrer Instrumentalisierung vorzuwerfen sind, verstärken zusätzlich den Eindruck, dass die Amerikaner als Musiker noch viel Nachholbedarf haben.

„All Is Phantom“ hätte ein wirklich schönes, bewegendes Album werden können. Stattdessen haben sich GHOSTBOUND auf ihrer ersten Veröffentlichung derart viele Ausrutscher geleistet, dass man sich Song um Song zu der Frage veranlasst fühlt, wie das Duo – das in der Zwischenzeit zum Quartett angewachsen ist – bloß auf die unglückliche Idee gekommen ist, ein solches Machwerk herauszubringen. Dass sich GHOSTBOUND missverständlich vermarkten, wäre durchaus verzeihlich, die gesangs- und spieltechnischen Mängel lassen sich jedoch nicht so leicht beschönigen. Letztlich gibt es somit kaum Anreize, sich ihr Debüt zuzulegen.

Wertung: 3.5 / 10

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