Interview mit Ron von Ravenpath

RAVENPATH aus Zwickau haben 2022 genutzt, um nach der Pandemie mit neuen Mitgliedern wieder fleißig Shows zu spielen. Eine dieser Shows war der Auftritt im Rockclub Selb im Juni 2022 als Support für die Bulgaren Gwendydd, bei dem RAVENPATH den Hauptact stimmungsmäßig sogar übertrumpfen konnten. Mit Sänger Ron sprachen wir über diesen ersten Gig nach zwei Jahren, die neuen Bandmitglieder und das aktuelle Album „The Raven’s Wisdom“.

Ravenpath Logo

Hallo Ron, vielen Dank dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wie ergeht es dir dieser Tage?
Bestens! Dieses Jahr hat endlich wieder etwas Aufwind in den Veranstaltungs- und Konzertsektor gebracht, das fühlt sich gut an!

Wer sind RAVENPATH? Stellt euch zu Beginn gerne mal unseren Lesern vor.
RAVENPATH ist eine Melodic-Death-Metal-Band mit Stammsitz in Zwickau (Sachsen). Das Projekt trat erstmals im Jahr 2007 unter diesem Namen in Erscheinung. Los ging es damals mit Elementen aus dem Gothic Metal und entwickelte sich dann zu einer Symphonic-Death-Metal-Formation. Seit 2016 finden wir im Melodic Death Metal unser Zuhause und setzen unsere Entwicklung hier fort.

Wie würdet ihr jemandem, der euch noch nie gehört habt, selbst eure Musik bzw. euren Stil beschreiben?
Unsere älteren Werke, wie die Songs vom Album „The Voices In The Winds“, sind geprägt durch den unverkennbaren Pianosound, der diese mit Streicher-, Orgel- sowie Celloeffekten untermalt. Aktuelles Material, wie unsere Songs vom Album „The Raven’s Wisdom“, erhalten durch die eingängigen Melodien von weitaus präsenter gewordenen Gitarrenparts ihren Stil. Dazu kommen harte Drumrhythmen, welche durch Doublebass-Fill-Ins unterstützt werden. Auch Einflüsse aus anderen Metal-Stilrichtungen, wie zum Beispiel Black und Death Metal, verwenden wir hierbei. Der gesangliche Part ist von gutturalen Growls und Shoutings dominiert. Jeder unserer Songs hat seinen ganz eigenen Charakter, sodass wir unsere Zuhörer mit viel Abwechslung in der Musik und in Texten, die zum Nachdenken anregen, fesseln können. Die Themen, mit denen sich unsere Werke auseinandersetzen, sind menschliche Empfindungen wie Hoffnung, Trauer und Hass aber auch komplexe Bereiche wie Religion, Tod und aktuelle gesellschaftliche Themen. Kurz gesagt: Es knallt!

RAVENPATH live in Selb
RAVENPATH live in Selb

Nach der pandemie-bedingten Livepause habt ihr euer Bühnencomeback als Support für Gwendydd in Selb am 10.06.2022 gefeiert. Wie habt ihr den Gig erlebt, was hat es euch bedeutet, endlich wieder live spielen zu können? [>> Lest hier unseren Konzertbericht]
Diese Frage packt mich besonders! Es gibt so viele Emotionen, die sich mit diesem Gig verbinden lassen. Da sind zum einen, die Aufregung und Euphorie nach fast zwei Jahren und mit zwei neuen Bandkollegen endlich wieder auf der Bühne zu stehen. Weiterhin war da auch etwas Ungewissheit. „Wie reagiert das Publikum? Gibt es neue Spielregeln, welche sich während der Pandemie ausgeprägt haben? Sind wir wirklich optimal vorbereitet um eine gewohnte Qualität abliefern zu können?“ Das waren Fragen, die wir uns da beispielsweise stellten. Umso mehr hat es uns mit Freude und tiefer Dankbarkeit erfüllt, so einen herzlichen Empfang und eine so grandiose Stimmung nach dieser langen Zeit zu erleben! Es war ein sehr schöner Moment mit den Leuten zu feiern und wieder echtes Konzertfeeling zu haben. Selb hat uns dadurch nochmal sehr stark motiviert, auch weiterhin sehr viel Energie in die Band RAVENPATH zu stecken.

