Review Limbonic Art – Moon In the Scorpio

Immer wieder liest man Statements von Bands oder Meinungen von Leuten, welche weiblichen Gesang und Keyboardeinsätze im Black Metal nicht schätzen bis verachten. Ist man ehrlich, so kann man solche Meinungen nachvollziehen, denn oftmals misslingen darauf basierende Experimente. Aber eben nicht immer und manchmal entstehen damit sogar regelrechte Meisterwerke, an denen man kaum oder besser gesagt gar nicht vorbeikommt. „Moon In the Scorpio“ ist so eines, LIMBONIC ART – mittlerweile nicht mehr existent – haben damit vor mehr als einer Dekade ein melodisches Black Metal-Album erschaffen, welches bis heute in seinem Genre kaum erreicht worden ist.

Doch woran liegt es, dass alle Zuckerfabrikanten der BM-Welt es nicht schaffen, die ausgewogene Mischung eigenständig nachzubauen? Gut, natürlich zum einen daran, dass LIMBONIC ART nicht zu sehr auf Kitsch setzten wie Schnulz-BM-Band Nummer 180 B. Schneiden wir mal den Punkt Authentizität an, auf welchen Gruppen ohne Keyboard usw. ja gerne pochen, wenn sie keyboardlastigen Black Metal aburteilen. „Moon In the Scorpio“ steckt unzählige Releases von solchen Künstlern locker in die Tasche. „Beneath the Burial Surface“ beginnt mit spacigen Klängen, bevor sich das Keyboard symphonisch erhebt und ein baldiges, großes Szenario verheisst. Dann geht es los, die Drums schnellen hervor, die Gitarren paaren sich mit der außergewöhnlich famos komponierten Symphonie. Eine liebliche Melodie ertönt, zugleich ertönt raues und helles Gekeife, bannt den Hörer und lässt seine Augen freudig funkeln. Nach gut 7 ½ Minuten erfolgt dann ein keyboardbetontes Intermezzo, in welchem das Tempo gedrosselt wird und die Stimmung des Hörers in manchen Nuancen hin- und herschwankt. Überhaupt vergehen die knapp vierzehn Minuten von „Beneath the Burial Surface“ wie im Fluge, LIMBONIC ART halten die Spannung und Intensität der doch sehr individuellen Atmosphäre hoch. Individuell deshalb, weil die Norweger immer wieder im Laufe dieses Werkes beweisen, wie unerwartet mancher Einfall oder manche plötzliche Wendung doch sein kann und vor allem wie innovativ das Ergebnis daraus ist.

Das Titellied wird mit beschwörerischen Worten eingeleitet, welche von Glockenklängen unterstützt werden sowie eines immer stärker werdenden Drummings. Nun kennt man solche Späßchen ja zu Genüge von Dani Filth et cetera, doch was hier geboten wird, ist damit gar nicht zu vergleichen. Das ist ungefähr so, als wollte man ein Kettcar aus vierter Hand mit zwei Papprädern mit einem Lamborghini vergleichen. Wobei LIMBONIC ART selbsterklärend letzteres sind. Die Glockenschläge sind auch später noch zu vernehmen, sie machen einen nicht wirklich irrelevanten Teil der Melodie aus, wenn sie später für einige Zeit mit einem extravaganten und bezaubernden Riffing die Chose dominieren. Gen Ende dieser umwerfenden Klangescollage legt sich wieder der Nebelvorhang des ersten Stückes auf die Szenerie. „Through Gleams of Death“ wird gar von opernartigen Sangesarien eingeleitet. Der äußerst symphonische Gesang kehrt auch im Laufe dieses Tracks wieder, jedes Mal wirkt er befremdlich, einen Moment später aber schon vorzüglich. Der Gesang ist sowieso eine Sache für sich, „In Mourning Mystique“ beginnt nämlich gesanglich meditativ, dazu passend wurden hintergründige Klänge konstruiert. Doch wie aus dem Nichts erschallen wieder diese unglaublichen Keyboardspielereien und der arienartige Gesang.

Das nachfolgende „Beyond the Candles Burning“ wird mit Rabengekrächze und Gewitterklängen eingeleitet, später folgt eine schier majestätische Melodie. Diese Ingredienzien sind heutzutage der Inbegriff von kitschigen Arrangements, doch die Umsetzung hier vernichtet geradezu jeden etwaigen Vorwurf in diese Richtung. Ebenso überragend ist die Vielfalt dieses Liedes, aber prinzipiell weisen das freilich sämtliche Stücke auf diesem Album auf, nur hier bemerkt man dies massiv. „Darkzone Martyrium“ schließt dieses Epos letztlich. Eine düster-melancholische Melodie ertönt, dazu kommt hastiger Sprechgesang, der beschwörerisch immer dieselbe Formel wiederholt. Später wird die Melodieführung etwas wirr, da der Klang des Gesanges von Morgana und dem Frontmann zusammen nicht alltäglich ist.

„Moon In the Scorpio“ ist fantastisch. Dieses Opus ist nicht nur im melodischen Black Metal-Bereich eine Referenz, nein, LIMBONIC ART haben hier ein generelles Meisterwerk abgeliefert. Dieses Album ist ganz schwer in Worte zu fassen, da man es einfach nicht vergleichen kann. Die Norweger haben ein selten so deutlich individuelles Werk erschaffen. Alleine das muss man ihnen schon lassen, selbst wenn man die Klasse der Musik für den Moment außer Acht lässt. Schließen wir hier mit der Feststellung, dass „Moon In the Scorpio“ schlicht wahre Klangeskunst darstellt, die jederzeit fesselnd und ergreifend komponiert worden ist.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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