Konzertbericht: Deafening Opera w/ Sundog, JD

17.03.2018 München, Feierwerk (Orangehouse)

„Support the Underground“ predigen und nur von Genre-Größen berichten? Nicht mit uns! Wenn mit den Proggern DEAFENING OPERA und der Stoner-Truppe SUNDOG gleich zwei lokale Bands ihre neuen Platten vorstellen, kann man da schon mal hingehen. Dachten sich erfreulicherweise auch rund 150 andere Rock-Fans, so dass das Orangehouse im Münchner Feierwerk bereits vor Konzertbeginn mehr als anständig gefüllt ist.

Den Anfang macht um 20:00 Uhr jedoch zunächst das Power-Trio JD um Fronter, Gitarrist und Namnesgeber Jakub Dwornicki. Hinter dem leider im Bassbereich ziemlich übersteuernden Sound verbirgt sich gut gemachter, allerdings auch nicht weiter spektakulärer Rock, der im Riffing an frühe Stone Sour, in den Soli an Pantera denken lässt. Die ihnen zugedachten 35 Minuten Spielzeit füllen die drei Münchner damit musikalisch gesehen durchaus unterhaltsam – als sonderlich spektakulär bleibt die Show jedoch nicht in Erinnerung: Nicht zuletzt, weil Fronter Dwornicki an Gitarre und Mikrophon gefesselt ist, passiert auf der Bühne leider zu wenig.

All das ist bei SUNDOG anders, die im Anschluss ihre heute veröffentlichte erste CD präsentieren – eine EP namens „Where My Bones Lie“. Das Stoner-Rock-Quartett macht zwar auf der Bühne auch keinen großen Wirbel, wirkt jedoch so in den Bann der eingenen Songs gezogen, dass es direkt ansteckend wirkt: Gerade die Hingabe von Fronter Martin, Münchner Szenegängern vielleicht noch von seiner ehemaligen Band German Angst (später Angsters Inc.) bekannt, lässt keinen Zweifel daran, dass die Songs von Herzen kommen und überträgt sich direkt auf das erfreulich zahlreich erschienene Publikum. Doch auch beim Rest der Band ist unverkennbar, dass sie die Musik fühlt: Erstaunlich, wie Gitarrist Qi seiner Gitarre immer neue Sounds entlockt, mitreißend, wie die Rhythmusfraktion aus beNuts-Drummer Markus Klöpper und Band-Neuzugang Shi am Bass durch die Songs führen. Doch nicht nur das wie, auch das was kann restlos überzeugen: Wo Stoner Rock oft generisch oder uninspiriert daherkommt, gelingt es SUNDOG mit vielseitigem Songwriting, erfrischend lebendig zu klingen: Bleibt nur zu hoffen, dass das Material auf Platte den live geweckten Erwartungen entspricht!

Um kurz nach 22:00 Uhr ist es schließlich Zeit für den Headliner DEAFENING OPERA und damit die zweite Release-Show des Abends: Vorgestellt wird das neue Album „Let Silence Fall“ – und zwar in seiner ganzen Länge von gut 70 Minuten (plus anschließender Zugabe, bestehend aus altem Material). Diese Spielzeit ist kein Wunder, dauern die einzelnen Stücke der 2002 in München gegründeten Prog-Metaller doch für sich genommen mitunter über 10 Minuten. Eine große Affinität zu verkopfter Musik ist dann auch Grundvorraussetzung, um sich mit dem Material von DEAFENING OPERA anzufreunden: Während Keyboarder Gérald Marie über vier (!) Keyboards alles bis zur Orgel in den Ring wirft, duellieren sich die beiden Gitarristen in verschwurbelten Arrangements im Finger-Verknoten, während Fonter Adrian Daleore wahlweise sein hüftlanges Haar schüttelt oder seine Stimme auf ausgefuchste Gesangslinien schickt. Dass man mit einem solch vertrackten Sound nicht jeden glücklich macht, ist kein Wunder – so überrascht es wenig, dass sich der Saal über die Show hinweg etwas leert. Die Fans, die vor der Bühne verbleiben, kompensieren das jedoch durch umso lauteren Jubel mit Leichtigkeit.

Wenn die Band-Konstellation stilistisch auch sehr bunt, um nicht zu sagen: etwas willkürlich zusammengemixt wirkt, bekommen Rock-Fans am heutigen Abend doch für faire 15 Euro Eintrittsgeld drei Underground-Bands zu hören, die durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient haben. Gerade SUNDOG seien an dieser Stelle allen Stoner-Fans nochmals ans Herz gelegt. Doch auch DEAFENING OPERA sind durchaus ein Geheimtipp: Wem Opeth immer schon zu wenig progressiv waren, kann hier durchaus auch auf Platte mal ein Ohr riskieren.

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