Review Grave Digger – Liberty Or Death

  • Label: Locomotive
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Heavy Metal

Seit 1980 existieren GRAVE DIGGER nun, das sind sagenhafte 27 Jahre mit unzähligen Alben, von welchen nicht wenige auch heute noch ihre verdiente Aufmerksamkeit bekommen und im deutschen Heavy Metal inzwischen zu zeitlosen Klassikern geworden sind. Kein Wunder, sind Werke wie die „The Middle Ages Trilogy“ doch gespickt mit Hymnen, welchen niemand ihre Qualität absprechen können wird, und die auch heute noch auf jedem Festival gern im Chor gegrölt werden. Festhalten muss man jedoch auch, dass GRAVE DIGGER nach dem Beenden ihrer Trilogie mit dem Album „Excalibur“ scheinbar nicht wirklich gut ins neue Jahrtausend übergesiedelt sind, so fehlt den drei aktuellsten Alben irgendwie der Kultfaktor der die Band heute auszeichnet und zu einem guten Teil dafür verantwortlich ist, dass die Truppe um Sänger Chris Boltendahl auch heute noch trotz völliger Innovationslosigkeit einen hohen Bekannt- und Beliebtheitsgrad in der Szene genießt. Trotzdem hatte zumindest das mittlere der drei Alben, „Rheingold“, fraglos einige Kracher zu bieten, die sich allesamt Stammplätze im Live-Set der Band verdient haben dürften. Hier seien nur die Lieder „Rheingold“, „Valhalla“, und die zugegebenermaßen nicht live gespielten (aus mir unverständlichen Gründen) aber trotzdem absolut starken „Maidens of War“ und „Giants“. Die beiden anderen Alben konnten da leider nur jeweils mit ihren Titelsongs, „The Grave Digger“ und „The Last Supper“ mithalten, ansonsten fehlten diesen Alben einfach die GRAVE DIGGER-typischen, simplen, aber eingängigen Refrains und diese Stimmung, die andere Alben der Truppe unsterblich gemacht hat. Ob das 2007er Werk „Liberty or Death“ wieder an alte Großtaten anknüpfen kann, ist also von vorneherein durchaus zu bezweifeln, obwohl man andererseits natürlich auch immer im Hinterkopf behält, dass der Name GRAVE DIGGER seit jeher für Qualität steht. Konzeptionell mussten diesmal einstige Freiheitsbewegungen mit darauf folgender Gewalt dran glauben, was als Thema natürlich sehr lose gefasst ist und ähnlich wie „The Last Supper“ nicht auf ein Geschehnis im speziellen abzielt. Doch nun zur Musik an sich.

Der Titelsong hinterlässt bei mir einen sehr verwirrenden Eindruck. Der Song kann zwar mit guten Keyboard-Passagen punkten und auch der Gesang und das Riffing kommen absolut stark herüber, selbiges trifft auf die verdammt druckvolle Bridge zu, auf die aber… rein gar nichts folgt. Was ich bei den ersten Hördurchgängen für einen übermächtigen Spannungsaufbau gehalten hatte, entlädt sich danach leider nicht, sondern stellt selbst bereits den fertigen Refrain dar, wie ich nach mehreren Durchläufen enttäuscht feststellen musste, was meiner Erinnerung nach absolut nicht Stil der Band ist, zumal sich die Passage vollkommen im Mid-Tempo hält. Ein halbgarer Einstieg also, der im Vergleich zum Rest des Albums aber noch positiv heraussticht. Die Refrains klingen allesamt nicht nach Refrains, sondern wie angesprochen maximal nach Bridges und dümpeln dementsprechend eher vor sich hin, als dass sie den Hörer mitreißen würden. Dabei scheint man sich, was das Riffing angeht, mal an „Knights of the Cross“ und mal an „Excalibur“ anzulehnen, jedenfalls fühle ich mich desöfteren unwillkürlich an Songs von diesen Alben erinnert. Richtig anknüpfen können sie trotzdem nicht an diese, da ändert auch der Dudelsack nichts, der bei „Highland Tears“ eingesetzt wird. Und selbst wenn eben genannter Song oder das folgende „The Terrible One“ ganz gut abgehen mögen, so wirken sie doch nur wie ein Abglanz der früheren Werke, da man sich immer an irgendeiner Stelle der Songs an diese erinnert fühlt (mehr aber auch nicht).

Am Sound liegt das indes sicher nicht, das Album ist bis auf die Drums sehr gut und druckvoll produziert, diesen hätte allerdings eine ganze Portion mehr Durchschlagskraft gut getan. Was sich GRAVE DIGGER aber bei diesem Konzept gedacht haben, das ihnen davor übrigens über 27 Jahre hinweg nicht eingefallen ist, bleibt für mich ebenfalls im Unbekannten. Dass GRAVE DIGGER plötzlich mal etwas Wichtiges in ihren Texten zu haben, hat mich scheinbar so sehr überrumpelt, dass mir alle Songs regelrecht überladen mit Text vorkommen. Das ist aber auch nicht weiter überraschend, wurde lyrisch doch das „Weniger ist mehr“-Konzept über Jahre hinweg erfolgreich angewendet. Hervorzuheben bleiben in bester Manier der Vorgänger-Alben nur der Titelsong und, und für die Käufer des Digipacks, „Ship of Hope“, ein sehr langsamer, aber umso gefühlvollerer Track, der trotz diesen Umständen sicher in keinster Weise als Ballade zu bezeichnen ist.

Zusammenfassend bleibt also zu sagen, dass GRAVE DIGGER ihre Schiene unbeirrt weiter fahren, was in diesem Fall leider nicht positiv zu werten ist. Vom eingeschlagenen Weg, begonnen mit „The Grave Digger“, wird auch auf „Liberty or Death“ nicht abgewichen. Man verliert sich einfach in Belanglosigkeit und Langweile (wobei beachtlich ist, dass man dies über 20 Jahre hinweg vermieden hat), da fragt man sich fast, ob GRAVE DIGGER ihrem Namen nicht langsam alle Ehre machen und sich selbst Album für Album langsam aber sicher ihr eigenes Grab schaufeln.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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