Interview mit Ole und Raimund von Nailed To Obscurity

Das Wacken Open Air findet in diesem Jahr zum 25. Mal statt und NAILED TO OBSCURITY werden am Freitag, dem 01.08.2014, auf der Headbanger Stage spielen: Ein Wunsch, der in Erfüllung geht! Was die fünf Herren aus Norddeutschland sonst noch für die Zukunft geplant haben und was sie dazu sagen, dass sie bereits im nächsten Jahr 10jähriges Bestehen feiern können, durften wir im Gespräch mit Sänger Raimund Ennenga und Gitarrist Jan-Ole Lamberti erfahren.

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Danke, dass ihr euch Zeit nehmt! Habt ihr aufgrund der Festivalsaison viel zu tun im Moment?
Ole: Ach, das machen wir doch gerne, keine Ursache.
Ja, es gibt wie immer jede Menge zu tun. Das hat aber weniger mit der Festivalsaison zu tun, denn die Termine stehen ja nun fest. Aber irgendetwas gibt es immer, was organisiert und besprochen werden muss, oder man gibt Interviews, wie dieses hier!

Würdet ihr kurz eure Band und auch eure Musik beschreiben?
Ole: Wir tun uns immer sehr schwer damit, unsere Musik in eine Schublade zu stecken. Ich denke Melodic Death Metal beschreibt es am ehesten, wobei unsere Death-Doom-Einflüsse nicht zu überhören sind und auch das Wörtchen „progressiv“ wird häufig im Zusammenhang mit unserer Musik genannt. Aber am besten macht man sich einfach selbst ein Bild davon.

Was hat es mit eurem Bandnamen auf sich?
Ole: „Nailed To Obscurity“ ist ein Songtitel der Band Hate Eternal. Musikalisch gibt es zwar überhaupt keine Parallelen, jedoch fanden wir den Namen damals, als Volker und ich die Band gründeten, sehr passend und er gefiel uns einfach. Und obwohl wir damals noch nicht wussten, in welche Richtung sich unsere Musik entwickeln würde, passt der Name auch heute noch, wie ich finde.

Nailed to Obscurity

Wodurch unterscheidet ihr euch von anderen Bands aus eurem Genre?
Raimund: Da ich bis 2012 ja auch noch Außenstehender war, erlaube ich mir mal, diese Frage mit zu beantworten, da ich auch noch die Perspektive von außen kenne (lacht). Die Musik kreiert eine ganz besondere Atmosphäre durch die Melodien und die dynamischen Drums. Es berührt einen als Hörer einfach und was ich als Zuschauer immer am schönsten fand (und ich heute als Mitglied immer noch finde): Die Musiker scheinen in der Live-Situation Eins mit der Musik zu werden. Auf „Opaque“ wurde dieser Eindruck, meiner Meinung nach, sehr gut eingefangen.

Im nächsten Jahr feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Sind die Erwartungen und Wünsche, die ihr damals hattet, bereits in Erfüllung gegangen?
Ole: Ich denke, keiner von uns hätte zu Anfang gedacht, dass wir irgendwann so aktiv sind, wie wir es jetzt sind, dass wir regelmäßig live spielen, einen Plattenvertrag haben und ein Album, das auch von bekannten Magazinen positiv aufgenommen wird, all das hätten wir uns vor einigen Jahren nicht erträumen lassen und so gab es eigentlich kaum Erwartungen und Wünsche. Erst vor einiger Zeit sagten wir uns, dass wir unbedingt mal beim Wacken spielen wollen und dieser Wunsch hat sich ja jetzt relativ schnell erfüllt.

Hat sich seit eurer Gründung 2005 etwas an eurer Einstellung und Liebe zur Musik geändert?
Ole: Ich glaube, dass wir mit der Zeit alle etwas offener geworden sind, was Musik angeht. Aber alles in allem hat die Musik noch immer denselben Stellenwert für uns wie am Anfang und auch vor der Band. Was auf jeden Fall mittlerweile ein wichtiger Teil in unserem Leben geworden ist, ist die Band selbst. Das Proben, live zu spielen oder einfach die Freundschaft zwischen uns hat denke ich bei jedem von uns mit der Zeit immer mehr an Wichtigkeit gewonnen und keiner will heute mehr darauf verzichten.

