Die Kalifornier SPACE VACATION sind zwar eine Underground-Band, aber sicher keine Newcomer mehr. Seit bald 15 Jahren aktiv konnte sich die Formation mit vier Alben einen exzellenten Ruf als U.S.-Metal-Band der alten Schule erspielen. Kein Wunder, ist an der Mannschaft doch u. a. der ehemalige Vicious-Rumors-Gitarrist Kiyoshi Morgan beteiligt. Fünf Jahre nach ihrem letzten Output „Lost In The Black Divide“ haben SPACE VACATION mit „White Hot Reflection“ nun ein neues Album in den Startlöchern, das einmal mehr über die Underground-Spezialisten Pure Steel erscheint.
SPACE VACATION waren schon immer eine gradlinige Heavy-Metal-Band, die nicht versucht, das Genre zu revolutionieren. Daran hat sich auch auf „White Hot Reflection“ nichts geändert und so liefern die Kalifornier hier zum fünften Mal schnörkellosesten Old-School-Metal. Dabei orientiert sich die Formation an so ziemlich jeder namhaften Westküsten-Band der seligen 80er, wobei ultimativ natürlich nicht sehr viel eigenes Profil übrig bleibt. Dank der Kombination aus kernigen Riffs und pathoslastigen Melodien und Gesangslinien in Songs wie „Don’t Say It“ oder „Win The Night“ befindet sich die Truppe knietief im Fahrwasser von Kollegen wie Widow und Enforcer.
Wenngleich man also schon aufs Cover gucken muss, um herauszufinden, dass es sich hier um SPACE VACATION und nicht eine beliebige andere Band der Sparte handelt, ist die Musik für sich genommen doch absolut solide. In Nummern wie „Playing With Fire“, „Being Evil“ oder „Burn With Me“ stehen die Herren stets mit einem Bein im Heavy Metal und dem anderen im Hard Rock, was dank entsprechend starker Riffs und Arrangements eine hervorragende Mischung ergibt. In „Iceberg“ wird es obendrein auch mal richtig thrashig und „When Heroes Die“ ist ein epischer True-Metal-Stampfer der ganz alten Schule. Das alles mag es schon unzählige Male gegeben haben, aber es ist auch immer wieder gut.
Was SPACE VACATION tatsächlich von anderen Bands abzuheben vermag, ist der Gesang: Auf „White Hot Reflection“ überzeugt die Truppe immer wieder mit tollen mehrstimmigen Vocal-Arrangements, die von überragender Musikalität sprechen und vor allem im Underground ihresgleichen suchen. Ob nun im Lead-Gesang oder als Background, die Vocals auf diesem Album vermögen dank enormer Vielschichtigkeit stets, die oft allzu vertrauten Kompostionen massiv aufzuwerten. Zusammen mit den beeindruckenden Leadgitarren haben SPACE VACATION so mindestens zwei sehr starke Argumente auf ihrer Seite.
Ganz so heiß, wie der Titel suggeriert, ist das neue SPACE-VACATION-Album vielleicht nicht, trotzdem kann die Platte durchaus als gelungen bezeichnet werden. „White Hot Reflection“ richtet sich eindeutig an alle Fans von traditionellen Riffs und anschmiegsamen Melodien und die bekommen sie mit diesem Album zuhauf. Die fünfte volle Platte der Band aus San Francisco liefert traditionsbewusstesten Heavy Metal nach Westküsten-Rezept, der vielleicht nichts Neues bietet, aber auch nichts vermissen lässt. Und bei kaum einer anderen Underground-Band gibt es derart schön ausarrangierten Gesang.
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Wertung: 6.5 / 10
26. April 2022 Thomas Meyns