Review Spectral – Gateway To Death

(Melodic Black / Power / Thrash / Viking Metal) Schön, wenn sich in meinen Haushalt auch mal ein paar Gerolsteiner einfinden, die nicht in einer Flasche sprudeln! Wer jetzt zunächst stutzig wurde: Der Pfälzer bezieht sein gleichnamiges Mineralwasser aus dem Ort in der Vulkaneifel und – welch Überleitung – auch die Jungs von SPECTRAL sorgen bei mir für eine Erfrischung mit ihrem neuen Langeisen „Gateway To Death“.

Das mittlerweile fünfte Full-Length-Album (gleichzeitig das dritte bei CCP Records) legt das Sextett vor und das hört man den Liedern auch an. Durchweg ausgefeilt sind die Kompositionen ausgefallen, wobei das nicht heißen soll, dass SPECTRAL allzu filigran zu Werke gehen. Nein, schon nach dem kurzen, die Melodie des eigentlichen Openers „Lord Of Fire“ vorwegnehmenden Intros beginnt dieser zwar zunächst schleppend und hymnisch, explodiert aber rasch mit einem Urschrei und Blasts in einen energetischen, von Keyboard-Klangteppichen getragenen Wutbrocken.

Die Band-Info beschreibt die musikalische Ausrichtung der Band als „eigenen Stilmix aus Black, Viking, Power und Thrash Metal“ und trifft den Nagel dabei auf den Kopf, wobei ich allerdings auch eine starke stilistische Nähe zu den Finnen von Catamenia höre, die aber immerhin selbst einen sehr individuellen Sound spielen. Nun kann es natürlich eine unglückliche Fügung sein, dass ich Catamenia kenne und mir die frappierende Ähnlichkeit deshalb aufgefallen ist, andererseits gibt es vielleicht, wenn auch unwahrscheinlich, noch etliche Bands da draußen, die so klingen und mir bisher schlicht nicht bekannt sind – sei’s drum, den Hörspaß beeinträchtigt es nicht.

Während der Gesang von Frontmann Vidar, von gelegentlichen Growls mal abgesehen, klar dem Schwarzmetall zuzuordnen ist, haben die Songs ansonsten nur gemein, dass sie schön abwechslungsreich durcharrangiert sind, mit passend platzierten Tempowechseln, und daher schon beim ersten Durchlauf zu begeistern wissen. So kitschig dabei manch ein Liedtitel klingen mag, so originell und klischeeunbeladen ist die Musik. Im angriffslustigen „Tank Attack“ kommt zum Beispiel mit aggressiven Twin-Leads und einer Bridge mit marschierendem Stakkato-Riffing die Thrash-Note von SPECTRAL zum Vorschein, während in dem monumental wirkenden und mit Chören versehenen „Death Of A King“ die epischere Viking/Power-Schlagseite der Jungs in den Vordergrund rückt.

In ebenjenem Track ebenso wie im mit einem „Damage Inc.“-Intro versehenen „Gateway To Death“ und dem kraftvoll-hymnischen, an Amon Amarth erinnernden „Mountain Of Madness“ wagt der Sechser in der zweiten Songhälfte Breaks mit Streichern und Akustikgitarren, um danach zum Finale hin nochmals Gas zu geben oder den Track zumindest majestätisch-erhaben enden zu lassen. Nicht nur dadurch, sondern auch mit prächtigen Solo-Parts vermeiden SPECTRAL eine Abdrift in den Bereich stumpfen Getrümmers – durchaus ein gerechtfertigter Hinweis, denn epische Getragenheit hin oder her, auf „Gateway To Death“ geht doch größtenteils die Post ab.

Dass ich mir nach der Lektüre der Kritik von Kollege Münch zum Vorgängeralbum die Schreibarbeit hätte ersparen und im Grunde einfach mit seinem Text den Guttenberg machen können, kann man nun gut oder schlecht finden: Die einen werden sagen, SPECTRAL bleiben ihrer Linie treu, die anderen werden bemängeln, dass sie auf der Stelle treten. Angesichts der Qualität von „Gateway To Death“ zähle ich mich jedoch definitiv zu den ersteren, denn die Scheibe ist einfach zu gut gemacht, um großartig an ihr rumzumäkeln, vor allem die bombastische, klare Produktion holt hier im Vergleich zu „Evil Iron Kingdom“ noch ein halbes Pünktchen raus. Wer nicht auf ein metallisches Subgenre festgefahren ist und gerne auch mal eine Kombination von mehreren hört, sollte hier nicht lange zögern, denn SPECTRAL haben definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient, als ihnen in der Szene zukommt.

Wertung: 8 / 10

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