Das Cover von "III" von Thomsen

Review Thomsen – III

  • Label: Artist Station
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Heavy Metal

Gitarrist René Thomsen war bisher nur unter eigenem Namen aktiv. Dennoch scheint der Mann unverschämt gut vernetzt zu sein, denn auf den ersten beiden Alben seiner Band THOMSEN begrüßte er u. a. mit Bassist Nibbs Carter (Saxon), Drummer Stefan Schwarzmann (Ex-Running-Wild) und Teutonenstahl-Urvater Udo Dirkschneider (U.D.O., Ex-Accept) allerhand Gastmusiker von Rang und Namen. Stolze sieben Jahre nach dem vorherigen Album „Unbroken“ wollen es THOMSEN wieder wissen und veröffentlichen mit „III“ eine neue Platte – diesmal entschied sich die Band allerdings für die „kleine Lösung“ und bleibt – zumindest musikalisch – unter sich. Für den Sound durfte es dann doch prominente Unterstützung sein, denn mit Charlie Bauerfeind saß einer der international renommiertesten Produzenten des Genres für die Truppe am Mischpult.

„Heavy Metal mit Eiern“ ist eine Begrifflichkeit, die man in Promotexten und Reviews gleichermaßen immer wieder liest und die sich mittlerweile entsprechend abgenutzt hat. Auf das neue Album von THOMSEN ist sie dennoch bestens anwendbar, weil sie eben perfekt passt: Die Herren spielen auf „III“ unüberhörbar traditionsbewussten Heavy Metal, allerdings mit deutlichem Fokus auf moderne Härte, weshalb der Platte neben stilecht kernigen Riffs auch eine fette Produktion spendiert wurde. Anders als viele ihrer hiesigen Mitstreiter sind THOMSEN in ihrem Sound überraschend amerikanisch geprägt und orientieren sich an härteren US-Metal-Bands. Zusammen mit der Tatsache, dass der Truppe auch der klassische Teutonenstahl nicht fremd ist, ergibt das auf ihrer dritten Platte eine durchaus spannende Mischung.

Angetrieben von mächtiger Doublebass und gestützt von meterdicken Gitarrenwänden erinnert so schon der Opener „Rise“ and US-Metal-Bands wie Cage, wenn auch mit einem etwas gemäßigteren Sänger. Ähnlich verhält es sich in nicht minder durchschlagskräftigen Nummern wie „Salvation“ oder dem treibenden „Passion“. Wollte man Vergleiche zu hiesigen Bands ziehen, man müsste als erstes die Hamburger Paragon nennen, die ja mit einem ganz ähnlichen Sound aufwarten. Da ist es nur passend, dass THOMSEN-Frontmann Jürgen Wulfes nicht selten an deren Sänger Andreas Babuschkin erinnert. Dass sowohl Sänger als auch Band auch zu seichteren Klängen imstande sind, beweisen sie mit der gelungenen Halbballade „Set Me Free“, die dank traditionsbewussten Arrangements in Tateinheit mit der erwähnt fetten Produktion wie Guns N‘ Roses auf Steroiden klingt.

Dem gegenüber steht wie erwähnt eine Reihe an eher von der deutschen Szene geprägten Songs: Nummern wie das teutonisch dahinstampfende „Fight“ oder auch „Nightfall“ erinnern mit ihren eher rockigen Riffs an Bands wie Victory oder das Solomaterial von deren Gitarristen Herman Frank – auch das ist alles andere als überraschend, zumal letzterer ja schon auf dem großartigen THOMSEN-Debüt „Let’s Get Ruthless“ gastierte. Während das Material von „III“ also größtenteils entweder in die eine oder andere Stilrichtung tendiert, gibt es auf dieser Platte auch seltene Momente, in denen die Symbiose beider Stilistiken vollzogen wird: Mit dem rockigen „I Can See The Light“ bewegen sich THOMSEN gekonnt in der Schnittmenge aus US-Metal und Teutonenstahl, was die Nummer zu einem der besten Songs des Albums macht.

Die häufigen Vergleiche zu anderen Bands zeigen, dass THOMSEN mit ihrer Musik kaum etwas Neues bieten. Tatsächlich lässt die Truppe sogar nahezu kein Klischee aus und ergeht sich teilweise in reichlich plakativen, weil platten Texten über den „Rock ’n‘ Roll Lifestyle“. Weil sie aber hörbar Spaß an ihrer Musik haben und ihr traditionsbewusstes Songwriting obendrein in eine zeitgemäß wuchtige Produktion haben verpacken lassen, geht das absolut in Ordnung. Die Einordnung „traditionsbewusster Metal“ richtet sich von Haus aus nicht an Prog- und Fusion-Fans und THOMSEN transportieren mit ihrem kompromisslosen Sound obendrein viel Energie und Spielfreude, weshalb „III“ genau der richtige Zeitvertreib für Freunde von schnörkellosem Metal (mit Eiern) ist.

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