Review W.E.B. – For Bidens

Gibt es nicht deutlich gescheitere Bandnamen als W.E.B.? „Where Everything Begun“, wofür die Abkürzung steht, ist allerdings auch nicht viel besser, da kann man nur hoffen, dass man musikalisch wenigstens überzeugen kann. „For Bidens“ ist das dritte Album der griechischen Dark Metaller, die entsprechend dem Infoschreiben zumindest in ihrer Heimat schon einige beachtliche Erfolge feiern konnten.

So platzierte sich der Vorgänger „Jesus Heist“ auf Platz acht der heimischen Charts, eine Europatour mit den Landsmännern Septic Flesh war die logische Folge. Nach immerhin sechs Jahren kreativen Arbeitens präsentiert man also das gerne als „make it or break it“ verschriene dritte Album.
Zumindest quantitativ kann man den Athenern keinen Vorwurf machen, fast eine Stunde Material haben sie auf das Album gepackt, die Spannweite reicht dabei von kürzeren Instrumentalstücken bis zum fast zehnminütigen Opus Magnum „Clamor Luna II: Regina Est“. Die Gangart ist meistens schnell und für Dark Metal auch recht hart. Sicherlich finden Keyboards und Akustikgitarren ihren Platz, auch bedient man sich vereinzelt weiblichen Vocals und einigen Choreinsätzen, das Grundkonzept ist aber ein anderes: Gitarren aufdrehen, dem Schlagzeuger ein paar Blast-Beat-Anweisungen geben und los gehts.
Prinzipiell kein verkehrter Ansatz, sich mal geschwindigkeits- und härtetechnisch etwas nach oben abzusetzen, die atmosphärischen Parts weisen zwar mehr Wiedererkennungswert auf, dies könnte aber auch am Kontrapunkt zu den doch etwas dominierenden schnelleren Stücken liegen. Bei diesen toben sich W.E.B. dann teilweise auch so richtig aus, rasende Gitarren und keifender Gesang, das alles erinnert schon schwer an schwarzmetallische Attitüde.
Hierbei sollte man sich nicht vom ersten Teil von „For Bidens“ abschrecken lassen, im Verlaufe des Albums nimmt diese Ausrichtung schon etwas ab, die ruhigeren Lieder kommen gegen Ende, was allerdings den Konsum mitunter etwas anstrengend macht. Einige Brüche sind einfach etwas zu krass, wohingegen man jeden Song als solchen sicher sehr gut isoliert anhören kann. Naja, wenn man mal von „God Plays Dead“ absieht, bei dem die elektronisch-industriell angehauchte Teile schon einige Nerven kosten.
Ansonsten kommt der geneigte Freund dunklerer Machenschaften durchaus auf seine Kosten. Produktionstechnisch ist alles im Lot (ok, 2014 vermutlich Standard), die Musiker sind allesamt versiert an ihren Instrumenten und auch beim Songwriting geht man nicht immer auf Nummer sicher, sondern riskiert auch mal ein paar progressive Strukturen.

„For Bidens“ ist ein ziemlich hartes, aber gleichermaßen anspruchsvolles Album geworden, bei dem Liebhaber der genannten Genres sicher nichts falsch machen. Auch Gotiker, denen der eigene Metal manchmal etwas zu schlapp erscheint, können sich mit W.E.B. eine Frischzellenkur in Sachen Tempo und Aggression abholen. Unter dem Strich ein grundsolides Album, dem vielleicht der eine oder andere „Hit“ fehlt, das aber sonst die Ansprüche befriedigt. Ob es zum großen Durchbruch reicht, darf aber dennoch bezweifelt werden.

Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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