Review Thakandar – Sterbende Erde

Viele Bands, die sich als Black-Metal-Institutionen einen Namen gemacht haben, hatten ihre Anfänge eigentlich im Death Metal – allen voran Darkthrone. Ebenso ist es auch um THAKANDAR bestellt. Eine Demo und eine EP gab es von den Deutschen bereits zu hören, fünf Jahre nach dem letzten Lebenszeichen folgt nun endlich das Debüt-Full-Length „Sterbende Erde“, auf dem sich das Quintett gänzlich dem Melodic Black Metal zuwendet. Unterstützt werden die „Dystopian“-Metaller, deren Name aus Robert Jordans Fantasy-Epos „Das Rad der Zeit“ entspringt, dabei von einer illustren Schar von in der Szene bekannten Akteuren, die das post-apokalyptische Konzeptalbum mit ihren unterschiedlichen Talenten beehren. Die Chancen auf eine außergewöhnliche Platte stehen damit vorab schon mal günstig.

Den Anfang macht „Erbschuld“, mit etwas mehr als vier Minuten der kürzeste aller Tracks, der die ungefähre Grundrichtung vorgibt. THAKANDAR spielen am liebsten episches Tremolo-Picking, meist getragen oder schleppend, dazu stürmische Blast-Beats und die Texte werden die meiste Zeit über in Form von fiesen, gepressten Screams intoniert. So weit, so gewöhnlich, doch in weiterer Folge treten dann auch andere Elemente hinzu, die diese Grundformel ein wenig modifizieren.

Auf „Hinter dem Schatten“ machen sich THAKANDAR nämlich auch tristes Clean-Gitarrenspiel zu eigen und überlassen bedrückendem Frauengesang die Führung, während „Signal Of Sorrow“ von den schwermütigen Streicherklängen Lestayas (Ferndal) veredelt wird. Auch die melancholischen Leadgitarren verschaffen sich zunehmend Gehör, „In der Asche der Alten“ überrascht hingegen mit verheißungsvollen Chören und Alboin (Eïs) steuert auf „Todesmarsch II: Verbannung“ ein paar Keyboards bei. Die kräftige, klare, aber auch angemessen raue Produktion von Soundkünstler Markus Stock sorgt indes dafür, dass alle Töne wohlbehalten im Ohr ankommen. Tatsächlich scheinen THAKANDAR bereits auf ihrem ersten echten Album auf den ersten Blick alles richtig gemacht zu haben.

Dass „Sterbende Erde“ trotz alledem bei weitem nicht so überwältigend ausfällt wie es die Indizien nahelegen, muss demnach daran liegen, dass die Schwarzmetaller von ihren Möglichkeiten nicht vollauf Gebrauch gemacht haben. Ein gewisses Gespür für dramatische Melodien kann man ihnen nicht absprechen, doch in letzter Konsequenz hinterlässt kaum einer der Songs einen bleibenden Eindruck. Einige der Ideen, die THAKANDAR umsetzen, wirken gar etwas inkonsistent wie etwa das irritierend gelassene „Todesmarsch II: Verbannung“. Die Gastauftritte sind fast alle enttäuschend unspektakulär und das an sich ansprechende Textkonzept kann nicht über die eher holprig formulierten Lyrics hinwegtäuschen, zudem klingen die Vocals auch noch ziemlich erzwungen.

„Sterbende Erde“ hätte eigentlich die besten Voraussetzungen gehabt, um ein fesselndes, eigenständiges Werk zu werden. Da sich die meisten der vermeintlich aufregenden Einfälle, die THAKANDAR auf ihrem Debüt verarbeiten, sich jedoch als schal und in manchen Fällen sogar als regelrecht unpassend entpuppen, ist dabei nur eine allenfalls solide Black-Metal-Scheibe herausgekommen. Daran ist natürlich nichts auszusetzen und es gibt durchaus so manche Stelle auf „Sterbende Erde“, die auch an den Maßstäben des Genres gemessen bestehen kann. Dass THAKANDAR so viel Potential ungenutzt lassen, ist jedoch wirklich bedauerlich.

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert