Review Void Obelisk – A Journey Through The Twelve Hours Of The Night

(Doom Metal / Sludge / Drone / Noise / Electro / Experimental) Man kennt sie ja, kulturelle Delikatessen wie die Arte-Doku-Reihe „Durch die Nacht mit…“ oder die städteübergreifenden „Langen Nächte der Museen“. Nun, wenn deine Lieblingsbands Sabaton und Korpiklaani sind oder du findest, das Wacken Open Air sei erst in den letzten fünf Jahren richtig geil geworden oder dir dieser Satz jetzt schon zu lange geworden ist, vielleicht eher nicht, aber dann kannst du an dieser Stelle auch getrost aufhören zu lesen. Alle anderen nehmen die Mannheimer Newcomer VOID OBELISK auf ihrem Debütalbum „A Journey Through The Twelve Hours Of The Night“ mit auf eine musikalische Reise durch die Nacht, welche einerseits mit zwölf Stunden von der Band auch als recht lange definiert wird und andererseits durch die textliche Beschäftigung mit ägyptischer Mythologie durchaus Museumsstoff bietet.

Der Albumtitel selbst und die gleichmäßige Aufteilung der zwölf Stunden auf vier Songs bleibt dabei das einzig Pragmatische an der Scheibe, denn ansonsten machen es VOID OBELISK den Hörern nicht einfach. Das deutet sich schon mit Blick auf die Spieldauer und die Tracklist an: Über eine Dreiviertelstunde verteilt auf lediglich vier „Kapitel“, da ist klar, dass die eine oder andere Nummer an der 15-Minuten-Marke kratzt oder sie gar überschreitet. Darüber hinaus trennt das Quartett auch mit dem dargebotenen, einfachen Genrebezeichnungen trotzenden Stil unter der Hörerschaft die Spreu vom Weizen, zumal es verrückt genug ist, laut Promo-Info unter anderem Schiffsglocken und Casio-Tischkeyboards bei den Aufnahmen verwendet zu haben. Doch wie klingt das jetzt?

„A Journey…“ beginnt im Opener „The Fall“ mit tickender Uhr und bedrohlichem Gitarrendröhnen, zu denen alsbald Synthies und Becken einsteigen, ehe schließlich zusammen mit den Drums bis ins Mark gehende, verzerrte Screams einsetzen. Im Refrain alterniert Sänger Flix zwischen tiefen Growls sowie klaren Vocals und stellt damit die Variabilität seiner Stimme zur Schau. Wenn VOID OBELISK hier auch viel mit Distortion arbeiten und elektronisch nachhelfen, so hat man nicht das Gefühl, dass es aus der Notwendigkeit heraus getan wird, sondern weil es dem Song dient. Im C-Part mit Solo – statt Rhythmusgitarrenspur gibt es kräftigen Bass zu hören – wird das zähe Tempo etwas angezogen, in der zweiten Songhälfte zugunsten von tonnenschweren Riffs inklusive tiefer Stimme aus dem Off aber wieder entschleunigt, ehe der Track sich in noisigem Soundwabern verliert.

Fette Riffs gibt es im folgenden „Realm Of Sokar“ ebenso, das sich im Einstieg als dicker Midtempo-Stampfer vorstellt und an die Ortskollegen von Black Shape Of Nexus erinnert. Zufall? Auch hier variieren die Vocals zwischen markerschütternden Schreien und Clean-Gesang, in dem sich die korrekten Lyrics nur erahnen lassen. Nach dem ersten, überraschend eingängigen Refrain servieren VOID OBELISK einen Full-Break mit Ambient-Noise-Part und Doom galore, ehe auch hier in der zweiten Songhälfte noisige Spielereien Einzug erhalten, die zudem vom energetischer gewordenen Schlagzeugspiel gewürzt werden.

„Slaughters Of Apep” mit seiner meditativen bis bedrückenden Stimmung hebt sich insofern von den restlichen Nummern ab, als es nicht nur mit fünf Spielminuten deutlich kürzer ist, sondern auch durchweg im elektronischen Ambient-Bereich bleibt und somit fast wie ein Interlude wirkt. Auch „The Rising God“ beginnt ätherisch-ambient, bevor Gitarren und elektronische Beats das Feld übernehmen. Die Vocals mischen verzerrtes Flüstern und Clean-Gesang, der sich zunehmend steigert. Hier zeigen sich VOID OBELISK von ihrer zugänglichsten Seite und wildern im Space-/Psychedelic-Rock-Bereich. Ein ruhiger Part lässt den folgenden Ausbruch, das fulminante Album-Finale, noch intensiver erscheinen – ein Finale, das in Chaos und anarchischer Kakophonie endet, bis schließlich wieder nur das Ticken einer Uhr zu hören ist.

VOID OBELISK bieten mit „A Journey Through The Twelve Hours Of The Night“ ein faszinierendes Konzeptalbum einer vielversprechenden Band, das Genregrenzen den Stinkefinger zeigt und doch wie aus einem Guss klingt. Trotz überlanger Tracks treten keine nennenswerten Längen auf und die Stimmigkeit des zunächst unübersichtlich wirkenden Songwritings erschließt sich schon nach wenigen Durchläufen. Neben Doom-Fans ohne Scheuklappen dürfte die Scheibe Liebhabern von Celtic Frosts atmosphärischen Ausflügen auf „Monotheist“ ebenso ansprechen wie Hörer von Crowbar und den Melvins. Und das sind noch lange nicht alle.

Wertung: 8.5 / 10

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