Review Vildhjarta – Måsstaden

“It has taken VILDHJARTA a few years to go from something abstract into something concrete. However, their music is a mixture of the abstract and the concrete.” Das ist eine ganz gute und hilfreiche Beschreibung – ansonsten wüsste ich nämlich nicht, ob ich VILDHJARTA der Sludge/Progressive-Ecke oder der Mathcore-Ecke zuschreiben sollte. Äußergewöhnlich ist das Century Media-Debüt „Måsstaden“ aber in jedem Fall – es ist gleichzeitig ein Konzeptalbum, in dem es um die Geschichte einer versteckt liegenden, isolierten Stadt geht – ein guter Grund, die Band mal genauer zu betrachten.

Wie bereits angedeutet, sind VILDHJARTA durchaus nicht leicht zu genießen: Genretypisch feuert die Gitarrenfraktion extrem harte, teils dreistimmige Soundwände in Richtung Hörer, die durch die dissonanten Tonleitern den Konsumenten erstmal nicht umschmeicheln, sondern zu erschlagen drohen. Da beginnt beispielsweise der Opener „Shadow“ mit sphärischen Clean-Gitarren, die vor Hall nur so strotzen (die englische Wikipedia spricht hier passenderweise von „Grand Canyon-style reverb guitars“), bevor heftige, vertrackte Riffs einsetzen – Vergleiche mit The Ocean und Between The Buried And Me drängen sich auf und sind im Bezug auf diese Parts auch durchaus angebracht. Dazu arbeiten die beiden Sänger Ädel und Bladin sehr gut zusammen, ihre unterschiedlichen Gesangsstile verleihen „Måsstaden“ eine gern gesehene Portion Abwechslung.
Erfreulicherweise gelingt es den Schweden, ihren durchaus Stil bei Zeiten so zu variieren, dass das Album selten anstrengend wird – so werden bei all der Polyrhythmik und all dem (übrigens phänomenal produzierten) Geschredder auch einige ruhige Instrumentals eingestreut, oder wie in „Traces“, einem der Highlights auf der Platte, stimmige Clean Parts zum Besten gegeben – VILDHJARTA können also nicht nur brutal, sondern auch gefühlvoll.

Dennoch gibt es einige Kritikpunkte: Die Übergänge von clean zu hart und anders herum werden schnell vorhersehbar. Die zahlreichen Breakdowns sind mitunter recht monoton und wirken ideenlos. Die dissonanten Harmonien ähneln sich darüber hinaus recht stark. Ein paar einprägsame Melodien wären daher nicht schlecht gewesen – denn in Sachen Härte und Variabilität sind Bands wie die oben angesprochenen oder Ion Dissonance, Meshuggah und Konsorten VILDHJARTA noch ein paar Schritte voraus.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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