Interview mit Adam Lundqvist von Nekromant

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NEKROMANT huldigen dem klassischen Heavy Metal. Mit ihrem neuen Album „Temple Of Haal“ liefern sie eine rifflastige Scheibe mit Wurzeln in den Ursprüngen der harten Gitarrenmusik und verträumter, einnehmender Atmosphäre. Über die Entstehung der Platte, die Verbindung zur eigenen Vergangenheit und die Liebe zur Heimat sprechen wir mit Gitarrist Adam Lundqvist.

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Hallo und danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie geht es dir dieser Tage?
Hi, danke dir! Nun, es wird hier oben jeden Tag kälter und dunkler. Aber es ist alles gut!

Nekromant - Temple Of Haal - Coverartwork„Temple Of Haal“ ist euer erstes Album bei eurem neuen Label Despotz. Was hat sich für euch geändert, seit ihr bei Despotz Records unterschrieben habt?
Du hast es selbst gesagt, es ist unsere erste Platte mit Despotz, also ist es sozusagen eine ziemlich neue Beziehung. Aber es fühlt sich toll an, mit einem schwedischen Label zu arbeiten, und insgesamt ist das Gefühl einfach großartig!

Der Nekromant ist ein oft verwendeter Name in der Popkultur – sei es als Klasse in Rollenspielen oder zum Beispiel als der frühere Name von Sauron. Warum habt ihr den Namen für euch gewählt und hattet ihr eher wissenschaftliche, literarische oder populäre Inspirationsquellen und warum habt ihr ihn in der deutschen Version als NEKROMANT geschrieben?
Unseren ursprünglichen Namen Serpent mussten wir aus verschiedenen Gründen ändern. Unser erstes Album – „Nekromant“ von Serpent – fiel uns ein, als wir den Namen ändern mussten und wir dachten, NEKROMANT klingt nicht nur verdammt gut, sondern ist auch ein geschmeidiger Übergang, da es eben der Albumtitel war. Jedenfalls, soweit ich mich daran erinnere, haben wir den Namen NEKROMANT gewählt, weil Mattias ein Hardcore-Herr-der-Ringe-Fan ist, die Bücher gelesen hat, den Namen „Nekromant“ gelesen hat und der Klang des Namens gefiel ihm und uns gleichermaßen. Was die Schreibweise angeht, so wird NEKROMANT im Schwedischen genauso geschrieben wie im Deutschen. Ich denke also, wir können sagen, dass wir die schwedische Schreibweise verwenden.

Wie habt ihr euch seit eurem Debüt als Musiker weiterentwickelt, was macht ihr besser als auf dem letzten Album „The Nekromant Lives“?
Ich denke, dass unser Sound als Band von Album zu Album erwachsener geworden ist. Im Vergleich zu „The Nekromant Lives“ machen wir nicht unbedingt etwas besser. Dafür können dich die Gefühle und Emotionen der Songs an einen Ort mit fantastischem und mysteriösem Touch bringen.

Ihr seid stark im klassischen Heavy Metal verwurzelt. Was fasziniert euch so an den Ursprüngen der harten Musik?
Nun, wir waren alle noch recht jung, als wir anfingen, Heavy Metal zu hören, und das hatte einen großen Einfluss auf unser Leben und unsere Entscheidungen, was das Hören und Spielen von Musik angeht.

Was sind deiner Meinung nach moderne Einflüsse oder Elemente in eurer Musik?
Ich weiß nicht, ob wir irgendwelche modernen Einflüsse haben, zumindest nicht, dass ich mir dessen bewusst bin. Der Sound auf der neuen Platte ist aber irgendwie modern.

Nekromant Bandfoto

Wie läuft das Songwriting bei euch ab? Seid ihr alle beteiligt, wie entstehen die Songs?
In den meisten Fällen kommt Mattias mit einer neuen Idee oder sogar einem ganz neuen Song zur Probe, den wir uns anhören und besprechen sollen. Dann fangen wir an, die neue Idee zu spielen und fügen vielleicht ein paar Sachen hinzu und spielen eine Weile damit herum, um zu sehen, ob es sich richtig anfühlt. Normalerweise fängt es mit einem Riff an, und daraus entsteht dann ein Song. Manchmal geht es schnell, manchmal dauert es Jahre, bis ein Song gut wird.

Da ihr offensichtlich sehr von Black Sabbath beeinflusst seid: Wie wichtig war die Band für eure persönliche musikalische Selbstfindung und was ist eure Lieblingsphase oder euer Lieblingsalbum von Sabbath?
Sehr wichtig! Black Sabbath war der Grund, warum ich mit 13 Jahren angefangen habe, Gitarre zu spielen. Die ersten Riffs, die ich je gelernt habe, waren Riffs wie „Paranoid“ und „Iron Man“. Also vielen Dank, Riff-Maestro Tony Iommi! Ich kann nicht wirklich sagen, welches mein persönliches Lieblingsalbum ist, aber die erste Phase war auf jeden Fall großartig.

