Der nächste Sprössling, der der ertragreichen Retrorock-Hochburg Schweden entspringt, heißt VIDUNDER. Entdeckt wurde der erst vor zwei Jahren gegründete Neuling vom kleinen aber feinen Label Crusher Records, das unter anderem mit Troubled Horse und Blues Pills schon mehr als einmal ein glückliches Händchen bewiesen hat. Der Single „Asmodeus“ folgte der Studioaufenthalt in Göteborg, wo die Band das selbst betitelte Debüt einspielte.
Und wie es die Einleitung schon vermuten lässt, verändern VIDUNDER die erfolgreiche Formel aus 70er Vibes, Vintage Sound, Roky Erikson, Blue Cheer und Schlaghose so gut wie gar nicht. Bluesige Gitarren treffen auf treibende Rhythmen und die Band tut gut daran, dem Klang einen rumpeligen Garagen-Rock-Charme mitzugeben.
Nach dem flotten Einstieg „Summoning The Not Living“, der zwar sofort Ohrwurmcharakter offenbart, schießen aber schon die ersten „Einheitsbrei“-Vorwürfe durch den Kopf. Ganz unberechtigt sind diese zwar nicht, aber wen das stört, der hätte nach dem Blick aufs Album-Cover gar nicht zu lesen begonnen. Auffällig an der Scheibe, ist die betrübte Grundstimmung, die überdeutlich an die frühen Witchcraft erinnert, „Into Her Grave“ zum Beispiel könnte genauso gut auf deren Erstling stehen. Allen voran Sänger Martin Prim tut alles dafür wie sein Landsmann Magnus Pelander zu klingen. Keine Überraschung also, dass John Hoyles, ehemaliger Gitarrist bei Witchcraft, als Gastmusiker bei drei Songs mit von der Partie ist – man kennt sich untereinander in der Szene.
Und man beeinflusst sich gegenseitig in der Szene. Viele Ideen entlehnen VIDUNDER nicht nur von den genannten Witchcraft, sondern auch von den (meiner Meinung nach zu Unrecht) von allen abgefeierten Graveyard, die beispielsweise Pate für das ruhige „Trees“ standen.
Wer sich so nah an den angesagten Acts bewegt, kann letztlich nicht viel falsch machen. Für den Moment mag das ausreichen, wenn die Retrowelle aber einmal abgeflacht ist, dann wird sich kaum noch jemand an VIDUNDER erinnern. Fans des Witchcraft-Debüts werden dieses Album hier mögen. Fürs vordere Retro-Mittelfeld reicht es allemal!
Wertung: 7 / 10