Interview mit Dromos von Quintessence Mystica

Drei Jahre sind im Black Metal eine vergleichsweise kurze Verzögerungszeit. Auch wenn die Ursachen lediglich beim Artwork zu finden sind? Dromos, neben Master Alaferm die zweite Hälfte der ukrainischen Symphonic Blacker QUINTESSENCE MYSTICA, klärt auf, gibt Antworten auf Fragen, die noch gar nicht gestellt wurden und verteidigt am Ende sogar noch das häufig mit Argusaugen betrachtete Keyboard.

Quintessence Mystica - transparent
Hallo und vielen Dank für das Interview. Wie geht es dir, Dromos?
Hallo, vielen Dank an dich für dein Interesse an der Musik. Alles gut soweit, das Leben geht halt weiter. Wie du vielleicht weißt, haben wir einige Probleme mit der russischen Aggression in der Ukraine, aber ich hoffe, wir stehen das durch. Ich möchte mich ganz herzlich für die Hilfe aus Deutschland bedanken (neben vielen anderen Ländern), die uns gegen Russland unterstützen. Ohne diese Hilfe wäre alles noch schlimmer.

„Duality“ ist seit ein paar Wochen auf dem Markt. Wie sind die Reaktionen bis jetzt? Seid ihr zufrieden mit dem Album?
`Nun, die Reaktionen von unseren ukrainischen Freunden haben wir bereits vor drei Jahren bekommen, als das Album tatsächlich aufgenommen wurde (ok, den Remix und das Remaster haben wir erst Ende letzten Jahres gemacht. Klar, den Leuten gefällt es, aber sie finden, wir sollten es mit den programmierten Drums besser sein lassen. Wir selber sind extrem zufrieden mit der Platte, aus unserer Sicht ist es fast perfekt – wir haben viel Zeit mit den Arrangements verbracht und haben sehr viele weniger wichtige Teile einfach rausgeschmissen, also hoffen wir mal, dass es da ein paar hundert Jungs auf diesem Planeten gibt, die das Album genauso mögen.

Was sind denn die größten Unterschiede zwischen dem Debüt „The 5th Harmonic Of Death“ und „Duality“?
Ich denke, hauptsächlich ist der Sound wesentlich besser. Da haben wir einfach viel mehr Zeit reingesteckt und das hört man auch. Als Zweites wären die Arrangements zu nennen, Master Alafern hat sich dieses Mal sehr stark eingebracht und so klingt das Album viel erwachsener als das Debüt.

Interview 2014

Das neue Material ist jetzt nicht allzu progressiv, die meisten Songs gehen schnell ins Ohr. War das ein natürlich Vorgang oder plant man so etwas?
Wir planen nie etwas. Du wärest überrascht zu hören, dass wir QUINTESSENCE MYSTICA mit dem Ziel gestartet haben, Musik wie Darkthrone mit elektronischen Instrumenten zu spielen. Jetzt sieht man ja, wohin uns dieser „Plan“ geführt hat. Also planen wir einfach nicht mehr, sondern versuchen einfach, das Medium zu sein, welches unsere Gefühle und Emotionen so nahe wie möglich in die musikalischen Themen transportiert. So gesehen: Ja, es ist ein natürlicher Prozess, wie sich die Dinge auf dem neuen Album entwickelt haben. Ich denke, so ergeht es den meisten Bands, etwas „Geplantes, Unnatürliches“ tun klingt nicht gerade nach einer guten Idee.

Das Keyboard ist das dominierende Instrument. Meiner Ansicht nach unterdrückt es etwas zu sehr die rohe Kraft der anderen Instrumente. Wir würdest du die Musik gegen diese Kritik verteidigen?

Naja, du bist nicht der Erste, der so denkt. Wir denken (und werden dabei durch Feedback vieler Menschen bestärkt), dass die Keyboards gar nicht so dominierend sind. Ja, sie haben ihren Platz in der Musik, um spezielle Stimmungen auszudrücken und wir nutzen sie, sind dabei aber sehr, sehr vorsichtig, damit wir nicht als Symphonic-Black-Metal-Band enden. Ich denke, wir haben es hinbekommen, ein wirklich aggressives und dynamisches Album zu schreiben und dabei die dunklen, symphonischen Elemente nicht zu vergessen. So ist das Ganze einfach am meisten nach unserem Geschmack.

