Review Methadone Skies – Retrofuture Caveman

Doom Metal, Psychedelic, Stoner und Post-Rock – der Stilmix, dem METHADONE SKIES sich verschrieben haben, liest sich wie ein todsicheres Erfolgsrezept, das Retro-Fans und Menschen mit modernen Hörgewohnheiten gleichermaßen ansprechen sollte. Den großen Durchbruch hat die seit 2009 aktive Band aus Rumänien bislang allerdings noch nicht geschafft. Ob sich das mit ihrem inmitten der Coronapandemie entstandenen Album „Retrofuture Caveman“ ändern wird, darf angezweifelt werden. Man wünscht es dem Quartett aber auf jeden Fall, denn mit ihrer fünften Platte, an der unter anderem Mitglieder von Dordeduh mitgewirkt haben, ist METHADONE SKIES ein in jeder Hinsicht erstklassiges Werk gelungen.

Heiße Kandidaten für Playlists auf den gängigen Streaming-Plattformen legen METHADONE SKIES allerdings nicht vor. Zumindest würden ihre bis zu 18 Minuten langen, rein instrumentalen Stücke zwischen den üblichen Drei-Minuten-Songs mit eingängigen Hooks ziemlich aus dem Rahmen fallen. Langatmig ist „Retrofuture Caveman“ dennoch überhaupt nicht. Die Kunst des schlüssigen und packenden Songwritings beherrschen METHADONE SKIES nämlich vorbildlich. Bis auf den ausgedehnten, manchen vielleicht etwas zu eintönigen Drone-Part in der zweiten Hälfte des Titeltracks gibt es nicht eine Passage, die dem Fluss der Platte abträglich oder überflüssig erscheint.

Dank der abwechslungsreichen Kompositionen zieht sich keines der Stücke unnötig in die Länge, obwohl die Band sich mit dem Aufbau ihrer Spannungsbögen durchaus Zeit lässt. Im Opener sind es vor allem die verspielten Drums und Keyboards, die bis zum imposanten, getragenen Abschluss bei Laune halten. Das sanftmütige „Infected By Friendship“ berührt hingegen mit seinen leicht melancholischen Clean-Gitarren und hell rauschenden Synthesizern, ehe der Track sich zum Ende hin auf mitreißende, von Zuversicht erfüllte Weise aufbäumt.

Im kräftig getragenen, immer wieder aber auch enthusiastisch aufsprudelnden „The Enabler“ und im dynamisch treibenden „When The Sleeper Awakens“ bewegen METHADONE SKIES sich wiederum gekonnt in Richtung Metal. So weit die eingesetzten Stilmittel auch auseinanderklaffen, die Band verknüpft sie stets nahtlos. Insbesondere „Western Luv ’67“ macht mit seinem psychedelisch verträumten Auftakt und seiner intensiven Auflösung in dieser Hinsicht eine spannende Entwicklung durch. Sogar fast noch beeindruckender als das Songmaterial an sich ist die wunderbar vielschichtige, natürliche Produktion, durch die man jedes musikalische Detail ohne Störfaktoren bestaunen kann.

Dass METHADONE SKIES in pandemiegeplagten Zeiten ein derart mutspendendes Album auf die Beine stellen konnten, ist für sich schon bewundernswert. Doch auch, wenn man die Umstände seiner Entstehung ausblendet, überzeugt „Retrofuture Caveman“ in jedweder Hinsicht. Mit spielender Leichtigkeit kombinieren die Rumänen darauf Merkmale unterschiedlicher Rock-Subgenres, schweißen sie untrennbar zusammen, wechseln behände zwischen zarten und kraftvollen Klängen und verlieren dabei doch nie den roten Faden aus den Augen. „Retrofuture Caveman“ ist ein Album zum Mitfühlen und Hoffnungschöpfen – und damit ein Werk, das gerade in Zeiten wie diesen unheimlich guttut.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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