Viele Bands starten mit Cover-Songs. Habt ihr das damals auch gemacht?
Ole: Eigentlich haben wir direkt mit eigenen Songs angefangen. Das erste Riff, das Volker und ich zusammen in unserem Proberaum gespielt haben, war glaube ich das Anfangsriff von „Where The Enemy Sleeps“ von Kataklysm (mit denen wir in diesem Sommer live spielen werden). Das war’s dann aber glaube ich auch mit dem Covern. Vor NAILED TO OBSCURITY haben wir im Rahmen eines Schulprojektes mal „TNT“ aufgeführt und als es die Band schon gab, haben wir einmal drei Oldies als Hochzeitsgeschenk für Volkers Vater gecovert. Unsere wenigen Coverversuche haben also nicht wirklich etwas mit NAILED TO OBSCURITY zu tun. Wobei mir gerade einfällt, dass wir „TNT“ auch bei unserem ersten Gig als Zugabe gespielt haben, weil wir keine weiteren Songs mehr im Repertoire hatten (lacht). Aber trotzdem hat das Covern nie eine wichtige Rolle bei uns gespielt.

Nailed to Obscurity

Wer übernimmt heute das Schreiben der Songs von euch?
Ole: Ursprünglich haben Volker und ich alles geschrieben. Da war das Line-Up aber auch noch ein ganz anderes. Heute schreiben Volker und ich zwar immer noch das Grundgerüst des Songs, aber wenn es ans Ausarbeiten und Feintuning geht, bringt sich jeder ein. Erst wenn alle mit dem Song zufrieden sind, ist er für uns fertig und das kann auch mal etwas länger dauern. Was die Texte angeht, haben Raimund, Carsten und ich bei „Opaque“ nahezu alle Songs zusammen geschrieben.

„Opaque“ ist bisher eure aktuellste Veröffentlichung. Die Resonanz war sehr gut: Seid ihr persönlich zufrieden?
Raimund: Dass die Resonanzen derart positiv ausfallen, freut mich sehr. So wünscht man sich seinen Einstand (lacht). Wir sind alle sehr stolz auf das Album und hätten nicht damit gerechnet, solche Reaktionen zu erhalten, da wir alle wissen, wie groß der Markt ist und wie viele gute Bands da draußen auf Gehör warten.

Gibt es etwas, das eurer Meinung nach nicht zu 100% perfekt ist auf dem Album?
Raimund: Man ist ja häufig erst mal auf den eigenen Part fixiert nach einer Recording-Session, weil man es perfekt machen möchte. Eingangs hatte ich ganz viel auszusetzen und meine Probleme, eben durch meine eigene Performance. Vielleicht auch, weil ich der Neue war. Das kann ich kaum noch in Worte fassen. Mittlerweile und mit dem nötigen Abstand mag ich das Album wirklich sehr. Was das Kritisieren von einem fertigen Album angeht, bin ich persönlich eher jemand, der nichts ändern möchte, sondern den Blick nach vorne richtet und sich fragt, was man noch (!) so alles machen könnte.
Ole: Während der Entstehung des Albums haben wir wirklich permanent an den Songs rumgeschraubt. Wir fanden die Songs zwar gut, hatten aber immer irgendetwas auszusetzen. Irgendwann sind wir dann an den Punkt gekommen, an dem wir es perfekt fanden und deshalb ist es jetzt auch veröffentlicht. Sonst würden wir jetzt immer noch daran werkeln.

Womit befassen sich die Texte?
Raimund: In den Texten geht es um den Umgang mit Emotionen und Situationen sowie deren Verarbeitung, um innere Zerrissenheit und Unterdrückung von Gefühlen. Die Abkehr von unserem Innersten, die bis hin zur „Maskierung unseres wahren Selbst“ geht, ist im Prinzip das zentrale Thema. Die Texte sollen sich gleichermaßen von selbst verstehen, wie auch vielfach deuten lassen. Es war uns sehr wichtig, diesen Raum zum Abstrahieren für den Hörer frei zu halten.