Ich finde den Mix aus Black- und Death-Metal-Vocals ziemlich cool. War das irgendwie ein Schwerpunkt für euch?
Nun, für dieses Album habe ich nicht so viel Musik wie für das Debüt geschrieben. Also habe ich mich darauf konzentriert, den Gesang so gut wie möglich hinzubekommen. Ich bin kein professioneller „Screamer“, wir proben nie, also waren die Aufnahmen schon ein gewisses Risiko. Ich denke, ich habe die Aufgabe ganz gut gelöst. Allerdings sind die Death-Metal-Vocals auch nicht von mir, sondern von Master Alafem. Warum wir uns so entscheiden haben? Nun…ganz einfach, du kennst die Antwort aus den vorherigen Fragen, es präsentiert einfach am besten das, was wir fühlen.

Quintessence Mystica - Duality

Wie sieht es mit den Texten aus, worum geht es da?
Das geht von sehr abstrakten Dingen, die alles im Bereich Menschheit zu erklären versuchen, bis zu den ewigen Themen wie Krieg, Mut, Liebe zum Heimatland und dem Ort des einzelnen Menschen im Universum.

Ein paar Worte zum Artwork, es ist sehr düster und atmosphärisch. Was soll es ausdrücken?
Vielleicht hast du im Promoschreiben gelesen, dass die Veröffentlichung um ein paar Jahre verschoben werden musste (leider nicht, es lag kein Schrieben bei, Anm. d. Verf.). Dies lag an Problemen mit dem Artwork. Ein paar Designer haben uns da echt verarscht. Als wir angefangen haben, hatten wir keine spezielle Idee, es sollte nur dunkel und minimalistisch sein und das haben wir geschafft. Der Knabe, der das erledigt hat (Al.Ex (Mayhem Design) aus St. Petersburg in der russischen Förderation), ist ein echter Meister auf dem Gebiet. Er nimmt die Ideen einer Band auf und liefert etwas völlig Unerwartetes. Aber es passt und hat Stil. Ich freue mich schon, zukünftig weiter mit ihm zusammen zu arbeiten.

Ich will die politische Situation in der Ostukraine nicht zu breit treten, aber kannst du uns vielleicht etwas zur Lage der Zivilbevölkerung erzählen?
Die Situation ist scheiße. Von einer riesigen Nation wie Russland unter Druck gesetzt zu werden, ist keine leichte Sache. Aber trotzdem sind wir zuversichtlich und sehr optimistisch, dass alles in Ordnung geht, nachdem das gierige und heuchlerische Regime von Victor Yanukovich letztes Jahr auf dem Maidan gestürzt wurde. Das war vielleicht das erste Mal seit der Unabhängigkeitserklärung und dem Ende der Sowjetunion, dass das ganze Land vereint war.

Quintessence Mystica - Interview 2014 II

Ok, dann lass uns das Interview mit einem Wortspiel beenden, deine ersten Ideen zu den folgenden Begriffen:

Philosophie: Rodnoverie, oder wenn du es lieber auf Deutsch hast: Heidentum. Die Familie und die Ahnen sind ursprünglich und ihre eigenen Götter. Und ihr Blut wird aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft strömen, durch uns und unsere Kinder. Das ist ein universelles Gesetz des Lebens.
Kunst: Bitte, keine zeitgenössische „Kunst“
Fußball: Keine Ahnung, interessiert mich überhaupt nicht.
Jahreszeiten: Sommer, am besten irgendwo grillenderweise am Meer
Black Metal: Immortal!!!

Ok, noch mal vielen Dank für deine Antworten, die letzten Worte gehören dir.
Vielen Dank für das Interview und vergesst nicht: Musik ist wie Wein, gut oder schlecht hängt nicht in erster Linie von Preis oder Marke ab, sondern nur vom persönlichen Geschmack. Hört euch an, was euch gefällt, nicht was trendy oder gut promotet ist. Alles Gute!

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert