Interview mit Jani Ikonen von Verikalpa

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Wütende Trolle, eisgekühltes Bier und frostige Wälder – die Finnen VERIKALPA zeigen schon mit dem Coverartwork zu ihrem dritten Album „Tunturihauta“, worum es ihnen geht. Mit ihrem Viking/Folk Metal in der Schnittmenge von Moonsorrow, Finntroll und Ensiferum können sie durchaus überzeugen. Sänger Jani Ikonen spricht mit uns über Trinkgelage mit Elfen, Vergleiche mit den großen Vorbildern und warum er nicht auf Englisch singt.

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Wie habt ihr euch als Musiker seit eurem Debüt „Taistelutahto“ weiterentwickelt, was macht ihr auf „Tunturihauta“ besser als auf euren vorherigen Alben?
Nun, ja, es gab eine große Entwicklung als Musiker. Mit den Jahren, in denen wir unser Ding gemacht haben, lernt man eine Menge. Nicht nur als Musiker und Künstler, sondern auch in Bezug auf das Geschäft. Die Arbeit im Studio lief aufgrund dieser Entwicklung auch viel reibungsloser als zum Beispiel beim Debüt, weil man immer mehr und mehr dazulernt.

Verikalpa Tunturihauta CoverartworkMeiner Meinung nach kann man schon anhand eines Liedes beurteilen, ob man die Musik von VERIKALPA mögen könnte oder nicht. Welches Lied von „Tunturihauta“ würdest du jemandem empfehlen, der noch nie von euch gehört hat und warum?
Ich würde sagen, den Titeltrack. Er verschafft mir immer noch eine Gänsehaut, wenn ich ihn höre. Schwierige Frage, denn gerade als ich das gesagt habe, kommt mir „Rautanen Herra“ in den Sinn, weil der Song viel schneller ist und diese Folkiness hat. Also checkt beide Tracks aus.

Erst „Taistelutahto“, dann „Tuoppitanssi“ und jetzt „Tunturihauta“ – ist es Absicht, dass alle Alben mit einem „T“ beginnen? Ist es so etwas wie eine „T“-Trilogie?
(lacht) Gut beobachtet. Aber nein, nicht wirklich. Zuerst war es nur bei den ersten beiden Alben so, und als der Titel „Tunturihauta“ entstand, fiel uns das auch irgendwie auf. Wir hatten einfach das Gefühl, dass diese Titel die stärksten für die Alben sind. Vielleicht wird das vierte auch mit einem „T“ anfangen, wer weiß.

Wie läuft das Songwriting bei euch ab? Seid ihr alle beteiligt, wie entstehen die Songs?
Vor allem ich und unser Bassist Sami Knuutinen schreiben alle Songs, entweder zusammen oder jeder für sich. Meistens kommt einer von uns mit einem Riff an, dann setzen wir uns in meinem Apartment zusammen und jammen mit diesem Riff herum. Daraus entsteht dann ein Song, den wir den anderen Jungs schicken und wenn sie ihn mögen, nehmen wir ihn mit in die Proben. Wir lassen den anderen auch Raum, sich einzubringen, nichts ist in Stein gemeißelt. Unser Keyboarder Jussi Sauvola zum Beispiel hat seinen eigenen Spielstil und wir lassen ihn bei einigen Parts, über die wir nicht nachgedacht haben, einfach sein Ding machen. Er war auch Co-Autor des Song „Paikon Kieli“ vom letzten Album.

Was sind eure lyrischen Einflüsse, wovon handeln die Songs? Sie scheinen sich viel um Krieg und Bier zu drehen.
Ich habe die Angewohnheit, kurze Geschichten in meinem Kopf zu entwickeln, die ich dann in lyrischer Form zu Papier bringe. Die Themen der Lieder reichen von fröhlichen Trinkgelagen mit Elfen über Schlachtfelder bis hin zu Hangovers und wie sehr ich den Winter manchmal hasse. „Talven Varjot“ bedeutet „Schatten des Winters“.

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„Tunturihauta“ ist das erste Album, an dem ihr seit Beginn der Pandemie gearbeitet habt. Wie hat Corona den Songwriting-Prozess verändert und die Band und das Album beeinflusst?
Dadurch hatten wir auf jeden Fall mehr Zeit, um uns auf die neuen Songs zu fokussieren. Abgesehen davon hat es unsere Arbeit, abgesehen von Liveshows, nicht verändert. Vielleicht waren wir etwas angepisster, dadurch klingen einige Lieder etwas wütender.

“Tunturihauta” ist stellenweise tatsächlich aggressiv und brutal, macht aber auch viel Spaß und hat eine fröhliche, folkige Note. Ist es für euch immer wichtig, Spaß mit eurer Musik zu haben und den Spaß auf die Fans zu übertragen?
Ja, auf jeden Fall! Auch, wenn die Songs sich manchmal aggressiver anfühlen, haben sie immer eine lustige Seite.