Das Cover wirkt recht schlicht, macht aber wirklich Eindruck. Greift es auf irgendwelche Lyrics zurück?4029759088691
Raimund: Das Cover und sämtliche verwendete Artworks stammen von Ben Borucki, der mit uns sehr eng zusammengearbeitet hat, was die Ideen für das Artwork angeht. Er hat von uns die Texte und die Musik zur Verfügung gestellt bekommen und versucht, den “Geist” der Musik mit Bildern einzufangen. Das Cover selbst kann man als die bereits erwähnte „Maskierung unseres wahren Selbst“ sehen, was ebenfalls durch den Albumtitel „Opaque“ (verdeckt, undurchsichtig) verdeutlicht werden soll.

Es gibt bisher nur ein richtiges Musikvideo zu euren Songs: zum Lied „Opaque“. Wie war der Videodreh für euch?
Raimund: Es war für uns eine neue, spannende Erfahrung. David Thelen, der Regisseur, hat uns sehr schnell alle Scheu genommen und den Clip durch seine Ideen bereichert. Das Video findet, trotz der Tatsache, dass es sich um einen reinen Performance-Clip handelt, die nötige Tiefe und fängt die Stimmung des Songs sehr gut ein.
Ole: Zuvor habe ich oft gehört, dass so ein Videodreh anstrengend und nervig ist. Tatsächlich hat es aber tierischen Spaß gemacht und ich glaube wir haben uns auch ganz gut angestellt. Zumindest wurde uns das gesagt (lacht). Etwas stressig war natürlich die Organisation, aber darin haben wir mittlerweile Übung.

Besteht der Plan, ab jetzt mehr Videos zu eurer Musik zu machen?
Raimund: Es ist auf jeden Fall ein interessantes Medium. Man ergänzt im Prinzip Bilder zu der Musik. Es ist zwar unser eigener Anspruch, dass unsere Musik eben solche Bilder bereits von alleine zu generieren vermag, aber wenn man jemandem Externen seine Bilder „einfangen“ lässt, ist das höchst spannend und bereichernd. Wir würden uns also freuen, wenn wir so etwas in naher Zukunft häufiger machen könnten.

Ihr tretet dieses Jahr auf dem Wacken Open Air und auch im Ausland auf. Wie sind eure Erwartungen?
Raimund: Dass wir auf dem Wacken Open Air spielen, fühlt sich noch so unwirklich an und auch der Auftritt in Rumänien ist noch so fern. Es liegt ein vorfreudiges Kribbeln in der Luft, aber so richtig glauben können wir es wohl erst, wenn der Moment gekommen ist (lacht).

Könntet ihr euch persönlich vorstellen, mal ein ganz anderes Genre zu spielen? Vielleicht in einer Jazz-, Pop-, Soul- oder Reggaeband?
Raimund: Warum eigentlich nicht? Musik ist etwas so Spannendes und man kann nur für sich selbst dazulernen, musikalisch und menschlich.
Ole: Die von dir angesprochenen Genres würden mich überhaupt nicht reizen. Vielleicht wäre ein anderes Subgenre im Metal interessant, aber meine Erfüllung finde ich tatsächlich in dem, was wir zur Zeit machen. Solang es düster/atmosphärisch ist, kann ich mir aber auch vorstellen, etwas in anderen Genres zu experimentieren. Es ist aber keinesfalls so, dass ich nach einer solchen Gelegenheit suche.

Gibt es denn vielleicht schon neue Pläne? Beispielsweise ein neues Album?
Ole: Pläne gibt es eigentlich immer in irgendeiner Form. Wir haben natürlich noch einiges vor, was unsere Liveaktivitäten betrifft und noch einige Dinge, die nicht ganz spruchreif sind. Wir schreiben tatsächlich an neuen Songs, aber bisher sind da nur einige Ideen, die ausgearbeitet werden müssen und dann werden wir daraus bald erste Songgerüste bauen. Mehr gibt es zu einem neuen Album aber derzeit nicht zu sagen.

Zum Abschluss des Interviews das traditionelle Metal1.info- Brainstorming:
Arch Enemy: Raimund: Hardrock-Soli-Death-Metal    Ole: War Eternal
Sonne: Raimund: Festivals    Ole: Sommer
Nachwuchstalent: Raimund: Décembre Noir    Ole: Décembre Noir
Bier: Raimund: Mehr    Ole: Corona
Metal1.info: Raimund: Metal-Tagesschau    Ole: Interview

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg für euch von meiner Seite.
Ole: Dir auch vielen Dank!

Publiziert am von Laura Wyska

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