Interview mit Jorge Pulido von Lost Legacy

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Etwas mehr als zehn Jahre ist es her, dass die aus New York stammenden LOST LEGACY mit „The Aftermath“ ihr bisher einziges Album veröffentlicht haben. Weil die Herren ihr Debüt obendrein in Eigenregie auf den Markt brachten, haben hierzulande bisher vermutlich nur die wenigsten Headbanger von der Band gehört. Das könnte sich nun ändern, denn LOST LEGACY haben mit „In The Name Of Freedom“ nicht nur ein neues Album auf Lager, sondern auch noch einen Vertrag mit den deutschen Underground-Spezialisten Pure Steel Records unterschrieben. Aus gegebenem Anlass sprachen wir mit Gitarrist Jorge Pulido.

Ein Foto der Band Lost Legacy

Seit dem ersten Album von LOST LEGACY ist ein Jahrzehnt vergangen. Was habt ihr in all diesen Jahren gemacht? Oder: Warum hat es so lange bis zu einem neuen Album gedauert?
Die Band hat um 2011 ein paar Besetzungswechsel durchgemacht. Dave Franco (Gesang, Anm. d. Red.) hat eine Pause eingelegt, um neue Mitglieder zu finden und die Band in der lokalen Szene neu zu starten. 2012 ging es wieder richtig los und seitdem haben sich noch einige Dinge geändert. Es kann sehr schwierig sein, ein konstantes Line-up aufrecht zu erhalten, weil sich die Prioritäten der Menschen ändern können. 2018 waren wir dann endlich bereit für die Aufnahmen zu einem neuen Album, da wir der Meinung waren, dass wir unsere bisher besten Songs geschrieben haben. In Zukunft möchten wir alle zwei oder drei Jahre ein neues Album veröffentlichen können.

Mit „In The Name Of Freedom“ erscheint in Kürze Euer neues Album. Wie würdest du die Platte beschreiben und wo siehst du Unterschiede zum Vorgänger?
„In The Name Of Freedom“ knüpft thematisch an unser erstes Album „The Aftermath“ an. Wir haben uns diesmal in jedem Song auf die Kombination aus Melodie und Aggression konzentriert. Die Texte sind tiefgründig, weil Dave diesmal über die Männer und Frauen in unseren Streitkräften schreiben wollte, die unsere Freiheit verteidigen und oft vergessen werden. Wir möchten Krieg nicht glorifizieren und sind auch nicht dafür, wir wollten einfach nur diese tapferen Menschen ehren. Wir sind auf „The Aftermath“ sehr stolz und es hat großartige Songs. Natürlich klingt die Band jetzt ein bisschen anders, weil neue Mitglieder auch einen anderen Fußabdruck hinterlassen. Unser letztes Album war auch nicht ganz so stark produziert wie das neue und klang etwas düsterer. „In The Name Of Freedom“ ist hingegen sehr klar und knackig produziert. Wir wollten, dass die Aufnahmen „live“ klingen und haben uns für einen harten Gitarrensound entschieden, der gleichzeitig klar und aggressiv klingt. Dave singt auf dem Album besser denn je und auch Scotty, AJ und Jochen haben einen tollen Job gemacht. Bevor wir ins Studio gegangen sind, haben wir fünf Monate in die Vorproduktion investiert. Als Resultat hört ihr jetzt oft den ersten oder zweiten Take mit einem Minimum an Punch-ins (gezieltes Neueinspielen einzelner Stellen bei Mehrspuraufnahmen – Anm. d. Red.). Am wichtigsten ist allerdings, dass wir durch einen EVH 100 Watt Stealth gespielt und die Lautstärke auf 11 gedreht haben, um einen wirklich brachialen Gitarrensound zu erzielen. Wir haben in den Studios von „Coney Productions“ aufgenommen und Tom Tulotta ist ein großartiger Toningenieur.

Wie lief das Songwriting zu „In The Name Of Freedom“ ab?
Dave hat etwa 40 % der Musik und alle Songtexte geschrieben. Angel Vega (ehemals Gitarre, Anm. d. Red.) hat an ein paar Songs mitgearbeitet und ich habe die Musik zu „Take Me Away“ komponiert. Meistens bringt einer von uns einen fertig geschriebenen Song mit zur Probe und dann arrangieren wir ihn als Band. Jeder beteiligt sich und so nehmen die Lieder sehr schnell Form an. An neuer Musik zu arbeiten hilft auch dabei, aus der Band ein starkes Team zu machen.

In The Name Of Freedom“ wird über Pure Steel Records erscheinen. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?
Durch harte Arbeit (lacht)! Wir haben einen Kumpel, der damals in einer Band, die bei Pure Steel unter Vertrag ist, gespielt hat. Er stellte uns dem Label vor und von da an haben wir daran gearbeitet, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Natürlich konnten wir nicht gleich irgendwo unterschreiben. Sie haben uns in den sozialen Medien beobachtet und wir haben ihn ein Demo mit unseren neuen Songs geschickt. Offenbar hat ihnen gefallen, was sie hörten. Als wir dann im Sommer 2019 von unserer Tour mit Metal Church zurückkamen, haben sie uns mitgeteilt, dass sie uns in ihrer Label-Familie haben wollen.

