LEGENDA AUREA wurden im August 2005 in Aarau im Kanton Aargau gegründet. Mit der ersten festen Besetzung spielten die Schweizer recht schnell ihr Debut-Album „Sedna“ ein. Das Potential – insbesondere im ausgefeilten Songwriting – war bereits damals festzustellen. Seitdem drehte sich bereits das Besetzungskarussell wieder. Bandmitbegründer Martin Roth räumte den Platz hinter dem Schlaggerät und wurde durch Philipp Eichenberger ersetzt. Auch die vielversprechende Sängerin Claudia Hofer ist nicht mehr mit dabei. Ihre Stelle übernahm Simone Christinat, die zuvor schon bei der ebenfalls schweizerischen Formation Felony sang. Mit dem neuen Line-Up wurde das Nachfolgewerk „Ellipsis“ produziert, dass am 06. März über Twilight released wurde. Wir dürfen gespannt sein, ob sich die Band weiterentwickelt hat und wie sich die Wechsel auf LEGENDA AUREAS Sound ausgewirkt haben.
LEGENDA AUREA spielen Symphonic Metal und dürfen am Ehesten mit früheren Nightwish, Epica, Edenbridge oder auch den Landsleuten von Lunatica verglichen werden. Die etwas dünne Produktion des selbstproduzierten Vorgängers wurde ganz eindeutig hinter sich gelassen, denn „Ellipsis“ hämmert wirklich kraftvoll aus den Boxen. Auch stilistisch wurde an Power zugelegt. Von Anfang an steht die Gitarre mehr im Vordergrund der Melodieführung und das Keyboard kümmert sich vermehrt um die Untermalung. Die annähernden Vergleiche zu Nightwish sind noch präsenter, da die neue Sängerin Simone Christinat der guten Tarja noch mehr ähnelt als Claudia Hofer. Dazu gehört nicht nur die Klangfarbe der Stimme sondern auch die Variablität des Gesangs. Auch die Rhythmussektion kommt noch deutlicher zum Vorschein als noch bei „Sedna“.
So gut einerseits die frische, druckvolle Energie ankommt, gibt es auch eine Schattenseite. Die schönen Melodien des Erstwerks, die den Hörer zu bezaubern vermochten, treten zu sehr in den Hintergrund oder fehlen ganz. LEGENDA AUREA setzen diesmal die druckvolle Seite in den Vordergrund. Man kann fast von einem Stilwechsel von Symphonic Metal zu Power Metal reden, wären da nicht die opernhaften Gesänge und die gelegentlichen Keyboardarrangements. Eigentlich nähern sich die Schweizer tatsächlich mehr dem an, was man früher unter female-fronted Gothic Metal verstand.
Auch wenn etwas der Charme der symphonischen Kompositionen des Vorgängers verloren gegangen ist, haben LEGENDA AUREA auch im Jahre 2009 interessante Songs am Start. „Reflections“ oder „Parasomnia“ könnten gut aus besseren Nighwish-Zeiten stammen. Bei „The Root“ fahren die Schweizer gar auf der thrashigen Schiene und verlassen diese nur für kurze besinnliche Intermezzi. An ausufernde und vielschichtige Stücke von Bands wie Symphony X erinnert mich „F44.8“. Überhaupt gehen LEGENDA AUREA in Sachen Songwriting diesmal wesentlich verschachtelter und komplexer zu Werke. Die Songs erschließen sich dem Hörer nicht mehr ganz so einfach, bringen durch ihren Tiefgang dafür eine vielfältige Seite zum Vorschein.
Dennoch gleichen sich manche Elemente, wie die Piano-Untermalungen, die zur stilistischen Auflockerung regelmäßig eingesetzten jaulenden Gitarrentöne oder die spacigen Keyboard-Spieleren zu sehr, um insgesamt von einem abwechslungsreichen Album zu sprechen. Auch die Tempi- und Rhythmuswechsel folgen einer durchgehenden Konsequenz. Hier vermisse ich, dass LEGENDA AUREA die durchweg progressiven Bereiche mal links liegen lassen und eine richtig eingängige und melodische Nummer einschieben.
Tracks, die Interessenten aber unbedingt antesten sollten, sind das tiefgründige „Absondence Pt I“ und das wuchtig-vertrackte „Outbreak“, bei dem aggressive männliche Vocals mal einen interessanten Kontrast zum Engelsgeträller bringen.Gar nicht ab kann ich das balladeske „Absondence Pt II“, da mir die gesanglichen Höhen zu extrem sind und auch nicht ganz tonsicher erscheinen und „Purgatory“ mit seinen futuristisch anmutenden Experimenten.
Haben sich LEGENDA AUREA nun weiterentwickelt? Ich denke, dass kann man schon sagen. Fraglich ist nur, ob die eingeschlagene Richtung wünschenswert ist. Die bezaubernde, eingängige und melodiöse Seite wurde gegen eine kraftvolle und komplexere ausgetauscht. Der Anspruch im Songwriting wurde sicher nicht zurückgeschraubt, doch hat sich die Ausrichtung verschoben. Ich glaube, wer von „Sedna“ begeistert war, findet den Einstieg in „Ellipsis“ nicht so leicht.
Obwohl mir persönlich „Sedna“ auch besser gefallen hat, beurteile ich „Ellipsis“ nicht schlechter, denn der Fortschritt in Sound und Intensität und das vielschichtige Songwriting sind ebenfalls in die Bewertung einzubeziehen. LEGENDA AUREA haben sich vom Symphonic Metal zu einem Mix aus Symphonic Progressive Power Metal und Gothic Metal entwickelt. Im Großen und Ganzen ist „Ellipsis“ schon ein gelungenes Album, das Freunde der früheren Band-Klänge aber erstmal vorsichtig antesten sollten.
Wertung: 7 / 10