Review Pure Wrath – The Forlorn Soldier (EP)

Metal-Bands findet man mittlerweile selbst in den entlegensten Winkeln der Welt. Dass die unzähligen Subgenres der harten Gitarrenmusik ihren Ursprung im globalen Westen haben, lässt sich allerdings daran erkennen, dass Metal aus Ostasien oder Afrika oftmals immer noch etwas unausgegoren klingt. Ob es nun an einem Mangel an Knowhow oder Ressourcen liegt, darüber lässt sich nur mutmaßen. Tatsache ist, dass hierzulande bislang kaum eine Band aus diesen Teilen der Welt für Aufsehen sorgen konnte. Doch es gibt auch Ausnahmen von der Regel – zum Beispiel PURE WRATH, das Symphonic-Black-Metal-Soloprojekt des Indonesiers Januaryo Hardy, das mit „The Forlorn Soldier“ seine erste EP über Debemur Morti Productions herausgebracht hat.

Dass PURE WRATH das etablierte, französische Underground-Label für sich gewinnen konnte, lässt sich anhand der EP gut nachvollziehen. Mag „The Forlorn Soldier“ auch nicht zu den außergewöhnlichsten Veröffentlichungen des mitunter ziemlich experimentellen Debemur-Morti-Rosters zählen, so birgt das Kurzalbum doch drei erstklassige Symphonic-Black-Metal-Stücke.

Sowohl die kernigen Screams und bedrückenden Klargesänge als auch die handfesten Tremolo-Riffs und finsteren Keyboards machen die Tragik des Textkonzepts, das die durch das indonesische Militär Mitte der 1960er Jahre verübten Massaker aufgreift, allzu deutlich spürbar. Die immense Intensität der Tracks fließt allerdings auch zu großen Teilen aus der von Yuriy Kononov (White Ward) beigesteuerten Rhythmusfraktion. Mit brachialen Drum-Rolls und Blast-Beats wird hier nicht gegeizt, der Gastschlagzeuger weiß sich aber auch in den richtigen Momenten zurückzunehmen – insbesondere im bedeutungsschweren, getragenen „With Their Names Engraved“.

Dice Midyantis teils schwungvolles, teils fragiles und betrübliches Klavierspiel verleiht der EP an manchen Stellen sogar einen überraschend eleganten Klassik-Touch („When A Great Man Dies“). Seine durchwegs soliden Kompositionen rundet Januaryo Hardy schließlich noch mit der von ihm im Alleingang kreierten, druckvollen und definierten Produktion ab. Mit den bekannteren Vertretern des Genres kann sich PURE WRATH folglich an sämtlichen Fronten problemlos messen.

Kurz gesagt: „The Forlorn Soldier“ ist eine durch und durch runde Sache. Während die Arrangements in der goldenen Mitte zwischen Vielseitigkeit und Konsistenz liegen, lässt sich PURE WRATH bezüglich Sound und Performance keinerlei Fehler zu Schulden kommen. Sogar die bereits vielen Symphonic-Black-Metal-Bands zum Verhängnis gewordene Herausforderung der stimmigen Gewichtung von Metal-Instrumentierung und Keyboard-Unterbau hat Januaryo Hardy hier vorbildlich gemeistert. Man kann nur hoffen, dass in Zukunft noch mehr indonesische Künstler es ihm gleichtun und ebenso ausgefeilte Metal-Alben kreieren werden. Mit „The Forlorn Soldier“ hat PURE WRATH jedenfalls ein hervorragendes Beispiel dafür vorgelegt, dass guter Black Metal nicht unbedingt aus Europa kommen muss.

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