Review Palindrome – Strange Patterns

In Zeiten des Internets und des damit einhergehenden Überangebots an oft nur mittelmäßigen Bands, lernt man diese Momente wertzuschätzen, wenn man über eine dieser kleinen, häufig lokalen Bands stolpert, die musikalisch herausstechen und kaum hinter ihren internationalen und häufig kommerziell erfolgreichen Gegenstücken zurückbleiben. Ein Beispiel dafür sind die Österreicher PALINDROME, die mit „Strange Patterns“ ihr zweites Album vorlegen. Ihre quirlige und oft überdrehte Mischung aus Progressive Rock und Artrock, der auch Post-Hardcore- und Punkelemente nicht ausspart und durch diese Kombination immer wieder Erinnerungen an die frühen The Mars Volta hervorruft, funktioniert hervorragend. Auch wenn die Produktion stellenweise noch etwas unsauber klingt und sich ein paar Längen eingeschlichen haben, zeigen PALINDROME, dass sie das Potential besitzen, ganz oben mitzuspielen.

Die Orgel dominiert das Klangbild auf „Strange Patterns“, während das Saxophon die meiste Zeit im Hintergrund bleibt – das ist schade, da gerade dieses Instrument auf der EP „Bundle These Last Scattered Synapses“ (auf das textlich in „Won’t Wake Up“ angespielt wird) für einige der besten Momente gesorgt hat. Aber auch so lassen PALINDROME die einzelnen Songs nur so vor verrückten Ideen übersprudeln, wobei diese zwar – dem Albumtitel entsprechend – wirr, aber nicht wahllos kombiniert sind. Vielmehr werden die Überraschungseffekte stimmig und platziert eingesetzt und offenbaren das durchdachte, stimmige Songwriting. Rhythmuswechsel wie in „Gone Before“ sowie Dynamikwechsel wie im Titeltrack sind dabei an der Tagesordnung. Auch wenn das Tempo immer wieder zwischen sehr zügig, Midtempo und Halftime-Beats hin und herspringt, nehmen PALINDROME den Fuß nicht wirklich vom Energiepedal. Selbst wenn es mal etwas ruhiger wird, verbirgt sich dahinter stets die Erwartung auf den nächsten Ausbruch, wie in „Timelessness“ deutlich wird. Über allem liegt die verhallte, manchmal etwas quäkende, dann fast wieder flüsternde, dabei jedoch stets durchdringende Stimme von Rosa Nentwich-Bouchal, die der Musik gut zu Gesicht steht.

„Strange Patterns“ überfordert zwar mit System – in dieser Überforderung der puzzleartig zusammengesetzten Songbausteine schleicht sich dennoch ab und an so etwas wie strukturelle Wiederholung ein, sprich: Die Art und Weise, wie hier mit den Erwartungen gespielt wird, ist zu einem gewissen Grad schon wieder vorhersehbar und wirkt stellenweise redundant. Ein paar wirklich ruhige, weniger überdrehte Momente sowie ein paar durchgängig schnelle Songs, ja, stellenweise eine Prise mehr Direktheit würden PALINDROME gut zu Gesicht stehen – besonders weil sie so in ihren verrückten und fabelhaften Spielereien noch stärker überzeugen könnten. Trotz dieser kleinen Kritikpunkte ist „Strange Patterns“ ein grooviges, quirliges und überzeugendes Artrock-Album zwischen 70s-Attitüde und dem Überdrehten von The Mars Volta geworden, das zeigt: PALINDROME werden ihren Weg machen. Zu wünschen ist es ihnen auf alle Fälle.

Wertung: 7 / 10

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