Ein schwedisches Trio namens PORT NOIR, eine grobe Kategorisierung als Dark Rock und eine EP mit dem farbenfrohen Titel „Neon“ – Welches dieser drei Dinge passt nicht zu den anderen? Na klar, die EP. Das wäre auch nicht weiter schlimm, ginge es dabei lediglich um den Namen. Dass sich das jedoch auch von der Musik per se sagen lässt, ist leider alles andere als erfreulich. Denn was auch immer die Band mit so düsteren Worten wie „Noir“ oder „Dark“ in Verbindung gebracht hat, es muss sich um ein Missverständnis gehandelt haben, denn PORT NOIR spielen in erster Linie poppigen Rock.
Obwohl bereits der gleichnamige Opener diese Unstimmigkeit aufzeigt, kann man diesen nach der anfänglichen Verwunderung sogar noch durchaus als gelungen bezeichnen. „Neon“ ist der beste der vier Tracks und lebt von seinem tanzbaren, unglaublich eingängigen Refrain, in dem die Gitarren eine unbeschwerte Gute-Laune-Stimmung erzeugen und der Gesang etwas tiefer ist als auf dem Rest der EP. Ansonsten sind die Vocals leider das, woran die Musik von PORT NOIR am meisten krankt. Der Gesang ist nämlich auf eine irritierende Art weinerlich, ganz besonders im anschließenden „Heathens“. Immerhin werden PORT NOIR ihrem Namen von da an schon etwas eher gerecht, aber das ist angesichts des Openers wirklich kein Kunststück.
Die Defizite, die die Musik aufgrund der Vocals aufweist, werden durch die Instrumente leider auch nur bedingt ausgeglichen, denn sowohl die Gitarren als auch die Synthesizer werden nur sehr minimalistisch und recht monoton eingesetzt, wobei Letzte noch eher die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sodass man sich Erstere in gewissen Passagen genauso gut hätte sparen können. Davon dass die drei Schweden die verschiedensten musikalischen Hintergründe von Jazz bis hin zu Extreme Metal haben, merkt man nahezu gar nichts. Auch die groovigen Gitarren in „De Revuelta“ kommen nicht über das Prädikat „mittelmäßig“ hinaus. Das abschließende „Down Your Road I’ve Seen The Devil Stalking“ lässt demgegenüber nicht nur mit seinem Titel aufhorchen, sondern schüttelt den gelangweilten Hörer mit seinem gehetzten Rhythmus und einem kurzen Anfall von Aggression ein wenig auf. Die Synthesizer im Refrain sind halbwegs atmosphärisch und klingen gegen Ende fast schon sakral, ja sogar die Gitarren tragen hier zur Stimmung bei.
Mit „Neon“ haben PORT NOIR also eine EP mit zwei passablen und zwei belanglosen Tracks veröffentlicht, die zwar ein paar vereinzelte interessante Elemente vorweist, insgesamt aber schlicht und einfach nicht überzeugt. Die sanften Synth-Pop-Anteile wissen da noch am ehesten zu gefallen, wer aber nach Rock oder – genauer gesagt – Dark Rock sucht, sollte sich lieber weiter umsehen. Was genau sich In-Flames-Frontmann Anders Fridén (dessen Gesangskünste ebenfalls oft bemängelt werden) dabei dachte, als er PORT NOIR „entdeckte“, kann man jedenfalls nur erahnen.
Keine Wertung