Review Xanthochroid – Of Erthe And Axen: Act I

(Extreme Metal / Folk / Symphonic Black Metal / Progressive Metal) Was kann man als Melodic-Black-Metal-Band so machen, wenn einem langweilig wird? Bei XANTHOCHROID könnte sich das Ganze so abgespielt haben: „Wir sollten ein neues Album machen! Nein, warte… zwei neue Alben! Ein Doppelalbum. Und es soll Melodic Black Metal sein. Aber schon auch symphonisch. Und zwischendrin sollen immer mal wieder solche Mittelalter-Folk-Teile rein, wisst ihr was ich meine? Mit Flöten, Mandoline und solchen Sachen.“
Wie auch immer der Entstehungsprozess aussah, mit dem Doppelalbum „Of Erthe And Axen“ haben XANTHOCHROID aus Kaliforniern jedenfalls nach ihrem viel gelobten 2012er Debüt „Blessed He With Boils“ ein Wahnsinnswerk erschaffen, das in dieser Machart seinesgleichen sucht.

Akt eins lässt die ganze Sache noch vergleichsweise ruhig angehen. Zwar beinhaltet er auch den einen oder anderen Extreme-Metal-Ausbruch im Stile von Ne Obliviscaris, insgesamt arbeitet die Band hier aber viel mit Akustikgitarren und Flöten, um diverse Folk-Momente zu erschaffen. Ganz großes Kino und Highlight der Platte ist dabei das traumhaft schöne Duett „To Lost and Ancient Gardens“, das den Startschuss für die Reise setzt. In sich gegenseitig umschlingenden Gesangslinien, von denen Sängerin Ali Meador den weiblichen Part beisteuert, inszeniert die Band meisterhaft in nicht einmal drei Minuten eine ergreifende Liebesgeschichte. Obgleich die Band für ihren Extreme Metal bekannt wurde, sind es bei „Of Erthe And Axen: Act I“ gerade die nichtmetallischen, folkigen Songs wie „In Deep And Wooded Forests Of My Youth“ oder „The Sound Of A Glinting Blade“, die besonders beeindrucken.

Das bedeutet umgekehrt aber nicht, dass die Metal-lastigen Songs nicht gelungen sind. Im Gegenteil. Mit viel Feeling und Opeth-Flair gelingen den vier Kaliforniern unzählige kleine und große Geniestreiche in Sachen Melodik, Atmosphäre und Eingängigkeit. Dass das Album sich dabei immer auf einer Gratwanderung zwischen Prog und Kitsch bewegt, mag den einen oder anderen Hörer stören. Wer allerdings das Ganze voreilig als Schmalz abstempelt, verkennt die Schönheit, die den Kompositionen innewohnt und sich nach und nach entfaltet.

Seien es ein wundervolles Dream-Theater-Solo und bombastische Chöre in „To Souls Distant And Dreaming“ oder rasante Blast-Beat-Tracks mit symphonischen Bläser- und Streicher-Arrangements wie das abschließende „The Sound Which Has No Name“: XANTHOCHROID beherrschen all dies, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Die Vielseitigkeit und Detailverliebtheit sind es, die dem Album dabei am meisten zugutekommen. Auch wenn sich die Band insgesamt manchmal etwas zu sehr in überlangen Songs versteigt – weshalb das Album durchaus mehrere Durchläufe benötigt, um als Hörer einen guten Überblick über das Werk zu bekommen – wissen sie zumeist doch sehr genau, wie sie die Stücke zu strukturieren haben, um die Spannungskurve eines so anspruchsvollen Werkes größtenteils aufrechtzuerhalten.

Wer endlich mal wieder ein ganz besonderes Werk gesucht hat, das im Kleinen, Ruhigen wie im Großen, Ausladenden gleichermaßen glänzt, der dürfte mit „Of Erthe And Axen: Act I“ von XANTHOCHROID fündig werden. Was das Quartett hier musikalisch zu bieten hat, ist absolut umwerfend. Lediglich der Hang zum gefälligen Kitsch und so mancher Song, der sich in seiner langen Laufzeit verliert, können hier als Kritikpunkte angeführt werden. Das alles jedoch schmälert den Hörgenuss kaum. Der zwei Monate später erschienene zweite Teil konzentriert sich im Gegensatz zum ruhigen Teil eins mehr auf den Extreme-Metal-Aspekt. Ohnehin sollte das Album als Gesamtwerk gehört und verstanden werden, doch auch als einzelner Teil ist „Of Erthe And Axen: Act I“ ein starkes Kunstwerk.

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Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Simon Bodesheim

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