Du bezeichnest „Behind The Veil Of Eyes“ als „eine fröhliche kleine Nummer über Dunkelheit und Tod“, was ich großartig finde. Obwohl eure Musik düster und melancholisch wirkt, hat sie eine positive und hoffnungsvolle Note. Siehst du das auch so und habt ihr das so geplant?
Die Lyrics von „Behind The Veil Of Eyes“ sollen ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit vor dem drohenden Untergang, aber auch ein Gefühl der Ruhe und des Friedens vermitteln. Es ist irgendwie warm und kalt zur gleichen Zeit. Die Musik folgt in diesem Sinne den Texten.

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Ist „King Serpent“ eine Anspielung auf euren früheren Bandnamen Serpent? Worum geht es in dem Song?
Nein, ist es nicht, aber ich verstehe, warum du das denkst. Der Song handelt von der mythischen Midgardschlange und der Text wird sozusagen aus der Sicht der Schlange erzählt.

Die letzten zwei Minuten von „King Serpent“ sind vielleicht mein Highlight des Albums, dieser Instrumentalteil ist so voller Kraft und Energie und hat einen tollen Aufbau. Was sind deine Lieblingsmomente oder dein Lieblingssong auf „Temple Of Haal“?
Cool, vielen Dank für die netten Worte. Mein persönlicher Lieblingssong auf dem neuen Album ist „Behind The Veil Of Eyes“, und das liegt nicht an meinem Gesangspart, wie du vielleicht denken könntest. Es geht um den Wechsel in der Energie und den Gefühlen. Ich beschwere mich nicht über die Tatsache, dass es sogar zwei Gitarrensoli hat.

„Häckle Klint“ schafft es als Instrumentalstück, ohne Text eine spannende kleine Geschichte zu erzählen. Wolltet ihr von Anfang an einen Song ohne Text aufnehmen, oder hat sich das Stück einfach so ergeben?
Wir versuchen, für jedes Album mindestens einen Instrumentalsong zu schreiben. Aber das ist keine Regel, es passiert einfach. Mattias hat diesen Song geschrieben, und ich glaube nicht, dass er „Häckle Klint“ jemals mit Gesang machen wollte. Außerdem ist es toll, Instrumentalsongs live zu spielen, das gibt Mattias eine kleine Pause vom Singen und ist ein gutes Training für seinen Nacken.

Gibt es ein lyrisches Gesamtkonzept hinter „Temple Of Haal“ oder steht jeder Song für sich selbst?
Jeder Song steht für sich selbst. Die Texte gehen auf dieser Platte eher in eine mythische Richtung, aber Wörter wie Feuer, Berg, Schlange und so weiter werden immer noch verwendet. Fans von klassischem Heavy Metal werden nicht enttäuscht sein.

Nekromant BandfotoIm Promo-Text heißt es, dass ein großer Teil des Albums von deiner Heimatstadt Vargön handelt. Was verbindet dich mit deiner Heimatstadt und was bedeutet der Begriff Heimat für dich?
Wir sind alle drei in Vargön geboren und aufgewachsen und haben daher eine sehr starke Bindung zu diesem Ort. Die Natur, die Berge, der See Vänern und seine Geschichte machen diesen Ort zu einem großartigen Platz zum Aufwachsen und Leben. Klingt, als würde ich Werbung für Vargön machen…

Was bedeutet „Haal“, woher kommt der Begriff und auf welchen „Tempel“ bezieht sich der Albumtitel? Hat er einen spirituellen Hintergrund, etwa so wie das arabische „Haal“ oder „Hāl“, das sich auf eine realitätsübergreifende Seele bezieht?
Haal ist eine Anspielung auf Halleberg, einen der Zwillingsberge in Vargön. Der Tempel von Halleberg, könnte man sagen. Der Tempel ist allerdings reine Fiktion, es gibt keinen Tempel auf dem Halleberg… oder doch?

Vargön liegt, wie du schon sagst, zwischen den Zwillingsbergen Halleberg und Hunneberg. Sind diese Berge und die Natur im Allgemeinen etwas, das du in deinem Heimatland schätzt und dir am Herzen liegt, bist du naturverbunden?
Die Berge werden sowohl von Touristen (Deutschen) als auch von uns, die hier leben, sehr geschätzt. Es ist das Jagdgebiet der Könige hier in den Bergen, und das schon seit Hunderten von Jahren. Aber im Allgemeinen glaube ich nicht, dass die Menschen in Schweden naturverbundener sind als in anderen Ländern. Ich kann nur für mich selbst sprechen, und ich mag die Wälder wirklich gerne.

Was ist auf dem Titelbild zu sehen? Ist das ein Foto von eurem Heimatort oder aus dem Ecopark Halle-Hunneberg?
Nun, es ist beides! Es ist eine Zeichnung von Halleberg, aber mit ein bisschen mehr Geheimnis.

Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum:
Tribulation – Where the Gloom Becomes Sound.
Streaming: Gemischte Gefühle.
Bestes Film-/Serien-/Buch-Universum: Pulp Fiction.
Etwas, das jeden schlechten Tag besser macht: Schlaf.
Deutschland:
Udo Dirkschneider.
NEKROMANT in zehn Jahren: Old but gold!

Danke nochmal für deine Zeit. Die letzten Worte gehören ganz dir. Möchtest du unseren Lesern noch etwas sagen?
Danke sowohl fürs Lesen dieses Interviews als auch für das Hören unserer Musik. Hoffentlich sehen wir uns in Zukunft auf unseren Konzerten! Skål!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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