Review Limbonic Art – Ad Noctum – Dynasty Of Death

  • Label: Nocturnal Art
  • Veröffentlicht: 1999
  • Spielart: Black Metal

Man muss den Herren Morfeus und Daemon ja zu Gute halten, dass das Ende von LIMBONIC ART nach „The Ultimate Death Worship“ und dem stetigen Qualitätsverlust von Werk zu Werk ein weiser Entschluss war. Gut, inzwischen gab es ja die Rückkehr mit „Legacy Of Evil“, aber damals war eine längere Pause definitiv notwendig geworden. Zugegebenermaßen ist es keine Schande die Klasse des Klassikers „Moon In The Scorpio“ nicht mehr erreicht zu haben, aber 2001 war die Luft erstmal raus. Doch es ist auch gleichzeitig klarzustellen, dass zumindest das zweite und dritte Werk der Norweger nicht gänzlich unbeachtet bleiben müssen. „In Abhorrence Dementia“ ging musikalisch noch etwa in die gleiche Richtung wie das Debüt, was sich dann jedoch mit „Ad Noctum – Dynasty Of Death“ endgültig änderte.

Man braucht den 1.ten Song „The Dark Paranormal Calling“ nicht lange laufen lassen und man wird den Unterschied merken:
Massives Geknüppel, welches einen zunächst das Leben schwer macht, beschallt einen von allen Seiten, ein Drumcomputer sorgt für Höchstgeschwindigkeiten und eine über allem zu stehen scheinende Stimme verstärkt die spacige Atmosphäre und ist sogar recht verständlich. Zu Beginn des Albums haben die im Vergleich zum Schlagzeug langsamen Vocals (gut, bei der Geschwindigkeit käme auch kein Death-Metal-Grunzer der Welt mehr mit) eine fast schon paralysierende Wirkung, der man sich schwer entziehen kann. Insgesamt ist der Gesang eher monoton, was jedoch ausgeglichen wird durch eine überaus gute Akzentuierung – Daemon versteht es die Texte der Atmosphäre gerecht rüberzubringen – sowie einigen langgezogenen Schreien und geflüsterten Passagen, die den einen oder andren Schauer über den Rücken zu jagen wissen.
Eine Stelle die ich besonders hervorheben will befindet sich im Song „Pits Of The Cold Beyond“, eine lateinische Textstelle wird mehrstimmig in einer solch fantastischen Art und Weise vorgetragen, dass man für einen Moment dieser Welt zu entfliehen scheint, hier spürt man für einen Moment eine ähnliche Magie wie zu Beginn des Titelstücks auf „Moon In The Scorpio“.

Der gesamte Sound ist wesentlich moderner ausgerichtet: Die Gitarren haben einen kalten und massiven Klang, die Produktion ist aber passend zum Weltraum-Szenario sehr glatt und großartige Spielereien werden der Atmosphäre willen ausgelassen, wobei es grade in der zweiten Hälfte des Albums doch etwas „rockiger“ zu Werke geht.Einhergehend mit dem modernen Sound sind auch die Keyboard-Inszenierungen weitaus weniger detailreich und ausufernd, „In Embers Of Infernal Greed“ erinnert da noch am ehesten an vorherige Werke durch das Intro oder den Break in der Mitte des Songs.
Im Song „As The Bell Of Immolation Calls“ werden alte und neue Trademarks verbunden, wenn das bekannte und beliebte Glockenläuten gemeinsam mit elektronischen Klängen und der erhabenen und düsteren Stimme Daemon’s das Intro dieses zunächst langsam vor sich her schreitenden und bis zum Schluss immer schneller werdenden Songs bilden, der sehr viele Stärken LIMBONIC ARTs verbindet und auch ein Highlight auf dem Album darstellt.

Schlussendlich kann man sagen, dass „Ad Noctum“ in gewisser Weise der richtige Schritt für LIMBONIC ART war, ein weiteres Werk à la „Moon In The Scorpio“ oder „In Abhorrence Dementia“ hätte Stillstand und Wiederholung bedeutet, und somit kam dieser Richtungswechsel zur richtigen Zeit. Man hat es geschafft eine ganz neue Atmosphäre aufzubauen, die mir in dieser Form noch bei keiner Band untergekommen ist, und musste trotzdem nicht alles was einen früher ausmachte über Bord werfen, so dass es sicherlich auch für LIMBONIC-ART-Fans der 1.ten Stunde interessantes Material darstellten könnte.
Festzuhalten bleibt dennoch, dass es öfter mal Längen gibt, in denen man in Versuchung gerät nicht mehr richtig hinzuhören und der Sound ist sicher auch nicht jedermanns Sache, grade der Drumcomputer ist zwar passabel programmiert – wenn auch mit unmenschlicher Geschwindigkeit – aber eben nur ein Drumcomputer. Wenn man jedoch erstmal den Anfang überstanden hat kommt man auch kaum umhin sich das Album bis zum Schluss anzuhören, mir ging es jedenfalls so. An manchen Stellen blitzt die musikalische Genialität der Bandmitglieder auf, aber insgesamt ist es doch eher auf eine guten, also nicht überragendem Niveau, so dass „Ad Noctum“ zwar sicher eine Erfahrung wert ist, ein Must-Have ist es jedoch längst nicht mehr.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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