Seit 2002 gibt’s die britischen SPIT LIKE THIS schon, so richtig ist das aber anscheinend jenseits des Ärmelkanals noch nicht angekommen. Das soll sich mit dem neuen Album „Normalityville Horror“ nun ändern – wobei die zweite Studioplatte des Quartetts so neu gar nicht ist: Bereits 2010 wurde das gute Stück aufgenommen, seit 2012 steht es in den Plattenregalen des Vereinigten Königreichs. Bewohner des europäischen Festlands konnten die Scheibe ohne Weiteres bisher nur in Download-Shops finden, dürfen sich jedoch nun auch am physischen Cartoon-Cover-Artwork erfreuen, das aussieht, als hätten sich Russell Brand, Phil Anselmo, Peter Steele und Amy Whinehouse zu einer Amokfahrt in einem Porsche verabredet.
Als Bastard zwischen Mötley Crüe und Motörhead bezeichnet sich die Gruppe selbst, dabei sind die musikalischen Ähnlichkeiten zu ersteren durchaus stark präsent, während SPIT LIKE THIS mit Lemmy und Co. wohl eher die gemeinsame Leidenschaft für Rock ’n’ Roll der ganz alten Schule verbindet als tatsächliche stilistische Berührungspunkte. Vielmehr drängt sich hier eine andere bekannte Band mit M auf, nämlich die Misfits, und das nicht zuletzt auch wegen des Grusel-Images. Um dem Namedropping hier aber mal ein Ende zu setzen, bleibt festzustellen, dass SPIT LIKE THIS auf „Normalityville Horror“ durchaus ihre ganz eigene Mischung aus Glam, Punk, Blues, Rock ’n’ Roll und Heavy Metal bieten.
Wer nun neugierig ist, sollte sich beim ersten Reinhören nicht vom Opener abschrecken lassen, denn mit „Sick“ haben SPIT LIKE THIS nicht gerade den stärksten Track als Einstieg auserwählt. Glam Rock lebt letzten Endes von der Eingängigkeit der Songs, und die ist hier vor allem durch den kürzesten Refrain der Welt nur bedingt gegeben. Allerdings zeichnet sich bereits ab, dass „Normalityville Horror“ vor allem durch das lebendige und abwechslungsreiche Drumming von Vile Gilez richtig auftrumpfen kann und mit Rob Riot einen Mann an der Klampfe hat, der sowohl dicke Riff-Parts als auch solide Gitarrensoli im Repertoire hat. Solide auch die Leistung von Lord Zion am Mikro, die man vielleicht nicht als Stärke der Platte verkaufen kann, aber für das Genre von SPIT LIKE THIS liefert er einen passablen Job ab. Ob ich jetzt Bassisten oder Frauen diskriminiere, weil ich Vikki Spit am Tieftöner nicht erwähne, darf sich jeder selbst aussuchen.
Die zehn Nummern auf „Normalityville Horror“ bewegen sich im Midtempo bis moderatem Uptempo, meist im stampfenden, zackigen Laufschritt, wie man ihn von den Mötley-Crüe-Gassenhauern kennt. Innerhalb der Tracks sorgen SPIT LIKE THIS dabei für genug Abwechslung: So legt etwa „Very Very Good At Being Bad“ mit metallischem Stakkato-Riffing los, um dann mit einem entschleunigenden, hymnischen Refrain zu überraschen und noch einen Speed-Part in der Bridge draufzulegen. Dazu gibt es tanzbares Rockabilly-Flair und Rock-’n’-Roll-Feeling en masse, sodass zum Schluss jedes Knie mitwippt – sei es beim mitreißenden „Zero To Sixty“, dem vor coolen Riffs strotzenden „Teen Angel“ oder dem knackigen „Dragged Kicking & Screaming“.
Flott und unbekümmert, geradlinig und kurzweilig, auf diese Attribute kann man „Normalityville Horror“ letzten Endes wohl herunterbrechen. SPIT LIKE THIS haben ein unterhaltsames und energetisches Party-Album anzubieten, das zudem von Chris Tsangarides veredelt wurde, der schon für Judas Priests „Painkiller“ und Ozzys „Blizzard Of Oz“ die Hände an den Reglern hatte. Vom Horrorpunker über den Glam Rocker bis zum Hair Metaller dürfte das so einigen gefallen.
Wertung: 7.5 / 10