RAVENPATH live in Selb
RAVENPATH live in Selb

In Selb konntet ihr zum ersten Mal im neuen Line-up mit neuen Gitarristen auftreten – für Tom war es sogar das erste Konzert überhaupt. Wie habt ihr die beiden Neuen gefunden und wie haben sie sich in der Band eingelebt? Inzwischen habt ihr ja wieder mehrere Konzerte und Festivals spielen können.
Ich glaube, wie die meisten Bands in dieser Situation, sind wir aktiv auf die Suche gegangen und haben bestehende Kontakte geprüft und natürlich auch eine Ausschreibung gepostet. Zuerst war für uns eine Zusammenarbeit mit Jens sehr naheliegend. Er ist ein Spitzengitarrist, bringt viel Erfahrung für Live und im Songwriting mit und ist schon viele Jahre mit uns befreundet. Hier wussten wir, dass die Chemie stimmt! Jens hat darüber hinaus auch federführend unser aktuelles Album „The Raven´s Wisdom“ produziert, sodass er sich auch musikalisch sehr schnell in die Band einfinden konnte. Die Unterstützung von Tom war für uns aus jetziger Sicht irgendwie vom Schicksaal bestimmt. Wir spielten 2016 einen Gig auf dem Pressefest in Chemnitz und lernten Ihn dort kennen, wo er sich unseren Krach anhörte. Seine Worte waren damals: „Das war ja geil, sowas will ich auch mal zocken!“ Seitdem hielten wir mehr oder weniger den Kontakt. Er meldete sich dann auf unsere Ausschreibung und bot seine Unterstützung an. Nach ein paar Testproben, verbunden mit seinem Ehrgeiz und seiner Motivation in der Band mitzuwirken, merkten wir sehr schnell, dass er der Richtige ist. Nach recht kurzer Zeit sind wir mittlerweile ein tolles Team geworden. Es ist so, als wären die Beiden schon lange dabei und es macht Spaß, mit diesen Musikern zusammenzuarbeiten!

Euer zweites Album „The Raven’s Wisdom“ erschien 2019 – dann kam Corona. Fühltet ihr euch dadurch ausgebremst und hat das auch zum Ausstieg der beiden vorherigen Gitarristen Ende 2021 geführt?
Ja klar, die Pandemie hat so ziemlich alle ausgebremst. Natürlich auch uns! Dennoch freuen wir uns sehr über den Erfolg des Albums und das es unseren Fans so gut gefällt. Auch während der Corona-Pause war das Interesse an der Scheibe groß und wir durften viele Bestellungen entgegennehmen. Sicher hat die Situation der letzten zwei Jahre einen Einfluss darauf gehabt, dass die Bandmitglieder durch die zwangsläufige Livepause auch neue Schwerpunkte im Leben setzten. Somit hat sich jeder Ende 2021 für seinen weiteren Weg entschieden und ich denke, es gab hierbei keine falschen Entscheidungen. Marcus und Torsten können wir an dieser Stelle nur für das jahrelange Engagement danken und die Beiden werden immer ein wichtiger Teil der Bandgeschichte sein. Natürlich sind wir weiterhin in Freundschaft verbunden.

Ravenpath The Ravens Wisdom Coverartwork„The Raven’s Wisdom“ ist ein Konzeptalbum über aktuelle Probleme und falsch gesetzte Ziele. Kannst du etwas mehr über den konzeptionellen Ansatz des Albums erzählen?
Dass es ein Konzeptalbum wird, ergab sich erst im Verlauf der Entstehung. Wir wollten mit den Songs aktuelle Themen und Diskurse unserer Zeit aufgreifen und behandeln. Kurz bevor die letzten Songs fertig geschrieben waren, erkannten wir, dass sich bei entsprechender Anordnung ein roter Faden durch die Themen zog. Ab diesem Punkt ergab sich dann eine genaue Vorstellung, wie „The Raven’s Wisdom“ aufgebaut sein wird. Von der Songanordnung über kleine Details und Nuancen im Aufnahmeprozess bis hin zum Artwork entstand dann das Endprodukt, welches wir 2019 veröffentlichen konnten.

Wieso habt ihr euch dafür entschieden, mit dem Konzept einen lyrisch „schwierigen“ Weg zu gehen, anstatt euch mit Fantasy-Texten oder ähnlichem zu vergnügen?
Es gibt viele spannende Themen, welche sich in einem Song verarbeiten lassen. Beim letzten Album „The Voices In The Winds“ haben wir uns thematisch sehr breit ausgetobt. Bei „The Raven´s Wisdom“ haben wir unsere DNA eher bei gesellschaftskritischen Fragestellungen definiert. Habgier, Freundschaft, Krieg und Technologie sind nur ein paar Schlagwörter, mit denen wir uns hierbei tiefer auseinandersetzen. Ich bin der Meinung, dass noch in unserer Generation entschieden wird, wie wir in Zukunft leben und welche Grundlagen wir dafür haben werden. Daher soll das Album auch dazu anregen, achtsamer mit diesen Grundlagen und vor Allem miteinander umzugehen. Aktuell betrachtet, haben diese Themen leider nichts an Aktualität verloren.

