Review Myrath – Legacy

Wer Orphaned Land oder Amaseffer sagt, muss auch MYRATH sagen. Und wer von orientalischem Metal spricht, von Musik mit dem Touch des Mittleren Osten, der kann ein „Desert Call“ (2010) oder dessen Nachfolger „Tales Of The Sands“ (2011) nicht unerwähnt lassen. Denn nicht ohne Grund schafften es die fünf Herren aus Tunesien bereits in das Vorprogramm von Robert Plant, besaßen bei der Vermarktung von „Desert Call“ die Rückendeckung von Sony und werden sich die Bühne mit Symphony X teilen.

Typisch für die mittlerweile in Frankreich residierenden MYRATH ist die Kombination von Stilen, die sich auf dem Papier zunächst leicht lesen, aber schwer in Verbindung verbringen lassen: Progressive Rock trifft auf Power Metal im Gewand von folkloristischen Anleihen. Genauer gesagt verbindet sich die Raffinesse des instrumentalen Spiels des Prog Rock mit dem im Power Metal beheimateten Gesangstil, eingebettet in die traditionelle Musik des Landes. Dieses Konzept von Anfang an durchziehend, gelangen MYRATH damit vier gute Alben und somit eine Diskografie, die keine Schwachstelle aufzeigt. Auch auf ihrem aktuellen Output „Legacy“ verdeutlichen die Tunesier erneut, weswegen die Konstellation arabische Musik und westlicher Metal funktionieren kann: Dank ihres ausbalancierten Spiels, welches weder das eine noch das andere zu dominant in den Vordergrund rückt, sondern das Beste aus beiden Welten in Harmonie miteinander zu verbinden weiß, ist „Legacy“ erneut so vielschichtig, aber nicht zu überladen wie sein Vorgänger. Den Optimismus, den MYRATH seit jeher in ihren Songs plakatieren, leben sie ebenso in ihrer Musik, die das Gemüt des Hörers sofort erhellt.

In dieser Hinsicht stellen MYRATH das komplette Gegenteil von Melechesh oder Rotting Christ dar, obwohl an diesem Punkt aber einzuhaken ist: Die Atmosphäre der beiden genannten Bands ist zwar wesentlich dunkler, fördert (vielleicht gerade dadurch) aber auch mehr Ecken und Kanten zu Tage. „Legacy“ besitzt beides wenig bis gar nicht, was jedoch nicht an einer zu glatt gebügelten Produktion, sondern schlichtweg an der einnehmenden, durchweg positiven und kraftvollen Musik liegt. Nun kann man MYRATH dieses lobenswert helle Gemüt natürlich nicht vorwerfen, aber zumindest erwähnen, dass eben jenes der Grund dafür ist, dass es „Legacy“ zuweilen an dem Gespür fehlt, den Hörer mit dieser Musik im Mark zu erschüttern und ihm Gänsehaut zu bereiten.

Wie essenziell das für den einzelnen sein mag, ist Geschmackssache, dennoch sollte jeder Fan der genannten Gruppierungen wenigstens ein Album von MYRATH gehört haben. Und im besten Fall das aktuelle, davon ganz klar als Anspieltipp geeignet: „Get Your Freedom Back“.

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Wertung: 7.5 / 10

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