Polen ist in den letzten Jahren zum Geburtsort zahlreicher neuer Progbands mutiert. Nicht nur die mittlerweile überaus erfolgreichen Riverside, auch Bands wie Quidam, Satellite, After, Indukti oder Believe kämpfen um die Gunst der Progfans. Zu dieser illustren Runde gesellen sich jetzt auch VOTUM, die mit „Time Must Have A Stop“ ihren Erstling vorlegen.
Hierzulande ist die Combo zwar noch gänzlich unbekannt, in ihrem Heimatland konnten sie 2006 mit ihrer Single „Jestem“, die der Mai-Ausgabe des dortigen Heavy Metal Pages Magazines beigefügt war, aber schon erstmals von sich reden machen. Musikalisch kommt der Sechser, der sich 2003 gegründet hat, eigentlich eher aus der Heavy Metal-Ecke. Doch nach zahlreichen Umbesetzungen änderte sich auch der Stil in Richtung Progmetal mit einigen modernen New Artrock-Einflüssen. Dies lässt vielleicht schon vermuten, dass VOTUM sich zwar musikalisch an Bands wie Riverside orientieren, aber insgesamt deutlich metallischer und weniger psychedelisch und getragen agieren.
Das Album enthält acht Tracks, von denen die ersten sieben Nummern im Fünf- bzw. Sechsminuten-Format gehalten sind. Lediglich mit dem titelgebenden Abschlusssong „Time Must Have A Stop“ stoßen die Jungs in die Longtrack-Liga vor: Er kommt auf eine Spielzeit von fast elf Minuten. In den insgesamt 51 Minuten ihres Debüts zelebrieren VOTUM einen recht gelungenen, aber wenig originellen Mix aus atmosphärisch-ruhigen Parts mit balladeskem Gesang, einigen modernen Sounds und vielen harten Progmetal-Salven, die musikalisch am ehesten mit gradlinigen Fates Warning zu vergleichen sind. Um gleich auf voller Linie zu überzeugen und keine Kritik zuzulassen, hat man die Songs direkt konzeptionell miteinander verbunden und die CD mit einem recht aufwendigen Artwork versehen.
Für die Produktion zeichnet sich Jacek Melnicki verantwortlich, der Szene-Freunden vielleicht noch von seiner Rolle als Keyboarder auf dem Riverside-Debüt „Out Of Myself“ bekannt ist. Er hat ordentliche Arbeit geleistet, auch wenn der Sound teilweise etwas verwaschen und drucklos rüberkommt. Gut sind VOTUM vorallem immer dann, wenn sie ihren Metal-Modus abschalten und sich dem Aufbauen von Atmosphäre widmen. Hätte man fast vorher wissen müssen, wenn man bedenkt, dass ihre zahlreichen Landsmänner ebenfalls in dieser Disziplin ihre Stärken haben. Sänger Maciej Kosinski hat eine Stimme, die hervorragend zur Musik passt und die insbesondere in ruhigen Momenten einfühlsam, ausdrucksstark und gefühlvoll rüberkommt. Sobald er zum Metal-Shouter mutiert, verliert sein Gesang ganz klar an Brillianz und kann sich gegen den instrumentalen Unterbau nicht so recht durchsetzen.
Insgesamt gelingt der Band dennoch ein ordentlicher erster Einstand, der zwar viel Raum nach oben lässt – mit dem Titelstück „Time Must Have A Stop“ allerdings auch einen echten Hammer bereithält. Fehlen tut es vor allem an ausreichend Abwechslung. Aber das können die Herren ja auf dem Nachfolger besser machen. Und wenn sie dort das Niveau von „Time Must Have A Stop“ oder „Away“ durchgehend an den Tag legen, dürfen wir uns durchaus darauf freuen!
Wertung: 7 / 10