Review Minas Morgul – Kult

Genau wie viele andere gute Bands haben sich MINAS MORGUL mit ihrem neuen Album fünf Jahre Zeit gelassen. Dafür erscheint es nun pünktlich zum 20-jährigen Bandbestehen, und es sei vorab gesagt, das Warten hat sich gelohnt.

Ganz einfach „Einleitung“ wird das erste Stück des Albums genannt, welches mit sanften Tönen und Summen mit weiblicher Stimme beginnt, verbunden mit abgespacten Geräuschkulissen, die man von MINAS MORGUL Morgul gar nicht erwartet hätte. Es wird wilder, dumpfes Getrommel mischt sich unter, alles sehr geheimnisvoll! Man kann bereits hieran erahnen, dass dieses Album etwas Besonderes sein wird.

Ohne Überleitung oder Vorwarnung wummert nun das brachialste Stück des Albums, „Kult“, aus den Boxen. Der Titeltrack eröffnet ungewöhnlich düster in schleppendem Takt im Midtempo-Bereich und knallt dem Hörer erst mal so richtig einen vor den Latz. Weiblicher, mahnender, fragender Sprechgesang macht die Sache unfassbar spannend und geheimnisvoll, bevor Sänger Rico so richtig aus sich rausgeht und die Texte förmlich herauspeitscht. Wer die Lyrics verinnerlicht, wird sofort merken, dass dieser Track mit seinen Fragestellungen absichtlich unbequem ist, um zum Denken anzuregen. „Wer entscheidet, wofür wir sterben? Wer legt uns in Ketten? Und wer besitzt den Schlüssel, der uns befreien kann?“. In jedem Fall ist dieser Track ein wuchtiges Song-Ungetüm, welches erst mal verdaut werden möchte, weil man mit so viel Wumms vielleicht nicht gerechnet hat.

Da man nun ahnt, was die Stunde mit MINAS MORGUL’s neuem Album geschlagen hat, werfen einen die Folgetracks etwas weniger aus der Bahn, man kann sich der sagenhaften Tongewalt nur hingeben und eindringen in die kompositorischen Bestien, die gleichzeitig mit intelligenten Texten über diese Welt, Sinn und Sein und auch Schmerz und Enttäuschung überzeugen. Besonders tiefgehend ist diesbezüglich der subtil schwermütige Song „Leere“, dessen Lyrics, sofern man sich angesprochen fühlt, vielleicht sogar dazu führen können, dass man sein Leben mal überdenkt und etwas ändert: „Wer immer nur im Schatten lebt, kein Licht und keine Fackel ist, wessen Geist nur irrt im Nebel, hat keinen Wert, erkennt sich nicht. – Was treibt dich an? Wer willst du sein?“ Lyrics, die so wahr sind, dass sie wehtun!

So hat jedes Lied von „Kult“ etwas Besonderes, mit dem man nicht gerechnet hätte, aber gleichzeitig lebt auch der typische MINAS MORGUL-Sound in diesem Album weiter, nur sehr verbessert. Die erwartete Härte vermischt sich perfekt mit eingängigen, manchmal subtilen Melodielinien. Sogar Robse von Equilibrium ließ es sich nicht nehmen, seinen Teil beizutragen und hat sich in „Nur eine Kugel“ die Ehre als Gastmusiker gegeben. Dieser Track ist ein Knüppelgewitter der besonderen Art, nur haarscharf am Death-Metal vorbei, wie einige andere Stücke auch.

Lasst uns zum Ende switchen: Das finale Stück trägt den Titel „XX“ – hier als römische Ziffer für den Zeitraum von zwei Jahrzehnten, welche auch im Lied thematisiert werden. Man blickt auf 20 Jahre Bandgeschichte von MINAS MORGUL zurück und ich meine, man bedankt sich (wenn auch nur durch die Blume) bei den Fans, wenngleich nicht ohne Fragen zu stellen, wie diese, was bleiben wird, wenn wir gehen. Der Track ist ein richtig harter Rausschmeißer, Schlagzeug-Geknüppel, tief grummelnder Bass und der Text wird einem gnadenlos um die Ohren gehauen. Dies alles in bestem Headbang-Takt. Ich erahne in diesem Song das Show-Highlight kommender Live-Auftritte.

Um es kurzzumachen: diese Abrissbirne namens „Kult“ ist ganz eindeutig eine Empfehlung wert, kompromisslos, ehrlich, unverblümt und scheppernd!

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Uta A. (Gastredakteurin)

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