Konzertbericht: Grave & Malevolent Creation

30.11.2015 Salzburg, Rockhouse (Bar)

Grave Malevolent Creation 2

Es gibt Touren, deren Bandkonstellation es einem schwer macht, nicht schon im Vorhinein begeistert zu sein: Die Kombination aus den Schweden-Deathern GRAVE und den Florida-Deathern MALEVOLENT CREATION ist eine solche: Zwei Legenden, keine Vorbands, kein Schnick-Schnack.

Um 20:45 geht es deshalb auch gleich medias in res: MALEVOLENT CREATION machen überraschend den Anfang. Die Theorie, dass es einer Vorband bedarf, um das Publikum anzuheizen, widerlegen die Amerikaner schon während des Openers, „Manic Demise“: Haare fliegen, Fäuste werden gereckt und ohne Grave erst gehört zu haben, wirken MALEVOLENT CREATION jetzt schon wie der heimliche Sieger des Abends. Wäre da nicht die Technik … denn die meint es heute nicht sonderlich gut mit den Amerikanern: Nach nur 15 Minuten fällt die Gitarre von Gio Geraca aus – mehr oder minder unwiederbringlich: Zwar werden diverse Reparaturversuche bis hin zum Verstärkertausch unternommen, die Probleme jedoch bleiben bestehen. Die verbliebenen vier CREATIONisten retten, was zu retten ist: Zunächst wird zur Überbrückung der Zeit munter drauflosgecovert, anschließend geht es mit Gio Geraca im Publikum weiter im Set. Zwar kehrt Gio Geraca nochmal zurück und zunächst wirkt es, als seien die Probleme behoben, doch lange ist das Glück MALEVOLENT CREATION nicht hold: Die Probleme kehren wieder, dazu macht auch der Verstärker von Phil Fasciana Mätzchen. So sind 60 Minuten schnell vorbei – leider anders, als Band und Fans sich das wohl vorgestellt hätten. Zwar können MALEVOLENT CREATION mit ihrer improvisierten Show viele Sympathiepunkte sammeln, die massiven technischen Probleme sind jedoch trotzdem ein Wermutstropfen für die teils von weit her angereisten Fans.

Grave Malevolent Creation 1

Nach einer halben Stunde Umbau stehen um 22:10 dann auch schon GRAVE auf der Bühne – und ihre Fans rücken in die vorderen Reihen. Obwohl ebenfalls Death Metal, ist der Unterschied gewaltig: Statt Groove gibt es den Knüppel. Brutal, hart und auf den Punkt – GRAVE liefern auch heute ihre gutes, altes „Death Metal Brett“ ab – zugegebenermaßen keines mit besonders aufregender Maserung, um im Bild zu bleiben, dafür so hart, dass man daraus einen Panzer schnitzen könnte. Doch nicht nur hart, sondern auch alt muss es sein: Die eigentlich wohl rhetorisch gemeinte Fragen „Do you want one more of the new album?“ sorgt nur für verhaltenen Jubel. Ola Lindgren nimmt’s gelassen und ändert spontan die Setlist: „Then we’ve got some oldie goldies for you“. Dank der starken Performace der vier Schweden vergeht auch deren einstündige Spielzeit wie im Flug, obwohl das Songmaterial nicht eben mit Abwechslungsreichtum punktet. Nach dem obligatorischen „Into The Grave“ sowie dem Rausschmeißer „And Here I Die“ ist um kurz nach Elf Schluss.

Wäre die Show von MALEVOLENT CREATION heute nicht unter einem so schlechten Stern gestanden, man hätte im Rockhouse wohl nur böse Kerle mit seligem Grinsen gesehen: Die Kombination aus den schwedischen und den amerikanischen Genre-Koryphäen passt dank dem unverwechselbarem Charakter beider Bands perfekt zusammen – die puristische Aufmachung ohne weitere Vorbands verleiht der Tour zusätzlichen Oldschool-Charme. Doch auch bleibt der Abend, nicht zuletzt dank des sympathischen Auftretens der Amerikaner und ihrem vorbildlichen Bemühen, den Fans allen Widrigkeiten zum Trotz das bestmögliche Konzerterlebnis zu bieten, in Erinnerung.

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