Interview mit Marcin Radecki von Outre

Nach einem beachtlichen Debüt im Jahr 2015 legen die polnischen Black Metaller OUTRE nun ihr zweites Album vor: „Hollow Earth“. Über den der Sänger- und in gewissem Maße auch Stilwechsel der Band berichtet Bassist Marcin Radecki.

Ihr habt einen neuen Sänger – warum habt ihr euch für ihn entschieden und war es eine Option, mit dem Session-Sänger vom Debüt weiterzumachen?
Nach Abschluss der Aufnahmen zu “Ghost Chants” haben wir jemanden gesucht, der als Sänger fest in die Band einsteigt. Wir haben uns verschiedene Szenarien überlegt und schließlich empfahl uns ein gemeinsamer Freund Mateusz (Zborowski). In der Zwischenzeit haben wir mit Hellstorm als Live-Sänger zusammengearbeitet. Stawrogin war nie daran interessiert, über seinen Beitrag als Gastsänger auf “Ghost Chants” hinweg weiter bei OUTRE involviert zu sein.

Ihr habt auch einen neuen Gitarristen – wie kam es dazu?
Wir hatten immer zwei Gitarristen, also mussten wir, als Mateusz (Jamróz) beschloss, Outre zu verlassen, einen Ersatz finden, deshalb ist Krzysztof in letzter Zeit zu uns gekommen.

Auf dem Artwork von “Hollow Earth” ist das Skelett eines alten Elchs zu sehen. Was war die Idee dahinter, warum ist es die perfekte Visualisierung für die Musik?
Das Cover zeigt einen Megaloceros, eine ausgestorbene Art, die vor langer Zeit von der Erdoberfläche verschwunden ist. Das Bild wurde uns von Mentalporn als Titelbild vorgeschlagen, der für das gesamte Layout dieses Albums verantwortlich ist. Als ich es sah, war mir sofot klar, dass es das gesamte Konzept des Albums perfekt widerspiegelt.

Worum geht es bei “Hollow Earth”?
Es geht um Leben, Tod, Naturkreisläufe, Einsamkeit und Verlassenheit.

Wie wichtig sind die Texte und wer hat sie diesmal geschrieben?
Jedes Stück ist wichtig, da daraus das Album als Ganzes entsteht. Deswegen achte ich sehr auf den lyrischen Aspekt. Diesmal habe ich diese Aufgabe mit unserem Sänger geteilt. Wir hatten ein gemeinsames Konzept, so dass es kein Problem war, das zusammen zu vollenden.

Worin bestehen aus deiner Sicht die Hauptunterschiede zwischen “Hollow Earth” und dem Debüt?
“Hollow Earth” ist im Vergleich zu “Ghost Chants” intensiver, schwerer und musikalisch reifer. Obwohl die Musik wie auch bei “Ghost Chants” vollständig von Damian komponiert wurde, ist das Album völlig anders, was Arrangements, Tempi und Songstrukturen angeht. Wir haben die Gitarren diesmal heruntergestimmt, was auch großen Einfluss auf den Sound der gesamten Band hatte. Aber man darf auch nicht vergessen, dass Mateusz’ Gesang eine völlig neue Dimension geschaffen hat und uns geholfen hat, unseren Sound besser zu definieren.

Was den Gesang betrifft: Es gibt nicht so viele clean gesungene Parts, die Variabilität des Gesangs ist nicht so groß wie auf der letzten Platte. Absicht oder nur eine Folge des Sängerwechsels?
Der Hauptgrund ist, dass der Gesang von zwei verschiedenen Personen kommt. Es waren zwei verschiedene Ausdrucksformen und Gesangsmethoden. Beiden hat niemand gesagt, wie sie singen sollen, sondern sie haben gemacht, was sie können, so dass die Unterschiede ganz logisch sind.

Auch die Musik klingt etwas geradliniger, noch dunkler als das Debüt. Wie hat sich dieser Stilwechsel entwickelt?
Unsere Entwicklung geht zu direkteren und kompromissloseren Kompositionen. Aber das bedeutet nicht, dass wir die Vielfalt übersprungen haben. “Hollow Earth” muss man sich nur genauer anhören, dann kann man immer mehr Ebenen entdecken – noch mehr als bei “Ghost Chants”.

Im Jahr 2012, als euer Debüt erschien, wurde MGLA, eine weitere Black-Metal-Band aus Krakau, in der Black-Metal-Szene richtig groß. Seid ihr neidisch?
Warum sollten wir? Mgła hatte sich ihre Position schon viele Jahre lang erarbeitet, bevor sich OUTRE gegründet haben und die erste EP veröffentlicht haben. Insofern wäre es wirklich dumm, neidisch zu sein. Wir haben uns den Proberaum geteilt, wir haben viel aus ihrer Erfahrung gelernt. M. hat unser erstes Album gemischt und produziert … insofern sind wir weit von negativen Gefühlen entfernt.

Euer neues Album geht etwas mehr in Richtung MGLA – im Bezug auf die geradlinigeren Arrangements, aber auch , weil ihr jetzt auch Kapuzenjacken – den neuen Trend im Black Metal – anhabt. Ist das ein Versuch, auf diesen Zug aufzuspringen?
Man könnte auch sagen, dass wir versuchen, auf den Zug der Metallbands zu springen, weil wir Gitarren statt Flöten spielen. Soweit ich weiß, wurden Jacken schon in den 70er-Jahren verwendet und Kapuzen haben Mgła nicht. Uns war einfach kalt.

Was sind deine Pläne für die absehbare Zukunft, wird es Shows in Deutschland geben?
Ich hoffe es. Wir haben noch keine Shows gebucht, einige sind in Planung, aber das sind Termine in Polen. Wir werden sehen, was die Zukunft für uns bereithält.

Zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Polnischer Black Metal: Der beste.
Politik im Metal: Ist mir egal.
Dein derzeitiges Lieblingsalbum: Black Sabbath mit „Black Sabbath“. Daran hat sich 20 Jahre lang nichts geändert.
Deutschland: (auf Deutsch) Sauerfleisch.
OUTRE in zehn Jahren: In zehn Jahren ist es vorbei.

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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