Review Unmerciful – Wrath Encompassed

Man stelle sich ein fiktives Gespräch bei der Gründung dieser Band vor:

A: „Wir spielen Brutal Death Metal, das heißt, dass unser Name auch unserer Musik entsprechen muss.“
B: „Mhm, irgendwas, das hart klingt. Etwas, das so gnadenlos wie unsere Mukke ist.“
C: „Du sagst es! Gnadenlos! Wir nennen uns einfach UNMERCIFUL!“

So oder so ähnlich ist es möglicherweise im Jahre 2001 in einem kleinen Proberaum im Staate Kansas passiert. Doch dieser kleine Ausflug in die Fantasie soll hier tatsächlich der einzige Gag bleiben: UNMERCIFUL bieten genau das, was Bandname, Cover (das ohne Zweifel an den Balrog aus „Der Herr der Ringe“ erinnert – verdammt cool!) und Titel ihres Drittwerkes vorhersagen – brachialen Death Metal ohne Rücksicht auf die Mittagsruhe der pensionierten Nachbarn. „Wrath Encompassed“ heißt das gute Stück, auf das Fans der Truppe „nur“ ca. vier Jahre warten mussten. Im Vergleich: Zwischen dem Debüt „Unmercifully Beaten“ und dem Nachfolger „Ravenous Impulse“ vergingen stolze zehn Jahre.

Dabei dürften Jünger der besonders harten Musik bekommen, was sie sich wünschen: Von Minute eins bis 39 knüppeln sich die Amerikaner durch neun Tracks, ohne auch nur einmal daran zu denken, etwas Melodie oder Entspannung aufkommen zu lassen. In Sachen Brutalität stehen sie Genre-Ikonen wie Cannibal Corpse oder Dying Fetus dabei in nichts nach und auch technisch muss man wohlwollend den Hut ziehen. Das Problem dabei ist allerdings, dass neben Vollgas und Auf-die-Fresse-Mentalität leider nicht viel mehr geboten wird. Kaum einer der Tracks sticht durch ein cleveres Solo oder einen Knochen zermürbenden Breakdown heraus.

Am besten lässt sich das musikalische Geschehen mit der Metapher eines Moshpits beschreiben: UNMERCIFUL fordern mit Beginn ihres Sets – in diesem Falle „The Incineration“ – zu einem Circle-Pit auf. Die Meute folgt der Aufforderung freudestrahlend, ergötzt sich an den vor Energie strotzenden Blast-Beats und frönt der schieren Brutalität. Mit viel Elan startet sie noch in die zweite Runde, doch kommt es hier schon zu ersten Ausfallerscheinungen: Die einen haben einfach nicht die Kondition, dies auf Dauer durchzuhalten, andere lechzen nach Abwechslung, schreien nach einer Wall of Death oder einem guten, alten Moshpit. Nur ein paar Hartgesottene ziehen knallhart durch und können mit ihrer Power den einen oder anderen zwischenzeitlich wieder zum Mitmachen animieren.

Kurz gesagt: Leider steigt man aus der Platte „Wrath Encompassed“ zu schnell aus. Während nicht zuletzt Benighted mit „Obscene Repressed“ vorgemacht haben, wie man durch geschicktes Songwriting ein abwechslungsreiches Brutal-Death-Album schreiben kann, bieten UNMERCIFUL ein durchgängiges Geknüppel mit zu wenigen Highlights. Zu selten arbeitet die Band mit Soli und coolen Drum-Fills wie auf „Carnage Unleashed“ oder Riffs mit Wiedererkennungswert, wie sie die Band auf „Oblivious Descent“ bietet.

Wer also Bock darauf hat, einfach mal für knapp 40 Minuten jeglichen angestauten Frust herauszulassen, sollte sich „Wrath Encompassed“ zumindest einmal anhören. Auch Freunde des gepflegten Stiernackens, die in ihrem Erscheinungsbild einem George Fisher nacheifern wollen, dürften mit UNMERCIFULs neuestem Output den perfekten Trainingssoundtrack für sich entdecken. Wer auf ausgeklügelte Musik und Ideenreichtum steht, sollte jedoch die Finger hiervon lassen.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

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