Review Gravewards – Ruinous Ensoulment

  • Label: Unspeakable Axe
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Death Metal

Quasi aus dem Nichts auf der Bildfläche aufgetaucht sind die Griechen von GRAVEWARDS. Nach einem auf nur 300 Exemplare limitierten Vier-Track-Tape namens „Subconscious Lobotomy“ im Jahr 2017 schickt das Trio nun bereits seine erste Full-Length-Platte ins Rennen. „Ruinous Ensoulment“ heißt die Scheibe und wurde nicht etwa, wie so oft bei Debüts üblich, mit Neueinspielungen der Demo auf Albumlänge gestreckt, sondern wartet mit sieben frisch komponierten Songs und einem Intro auf. Die Truppe sieht sich von Old School Death Metal sowie Tech Thrash beeinflusst und möchte neben einer Ehrerbietung an den Sound der 1990er-Jahre auch ihre eigene Todesblei-Interpretation an die Hörerschaft bringen.

Dabei fackeln GRAVEWARDS nicht allzu lange: Nach dem nur neunzehnsekündigen Intro – einem steigenden Pulsschlag und Alarmsignale – legen die Südeuropäer in „Sworn In Denial – Omega Syndrome“ direkt mit schleppender Doublebass-Walze und charakteristischem, sägendem Tremolo-Picking los. Die Produktion klingt fett, ohne in Hochglanz-Bombast zu gipfeln, die Songs drücken anständig aus den Boxen, wie es bei zeitgenössischem Death Metal mit Hommage an den Sound der alten Schule klingen sollte.

Auch die Vocals setzen schon im Opener recht unvermittelt ein – und offenbaren damit bereits eine der zentralen Schwächen von „Ruinous Ensoulment“. Zwar werden diese auch von Label-Seite originellerweise weniger als Growls, als vielmehr „die Schreie eines rasenden Dämons, der sich am Blut seiner Feinde verschluckt“ beschrieben (eigene Übersetzung). Doch lässt die Angabe außen vor, dass es sich bei Nikos‘ Darbietung am Mikrofon nicht nur um keinen typischen Death-Metal-Gesang handelt, sondern eher um halbgutturales, heiseres Hardcore-Shouting. Nun ist es auch in solch einem konservativen Genre und dem Stilkorsett, das sich GRAVEWARDS selbst angelegt haben, kein Unding, etwas Neues auszuprobieren und eine individuelle Note einzubringen. Allerdings ist die Performance per se durchwachsen: Nikos bellt die Lyrics stoisch den Hörern entgegen, brüllt sie in der immer gleichen Tonlage hinaus in den Äther, schafft es dabei aber selten, mehr als zwei Silben auf einmal über die Lippen zu bekommen und rappt des Öfteren regelrecht am Takt vorbei.

Diesem Mangel könnte man nun die Leistung an den Instrumenten entgegenstellen. So agieren die Instrumentalisten – zu denen Sänger Nikos als einziger Gitarrist selbst gehört – technisch äußerst präzise, tight und makellos aufeinander eingespielt. Dennoch machen sich GRAVEWARDS auch auf dieser Ebene mit ihrem ziellos wirkenden Songwriting selbst einen Strich durch die Rechnung. Zwar sorgen die Musiker mit Tempowechseln für Abwechslung. So alternieren sie Blastbeat-Passagen mit groovendem Midtempo, zähflüssige Doom-Parts mit Uptempo-Stürmen, vertrackte Rhythmen mit straight voranpreschenden Beats. Jedoch reihen sie diese Elemente aneinander wie Mosaiksteinchen, aus denen eine nachvollziehbare Struktur zu erkennen selbst Liebhabern technischeren Spielarten schwerfallen dürfte. Das Ergebnis: Die Songgrenzen der ohnehin schon größtenteils erschöpfend überlangen Tracks wirken willkürlich, die Lieder selbst untereinander austauschbar.

So bleibt am Ende ein Album, das – es mag paradox wirken – trotz handwerklich hoher Qualität an den Instrumenten und dem Mischpult stumpf klingt. Sei es das uninspiriert dargebotene Leadgitarren-Gedudel in ausnahmslos jedem Song, das schon zigmal gehörte Chugga-chugga-Riff hier oder die hundertste High-Speed-Attacke der Drums da – die 43 Minuten von „Ruinous Ensoulment“ gehen sprichwörtlich zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Ob GRAVEWARDS für die nächste Platte ihr Songwriting straffen und fokussierter gestalten sowie an den Vocals arbeiten, sei dahingestellt. Ihr Full-Length-Einstand ist in jedem Fall nur eingefleischten Genre-Fans zu empfehlen.

Wertung: 5 / 10

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