„A Change In The Darkness” etwa erinnert von den Riffs und der Dynamik her stark an Amon Amarth. Ist das einer eurer Einflüsse und welche Bands sind für euren Sound die wichtigsten Inspirationen?
Da muss ich etwas überlegen. Jedes Mitglied von RAVENPATH favorisiert andere Genres sowie Bands im Metalbereich. Auch weitere Elemente wie z.B. aus der Klassik haben Einfluss auf uns. Sicher haben viele Bands da Inspiration geliefert, wie z.B. Amon Amarth, Insomnium, Arch Enemy, Epica, Dark Tranquillity, Kataklysm, Hypocrisy und Graveworm. Die „eine Band“ gibt es dabei aber nicht. Wir machen das, was uns selbst gefällt. Der gemeinsame Nenner ist eigentlich tatsächlich der Melodic Death Metal, den feiern wir alle!

Der Song zeichnet thematisch ein düsteres Szenario, in dem sich die Natur an uns rächt und die Erde zu einem für Menschen unbewohnbaren Ort macht. Momentan extreme Temperaturen, Brände, Überschwemmungen, Wasserknappheit usw. werden leider immer mehr – gibt es noch Hoffnung, „A Change In The Darkness“ für künftige Generationen abzuwenden? Was müsste dazu geschehen?
Ganz ehrlich, ich weiß es nicht…

Zu all den Reaktionen der Natur auf unsere Lebensweise schafft sich die Menschheit auch selbst nach wie vor genug Probleme – „Is It Worth?“ behandelt mit einem ungewollt in den Krieg geschickten Soldaten ein leider wieder sehr aktuelles Thema. Seht ihr den Song selbst nun nochmal mit anderen Augen?
Eine andere Bedeutung bekommt der Song für uns nicht unbedingt, da „Is It Worth?“ genau dieses Dilemma widerspiegelt. Sicher ist das Thema nun viel näher an uns dran, aber die Situation an sich, dass Menschen gegeneinander kämpfen, die in einem anderen Kontext vielleicht sogar befreundet sein könnten, passiert leider schon immer auf unserer Welt.

RAVENPATH live in Selb
RAVENPATH live in Selb

Habt ihr bereits Pläne für einen Nachfolger zu „The Raven’s Wisdom“? Seid ihr für euer nächstes Album auch auf der Suche nach einem Label?
Auf jeden Fall! Wir sind bereits fleißig dabei, ein neues Album zu erarbeiten. Mit Jens haben wir einen tollen Songwriter gewonnen, der die Dinge wieder anders angeht als gewohnt. Mit dem zusätzlichen Input aller Bandmitglieder, sind viele neue Ideen garantiert und das Ergebnis wird der aktuellen Scheibe definitiv in nichts nachstehen. Erste Songs sind bereits fertig ausgearbeitet und wir haben gerade richtig Spaß beim Songwriting. Bis das Ganze fertig ist, dauert es aber noch etwas. Einem Labeldeal sind wir natürlich nicht abgeneigt und werden diese Option auch verfolgen. Am Ende muss das aber auch passen, erzwingen wollen wir es dabei nicht. Die Leidenschaft für das, was wir tun, steht für ein neues Album an erster Stelle!

Zeit zum Träumen: Mit welchen Bands würdet ihr gerne mal die Bühne teilen?
Da wollen wir gar nicht viel träumen, die besten Momente und Erlebnisse waren meist mit Bands, die wir erst beim gemeinsamen Gig kennenlernen durften. Kambrium, Path Of Destiny, Parasite Inc. und zuletzt Skelfir sind da spontane Beispiele. Bei solchen Bands würden wir uns einfach freuen, wenn sich die Wege mal wieder kreuzen!

RAVENPATH

Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum:
„Shadows Of The Dying Sun” von Insomnium.
Sommer: Gigs und gemütliche Abende mit Freunden!
Urlaub: Von Schweden bis Kroatien!
Bestes Buch-/Film-/Serien-Universum: „Star Wars“, „Game Of Thrones“.
Etwas, das einen schlechten Tag besser macht: Nach Hause kommen!
Etwas, das einen guten Tag schlechter macht: Bier ist alle!
RAVENPATH in 10 Jahren: Immer noch mit Leidenschaft dabei und Album Nummer vier ist hoffentlich schon raus… (lacht)

Nochmals vielen Dank für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.
Danke Stefan und Metal1.info für das Interview und euer Interesse. Und herzlichen Dank an unsere Fans und Freunde für euren unglaublichen Support! Wir sehen uns! Cheers!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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