Review What The Blood Revealed – Harbour Of Devils

Es regnet viel im Vereinigten Königreich und das kann schon mal auf die Stimmung schlagen. In Kombination mit den beeindruckenden, im Herbst dennoch häufig tristen Eindrücken der schottischen Landschaft ergibt sich hier oft ein Bild, welches nicht allzu weit von der Vorstellung eines post-apokalyptischen Szenarios entfernt liegt: Die Menschheit ist ausgelöscht, die Natur hat sich ihren angestammten Platz wieder zurückgeholt und überwuchert, dem sauren Regen trotzend, ganze Landschaftsstriche. Den passenden Soundtrack dazu liefern die Instrumental-Rocker WHAT THE BLOOD REVEALED auf ihrem beeindruckenden Debüt-Album „Harbour Of Devils“. Nach zwei EPs, die von Fans und Musikmagazinen mit Wohlwollen aufgenommen wurden sowie diversen Touren mit Genre-Größen wie Kylesa, This Will Destroy You und Crippled Black Phoenix, malen die vier Schotten auch auf ihrer ersten Langspielplatte mit satten Grautönen bedrückende Klanglandschaften, welche den Hörer immer wieder mit der Macht einer Lawine unter sich begraben.

Die gemeinsamen Touren mit den genannten Bands können sicherlich nicht als zufällig bezeichnet werden, denn musikalisch fühlen sich WHAT THE BLOOD REVEALED zwischen Sludge-Bands wie Neurosis oder A Storm Of Light und Psychadelic/Stoner-Bands wie Kylesa sichtlich wohl. Neben breiten Gitarrenflächen setzen die Jungs auf intelligente Schlagzeugrhythmen und reichern ihre langen Songs immer wieder durch raffinierte Dynamiken an. Zwar bedienen sie häufig klassische Laut-Leise-Strukturen, fallen aber nicht in den altbekannten Trott „Ruhiger Teil, Steigerung, Explosion“ zurück. Auf einprägsame Melodien verzichtet die Band weitestgehend und stellt hier die schiere Macht ihrer häufig aufgezogener Wall Of Sounds entgegen und türmt Schichten von verzerrten Gitarren und dröhnenden Basslawinen aufeinander, welche von einem schleppenden Schlagzeug untermalt werden. Das bedeutet allerdings nicht, dass immer wieder ruhige, durch unverzerrte Gitarren geprägte, und teilweise melodische Teile gänzlich fehlen – auf Grund ihrer bedrückenden Atmosphäre bieten diese allerdings keine Pause zum Luftholen an, sondern schnüren die Kehle nur noch fester zu. Auch groovige Teile, wie in „Waiting For The Storm“, sparen WHAT THE BLOOD REVEALED nicht aus, doch wirken diese nie beruhigend – dass auch hier schließlich die fetten Gitarren alles niederwalzen, erscheint nur folgerichtig.

Unter dem Gros der vielen gleichklingenden Post-Rock Bands gehören WHAT THE BLOOD REVEALED sicherlich zu den Besseren, da sie sich einen eigenständigen Sound erarbeitet haben. Ihre Songstrukturen sind zwar so durchdacht und dynamisch, dass der Verzicht auf Gesang logisch erscheint, gleichzeitig fehlt ihnen hierdurch allerdings ein klares Charakteristikum, dass sie als herausragend hinstellen könnte. Die wirklichen Highlights fehlen auf der Platte, sie zieht wie ein rauschhafter Zustand vorbei, ohne dass sich etwas konkret im Gedächtnis festsetzt. Der gewählte Verzicht auf einprägsame Melodien stellt zwar die Macht ihrer Musik heraus, das fehlende Bekenntnis zur Melodie macht den Zugang zur Platte allerdings ziemlich schwer. Um zu den wirklich Großen des Genres aufschließen zu können, fehlt noch der letzte Schliff. So bleibt die schottische Band zunächst ein ungeschliffener Rohdiamant der Post-Apokalypse.

Wertung: 7 / 10

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