Das Cover von "In The Name Of Freedom" von Lost LegacyDas Artwork zum neuen Album ist ziemlich cool! Wer hat es gemalt?
Die Idee dazu kam ursprünglich von Dave. Er wollte ein Bild mit einem Erzengel zwischen zwei einstürzenden Gebäuden. Basierend auf seiner Idee habe ich dann das grundlegende Design entwickelt. Dann habe ich einen Künstler namens Pzychopart gebeten, es auszuarbeiten und es in Feuer- und Erdfarben zu halten. Er hat fantastische Arbeit geleistet!

The Aftermath“ handelt von den Ereignissen des 11. Septembers und „In The Name Of Freedom“ knüpft daran an. Worum geht es genau?
Wir möchten dieses Album den Männern und Frauen in unseren Streitkräften widmen, die unglaubliche Opfer bringen mussten, seit die USA den Krieg gegen den Terror erklärt haben. Wir sind keine Befürworter von Krieg. Aber wir stehen hinter diesen tapferen Menschen, die bereit sind, alles zu opfern, um unsere Freiheit zu verteidigen.

Das ist ein sehr schwieriges Thema für eine Metal-Platte. Sind LOST LEGACY eine politische Band?
Ich würde uns nicht als politische Band bezeichnen. Allerdings wissen wir sehr genau, was in unserem Land politisch los ist und haben zu gewissen Themen auch etwas zu sagen. In erster Linie möchten wir Metal-Fans und Musikfans im Allgemeinen unterhalten, aber wenn es eine Situation gibt, zu der wir eine starke Meinung haben, dann schrecken wir nicht davor zurück, darüber zu schreiben.

Wie beurteilst Du die U.S.-amerikanische und internationale Metal-Szene zur Zeit?
Über die letzten Jahre scheint es ein Metal-Revival gegeben zu haben. Und mittlerweile gibt es so viele Sub-Genres, dass natürlich einige beliebter sind als andere. Hier in New York ist es schwierig für Metal-Bands, weil es ziemlich viel Konkurrenz und nur noch wenige Clubs, die sie live auftreten lassen, gibt. Wir haben sehr viel Glück, weil wir loyale Fans haben, die zu unseren lokalen Shows kommen. Wir konnten viele Konzerte spielen, bei denen wir nationale Größen supportet haben. Wir machen das hauptsächlich in New York, weil uns hier unsere Freunde unterstützen und Tickets kaufen. Ansonsten ist es leider „pay to play“, weil wir keine Leute ziehen. Außerhalb von NY haben wir aber auch schon gesehen, dass eine Menge Leute Metal-Events unterstützt – ich rede hier von ausverkauften Clubs. Und dann gibt es noch Bands wie Judas Priest, Saxon oder Iron Maiden, die gerade ein phänomenales Comeback erleben und ganze Stadien vollmachen. Und das ist toll für Metal-Fans. Die Abschiedstour von Slayer hat auch einige Leute wieder zum Metal gebracht.

Wie sieht es mit Euren anstehenden Live-Aktivitäten aus? Kommt ihr bald nach Deutschland?
Zum Zeitpunkt dieses Interviews haben wir bereits den Vertrag für eine Tour mit einem großen nationalen Act unterschrieben, allerdings dürfen wir noch nicht sagen, mit wem – checkt also unsere Facebook-Seite für neue Infos! Sobald wir diese Daten bekannt geben, werden wir das als unsere „In The Name Of Freedom U.S. 2020 Tour“ ankündigen. Wir haben schon sehr viel darüber gesprochen, in Deutschland aufzutreten und Festivals in Europa zu spielen. Das ist definitiv eines unserer Ziele. Dazu brauchen wir allerdings unsere Fans vor Ort, die Promoter, Organisatoren und Radiosender nach uns fragen – das hilft immer!

Vielen Dank für dieses Interview! Lass uns zum Abschluss noch etwas brainstormen: Was fällt dir zu den folgenden Begriffen ein?
Pay To Play: Nicht besonders toll, aber wenn man bereit ist, etwas Arbeit zu investieren und Tickets zu verkaufen, ist es die Sache auf jeden Fall wert.
Major Label: Breiteres Publikum, größere Reichweite.
Bier: Freunde und Entspannung!
Hitman: Wir haben ein paar Riffs, die bestens in einen „Hitman“-Film passen würden.
Power Metal: Stärke, Melodie, Harmonie, heavy Riffs, geile Musik!
LOST LEGACY in zehn Jahren: Es ist unser Ziel, mit unserer Musik so viele Leute auf der Welt wie möglich zu erreichen. Wir möchten auf Tour gehen und andere Länder besuchen. Es wäre schön, wenn wir etwas Anerkennung dafür bekämen, dass wir den Menschen mit unserer Musik helfen möchten. Und auf jeden Fall wollen wir auf großen Festivals spielen. Das wäre stark.

Noch einmal vielen Dank für deine Zeit! Möchtest du gerne noch ein paar abschließende Worte sprechen?
Als erstes möchte ich Euch dafür danken, dass Ihr mir eine Plattform gegeben habt, um die Band vorzustellen. Was ihr macht, ist immens wichtig – nicht nur für die Bands, die die Ehre haben, interviewt zu werden, sondern auch für die Fans, die mehr über ihre Lieblingsbands erfahren möchten. Das, was ihr für die Community tut, stärkt unser Genre und weckt bei den Leuten das Interesse für die beste Musik der Welt: Heavy Metal. Vielen Dank! Stay Metal …

Ein Foto der Band Lost Legacy

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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