Review Palindrome – Bundle These Last Scattered Synapses (EP)

Jahrelang galt die klassische Bandformation Gitarrebassschlagzeug (wahlweise angereichert um eine weitere Gitarre) zusammen mit Gesang in der Rockmusik als vorherrschend, nimmt man einige Bands aus, welche auch ein pathetisches (größtenteils lediglich untermalendes) Keyboard in ihre Kompositionen mit einschlossen. Diese traditionelle Konstellation wurde schließlich besonders in der Spielart des Progressive Rock durch Elemente wie Bläser angereichert, während auch das Keyboard endlich die Rolle als eigenständiges Element in der Rockmusik erhielt. Nach einer Welle spannender Bands wurde allerdings auch dieses Genre relativ schnell vorhersehbar, und obwohl es immer wieder Spaß macht, beispielsweise Funkanleihen in Rockmusik auszumachen, fehlt bei einem Gros der Bands aus diesem Genre doch die Frische und Energie sowie das Leichte im Verkopften. PALINDROME aus Österreich präsentieren auf ihrer EP „Bundle These Last Scattered Synapses“ eine weitere groovige Variante des Progressive Rock, welche zwar nicht zwingend mit neuen Ideen aufwartet, in ihrer Spielfreude und hörbaren Leidenschaft allerdings genau diese Frische darstellt.

Während die Band auf ihrem ersten Album „Profit Vs. WoMankind“ noch stärker in Richtung Art Rock tendierte, lassen sich auf dieser EP auch viele Math-Rock-Anleihen feststellen. Die Verbindung zwischen vertrackten Schlagzeugrhythmen, punktiertem Bläsereinsatz und immer wieder ausbrechenden Gitarren wirkt durch die akzentuierte Struktur der Songs unfassbar eingängig und mitreißend, so dass bereits beim Opener „Toy Of Fate“ der unwiderstehliche Drang einsetzt, einfach mitwippen zu müssen. Der Gesang von Frontfrau Rosa erinnert in ihrer Mischung zwischen energischem Gesang und ruhigen Passagen stark an die Stimme von Dominique Lenore Persi, der Frontfrau der Stolen Babies, ein Eindruck, der durch die verschrobenen Songstrukturen unterstützt wird. Durch die immer wieder in wilde Solo-Gefilde ausschwenkenden Gitarrenmelodien und die teilweise nur schwer nachzuvollziehenden Brüche werden gleichzeitig Erinnerungen an die besten Momente von The Mars Volta geweckt.

Dass die Songs stets bis auf den letzten Ton durchdacht und höchst komplex strukturiert sind, ändert nichts daran, dass man bereits beim ersten Hördurchgang den Zugang zu dieser EP findet und diese unglaublich kurzweilig erscheint. Ein Song wie „Nothing To Lose“, der in seinen wirren Rhythmen teilweise an Bands wie Panzerballett erinnert, ist dabei immer noch so direkt und unwiderstehlich, dass man einfach Spaß dabei haben muss, erst recht, wenn gegen Ende des Songs Rosas verzerrte Stimme tatsächlich an die hohen Tonlagen von Cedric Bixler-Zavala erinnert. PALINDROME ist eine Band, die sich nicht mal im Ansatz vor ihren großen Vorbildern zu verstecken braucht, sondern vielmehr die Frische zurückbringt, welche beispielsweise mit den ersten The-Mars-Volta-Alben in die Musikwelt einbrach.
PS: Eine kleine Anmerkung muss hier noch erlaubt sein: Lustigerweise muss ich beim Hörgenuss des gesamten Albums in einigen Momenten immer wieder an die großartige Titelmelodie von „Inspector Gadget“ denken – vielleicht sollte ich mich hier aber auch einfach auf den Titel der EP beziehen und meine Synapsen wieder in Ordnung bringen.

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