Verikalpa Tuoppitanssi CoverartworkDer handgezeichnete Stil des Coverartworks gefällt mir wirklich gut. Sakari Forstadius hat auch schon das Artwork für “Tuoppitanssi”, warum habt ihr euch wieder für ihn und diesen Stil entschieden?
Wir lieben das „Tuoppitanssi“-Cover. Er hat auch die Single-Cover für “Naulattujen Vaellus” und “Talonväen Teuraat” erstellt, für uns war also klar, dass es perfekt wäre, wenn er auch das dritte Album übernimmt. Und, verdammt, genau das hat er gemacht. Er macht alles in Handarbeit und liefert immer so gut Artworks ab. Es fühlt sich an, als ob seine Kunst perfekt zu unserer Musik passt. Danke, Sakke!

Auf dem Titelbild erweckt Bier die Toten wieder zum Leben. Welche alkoholischen Getränke würden dich aus dem Grab auferstehen lassen? Met, dein Lieblingsbier oder etwas anderes?
Bier. Wenn es Bier gibt, kannst du nicht zu lange liegen bleiben.

Ihr singt alle eure Songs auf Finnisch und sogar in eurem regionalen Dialekt, richtig? Könnt ihr euch dadurch besser mit der Musik und den Texten identifizieren und wollt ihr das in Zukunft beibehalten?
Ja, Finnisch im Oulu-Dialekt. Ich schreibe die Lyrics so, wie ich rede. Manchmal ist es ziemlich schwer, alles zusammenzubringen, aber die finnische Sprache passt perfekt zu unserer Musik und ja, das wird so bleiben. Früher hatte ich mal ein paar englische Titel geschrieben, aber die waren ziemlich dumm. Also ja, Finnisch ist und bleibt es. (lacht)

Ich denke, ihr füllt eine Lücke zwischen Finntroll, Ensiferum und Moonsorrow. Die Einflüsse dieser Bands sind deutlich hörbar, ihr schafft es aber, daraus eure eigene Mischung zu machen. Wie siehst du das, wie würdest du VERIKALPA in der finnischen Metalszene einordnen?
Ich glaube, wir haben eine gute Mischung aus verschiedenen Genres in unseren Songs. In „Tunturihauta“ gibt es ein sowas wie ein 80er-Jahre-artiges Hair-Metal-Riff und “Verikauhu” hat Death-Metal-Momente, aber beide Tracks klingen nach uns, nach VERIKALPA.

Manchmal habe ich auch gelesen, ihr wärt nur eine Kopie der eben genannten Bands. Wie geht ihr mit solcher Kritik und diesen Vorwürfen um?
Ich finde, es ist eine Ehre, mit diesen Bands verglichen zu werden. Ich habe sie schon immer gehört und liebe deren Musik nach wie vor. „Folk“ Metal habe ich schon immer geliebt, mit diesen Bands bin ich aufgewachsen. Es interessiert uns nicht wirklich, wenn uns jemand dafür hasst, wenn wir nach jemand anderem klingen, um ehrlich zu sein. Wir machen unser Meinung nach unser eigenes Ding und das passt für uns.

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Im Video zu „Rautanen Herra“ spielt ihr im Wald, was in Finnland ganz normal erscheint. Einen Spaziergang durch finnische Wälder stelle ich mir vor wie ein Metalfestival, bei dem an jeder Ecke Bands Konzerte spielen. Was ist das mit finnischen Metalbands und den Wäldern?
Ich denke, das kommt daher, dass Finnland im Prinzip ein riesengroßer Wald ist.

Finnland ist mit Abstand das Metalland Nummer 1 in Europa mit über 60 Heavy-Metal-Bands pro 100.000 Einwohnern, mehr als überall anders auf der Welt. Warum denkst du ist Metal so wichtig für die Finnen?
Norden, Winter, Wälder, Dunkelheit, Bier. Das alles ist ziemlich Metal, wir kennen einfach nichts anderes. Glaube ich.

Zum Schluss noch ein weiterer Vergleich: In meiner Heimat in Oberfranken gibt es mehr als 200 Brauereien pro einer Million Einwohner, das ist Weltrekord. Wie sieht das in Finnland und in und um Oulu aus? Habt ihr gutes lokales Bier?
(lacht) Oh nein. Ich muss ehrlich sein und auspacken. Ich kenne mich mit lokalem Bier in Oulu überhaupt nicht aus! Aber ja, in anderen Städten gibt es eine Menge guter Brauereien. Ich bin mehr der „Billiges Supermarkt-Bier“-Typ oder trinke importierte Biere wie Heineken oder Budweiser.

Kommen wir zum Abschluss zu unserem traditionellen Brainstorming. Was fällt dir zu folgenden Begriffen zuerst ein…
Aktuelles Lieblingsalbum:
Children of Bodom – Hexed.
Streaming: Hypocrisy – Worship.
Natur: Wälder.
Bestes Film-/Serien-/Buch-Universum: Halloween.
Heavy Trip: Meh… it’s okay.
Etwas, das jeden Tag besser macht: Ganz im Ernst, als erstes ist mir Bier eingefallen.
VERIKALPA in zehn Jahren: Heben immer noch die Pints weit nach oben.

Danke nochmal für deine Zeit! Die letzten Worte gehören dir.
Kippis y’all! Grab a cold one and have a blast! Hört euch uns an, wir hoffen euch eines Tages auf Tour zu sehen!

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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