Review The Sorrow – The Sorrow

Rückblick: Rock Hard Festival 2008, am frühen Samstag Mittag spielt eine junge Kapelle aus Österreich auf, welche sich laut dem Infoschreiben dem Metalcore verschrieben hat. Ganz und gar nicht meine Sparte, aber man kann ja mal hinschauen. Nach dem Auftritt von THE SORROW sind sowohl ich als auch das Info eines besseren belehrt, denn von Metalcore habe ich nur recht wenig vernommen, dafür ein starkes Brett melodischen Death Metals.

Aus welchem Grund auch immer habe ich die Truppe aus Vorarlberg dann aus den Augen verloren, glücklicherweise konnte dieser Umstand durch die Promo zum anstehenden, selbstbetitelten dritten Album noch einmal korrigiert werden. Zugegebenermaßen waren die Erwartungen nicht die allergrößten, da zuletzt im Bereich Melodic Death leider auch recht viel Schrott produziert wurde, aber hier lässt der Aha-Effekt nicht wirklich lange auf sich warten. Von der ersten Sekunde von „Affliction“ bis zu den letzten Klängen von „Reach For The Skies“ bleiben praktisch keine Wünsche offen, das Songmaterial ist großartig, die Produktion eine absolute Wucht, das technische Können steht ohnehin außer Frage und zudem entsteht eine enorm kraftvolle Atmosphäre.

Gehen wir ins Detail: das Tempo fällt recht bald ins Auge, denn die Musik ist selten wirklich schnell, teilweise sogar nur im unteren Midtempo angesiedelt, mit „Farewells“ gibt es sogar einen Song, den man schon fast als Ballade werten darf. Sicherlich wird auch hier sehr heavy agiert, harscher Gesang inklusive, aber das Tempo liegt in einem sehr niedrigen Bereich und die eine oder andere fast unverzerrte Gitarre erklingt auch. Die meiste Energie bezieht der Song dann auch aus dem Druck, den die unglaublich dichte Produktion erzeugt, im Refrain hat man das Gefühl, von einer Dampfwalze geplättet zu werden. Sicherlich ist das keine allzu neue Ausdrucksweise, aber die Metapher kommt in diesem Fall exakt hin. Fett!!! Definitiv ein Song, der im Ohr bleibt, ebenso wie der absolut hitverdächtige Rausschmeißer „Reach For The Skies“. Hoffentlich, hoffentlich wird dieses großartige Lied nicht überhört, weil es am Ende einer Platte steht, die – und das ist heutzutage ja nun wirklich selten – auf über eine Stunde Spielzeit kommt. Hier vereinen THE SORROW noch einmal alles, was sie zuvor schon in Richtung Perfektion getrieben haben, nach einem leicht progressiven Einstieg steigert sich die Nummer in einen vor Kraft berstenden Refrain, der sich zu allem Überfluss noch als absoluter Ohrwurm entpuppt. Kann man nicht besser machen, da lege ich mich fest.

Ohne jetzt auf weitere Songs im einzelnen einzugehen, THE SORROW haben mit diesem Album die Messlatte enorm hochgelegt. Besonders gelungen ist die ausgewogene Mischung von harten Riffs und eingängigen Melodien auf der einen und der auf den Punkt getimte Wechsel von screamigem und verhältnismäßig klarem Gesang auf der anderen Seite. Weichspülerei muss niemand befürchten, auch in den soften Momenten (und manchmal gerade dann) bleibt kein Kopf ungeschüttelt und keine Faust in der Hosentasche. An irgendwelchem Schubladendenken sollte man sich ebenso wenig aufhalten. Wenn es aus Marketinggründen unbedingt Metalcore sein soll, dann ist das eben so. Die Musik spricht für sich, sie spricht klare Bände, „The Sorrow“ ist ein Album, an dem sich zukünftige Outputs orientieren werden müssen. Für mich ein ganz heißer Anwärter auf das Album des Jahres.

Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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