Review Sick City – Nightlife

Im November heißt es beim eigentlich eher für Hardcore- und Metalcore bekannten Label Trustkill wohl: Alternative Rock, Emopop und Punk – passend zum beginnenden Weihnachtsgeschäft. Rein zufällig heißen die beiden Bands, die die Firma dieser Tage auf den Markt bringt City Sleeps (die mit „Not An Angel“ ein kurzweiliges, empfehlenswertes Album am Start haben) und SICK CITY. Ebenso wie City Sleeps buhlen auch SICK CITY mit 13 Tracks um die Gunst des Hörers, ebenso wie City Sleeps` „Not An Angel“ ist auch SICK CITYs „Nightlife“ etwa 40 Minuten lang.

Musikalisch gibt es dann aber doch Unterschiede. SICK CITY bewegen sich zwar auf ähnlich ausgelatschten Pfaden wie die schlafende Stadt, dennoch sind die Kanadier insgesamt weniger poppig, tun etwas alternativer und emolastiger, mischen immer mal wieder ein paar Punkelemente in ihren Sound mit ein. Ein bisschen weniger College Rock also, ein klitzekleines bisschen schrofferer Punk dafür. Aber natürlich kein richtiger dreckiger Punk. Sänger Josh Youngson spricht davon, dass seine Band Musik macht, die man sonst noch nirgendswo gehört hat. Ich sage: Sie klingen wie die meisten dieser Emo-Alternative-Kapellen, keinen Deut besser, aber eben auch kein bisschen schlechter. In der Szene scheinen Innovationen den musikalischen Untergang zu bedeuten. Zu schade. Aber es funktioniert ja mit dem Erfolg: In ihrer Heimat gehören SICK CITY schon zu den ganz großen Nummern.

Nette Melodien gibt es hier natürlich auch: Dazu höre man die aktuelle Single-Auskopplung „Turning Heads“ oder das groovig-rockige „Millions“. Wenn es mal richtig spannend und neuartig wird, wie beim instrumentalen Titeltrack, dann ist es leider viel zu schnell wieder vorbei. Gerade mal eine Minute wird hier das nächtliche Stadtbild mit orchestralen, atmosphärischen Keyboardsounds vertont. Da hätte man viel mehr draus machen können. Ansonsten gibt es hier viel viel Bekanntes, recht gut gemachtes. Erst bei der Piano-Ballade „City Lights“, die zwar nicht ganz kitschfrei, aber dennoch sehr gelungen ist, weiß sich die Band wieder ein eigenes Gesicht aufzubauen und sich aus der eigens gebastelten Schublade zu befreien. Warum nicht mehr davon?

Das, was SICK CITY machen, haben schon Jimmy Eat World, Taking Back Sunday oder Funeral For A Friend vor ihnen gemacht. Die Kanadier reihen sich solide in diese Liste ein, ohne besonders hervorstechen zu können. „Nightlife“ geht völlig in Ordnung, ist aber nichts Besonderes. Da hilft auch ein bisschen Growlen und operesker Frauengesang bei „Tora, Tora, My Dear Tora“ nicht. Für alle, die nicht genug von solcher Musik bekommen können, ist SICK CITY eine weitere der unbegrenzten Möglichkeiten in diesem Genre. Die etwas gitarrenlastigere, nicht ganz so gut produzierte Alternative zu City Sleeps, um mal beim Label zu bleiben. Und ich persönlich höre lieber die Letztgenannten. Lieber schlafen als krank sein, oder etwa nicht?

Wertung: 7 / 10

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