Review Mainpoint – Under Water

Zugegebenermaßen fiel es mir selten so schwer, zu einer Platte etwas zu schreiben, wie im Fall der Rostocker Gotiker MAINPOINT. Irgendwie will von der Musik des norddeutschen Quartetts, welches seit 1996 fleißig CDs produziert und Konzerte spielt, überhaupt nichts bei mir zünden. Gut, sowas mag vorkommen, dann hat man wenigstens den Vorteil, kräftig über Misserfolge abzulästern. Genau dies erscheint mir aber auch nicht möglich, denn auch nach intensivem Studium der elf Songs plus Intro von „Under Water“ ist die Gesamtmenge der Totalausfälle absolut überschaubar, womit ein Verriss völlig unberechtigt ist.

Da ich die Band im Vorfeld nicht kannte, verschaffte ich mir per Infozettel einen ersten Überblick und konnte feststellen, dass die Musik mit Moonspell, Paradise Lost und Sisters Of Mercy vergleichbar zu sein scheint. Aha! Die üblichen sonstigen Lobeshymnen überlese ich mal schnell und widme mich stattdessen der Essenz des Ganzen, der Musik. Die herangezogenen Vergleiche stimmen tatsächlich weitgehend, auch wenn man die Qualität der Genannten selten erreicht. Das Konzept wird aber auch so schnell klar: sämtliche Songs bewegen sich in Radiolänge bzw. etwas darüber (auch wenn ich hier keine Absicht in dieser Richtung erkennen oder unterstellen vermag), sind mit der düsteren Stimme von Fronter und Bassist Axel ausgestattet und bewegen sich durchweg im Midtempobereich. Hier wird das Problem bereits sehr deutlich. Auf die Dauer fehlt einfach die Abwechslung. Mal etwas schneller, mal etwas atmosphärisch-langsamer, aber dennoch irgendwie immer gleich. Dass es in einigen Momenten dann doch besser geht, zeigen sie z.B. durch den Einsatz der Gastsängerin Binia Wolter bei einigen Songs, welcher ein wohliges Maß an Innovation bietet. Meiner Meinung nach könnte dieses Element sogar noch weiter ausgebaut werden, denn die Duette „69-Eyes-mäßiger-Männergesang“ in Verbindung mit den zurückhaltenden, also überhaupt nicht aufdringlich wirkenden female Vocals können sich ganz gut hören lassen.

Ein weiteren Minuspunkt fährt leider auch die Produktion ein. Ich will nicht behaupten, dass sie total schlecht ist, denn es ist für genug Transparenz gesorgt, für eine Band dieses Genres fehlt es aber massiv an Druck. Selbst die wuchtigen Songs wie „Fatherland“ verlieren so ziemlich an Fahrt. Schade, hier hätte man sicher noch einiges rausholen können. Zudem machen einige magere Texte den Genuss madig, so ist der „Party-und-Feier-Text“ von „Cowboys“ doch eher was für die Power-Metal-Fraktion, der Titel „Ave Satani“ lässt hingegen schon das Schlimmste befürchten. Sollte der Text ernst gemeint sein, hätten wir es mit einem selten klischeehaften Song zu tun. Musikalisch jedoch nicht verkehrt und somit erhebe ich ihn zusammen mit „Deathroad Labyrinth“, dem angesprochenen „Fatherland“ und „Can You See The Sun“ zu den Anspieltipps auf „Under Water“. Zusammengefasst bleibt ein zwiespältiges Album, der Band kann ich die kompositorischen Fähigkeiten und das Gespür für die eine oder andere nette Melodie nicht absprechen, beim nächsten Mal wäre etwas mehr Abwechslung und vor allem eine druckvollere Produktion aber sicher ein Plan, der intensiv ins Auge gefasst werden sollte.

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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