Konzertbericht: Descendents w/ A Wilhelm Scream, Irish Handcuffs

13.07.2018 München, Backstage Werk

Allzu oft kommt es nicht mehr vor, dass wahre Musiklegenden sich in München die Ehre geben. Als die DESCENDENTS 2017 mit „Hypercaffium Spazzinate“ ein neues Album veröffentlichten, wuchs allerdings die Hoffnung, die Band einmal mehr auf Tour erleben zu können. Im Juli 2018 ist es schließlich soweit: Unterstützt von A Wilhelm Scream und Irish Handcuffs geben sich die Hardcore- und Poppunk-Meister im Münchner Backstage auf ihrer Europatour die Ehre.

Entsprechend des Stilmixes des heutigen Headliners, wird im Vorprogramm eine Mischung verschiedener Punkstile zelebriert. Entsprechend sind die Regensburger IRISH HANDCUFFS der perfekte Opener für diesen Abend: Ihr melodischer Skatepunkt geht gut in Ohr und Bein, auch wenn die Zuschauerzahl sich zum Konzertbeginn noch sehr in Grenzen hält. Dennoch haben die drei Jungs gewaltig Spaß, heizen das Publikum immer wieder an und hüpfen über die Bühne. Mit ihrem halbstündigen, melodiegetränkten Set machen IRISH HANDCUFFS Laune und tun genau das, was ein Opener tun sollte: Sie machen gewaltig Lust auf den weiteren Abend.

In der Umbaupause leert sich das Backstage Werk nahezu vollständig. Mit den ersten Tönen von A WILHELM SCREAM strömen allerdings beachtliche Menschenmassen vor die Bühne – zurecht: Was die vier Jungs aus New Bedford einmal mehr live abfeuern, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Auch wenn der Einstieg mit „Famous Friends And Fashion Drunks“ noch nicht so recht zünden mag, gibt es danach durchgehend nach vorne preschenden Punkrock mit Hardcore-Einschüben und fabelhaften Melodien, der durch seine vertrackten Rhythmuswechsel und raffinierten Songstrukturen fast schon ADHS hervorruft. Die gute Laune, die A WILHELM SCREAM auf der Bühen verbreiten, steckt an: Das Publikum ist wild am Feiern, es fliegen Bierbecher und ein breites Lächeln ist auf nahezu allen Gesichtern im Backstage Werk zu sehen. Das abschließende „The King Is Dead“ zieht noch einmal alle Register, bevor die Band sich nach ungefähr 40 Minuten vom einem nassgeschwitzten Münchner Publikum verabschiedet.

  1. Famous Friends And Fashion Drunks
  2. Me vs. Morrissey in the Pretentiousness Contest (The Ladder Match)
  3. The Last Laugh
  4. These Dead Streets
  5. Boat Builders
  6. Get Mad, You Son Of A Bitch!
  7. The Soft Sell
  8. I Wipe My Ass With Showbiz
  9. 5 To 9
  10. The Horse
  11. The Rip
  12. Mute Print
  13. The King Is Dead

Nach einer weiteren Umbaupause, in der sich das Backstage Werk komplett füllt und entsprechend auch die Temperaturen Richtung Siedepunkt steigen, betreten die DESCENDENTS die Bühne – Sänger Milo präsentiert dabei stilecht in Lederhosen. Ohne Intro, dafür mit einigen netten Begrüßungsworten steigt die Band mit dem Klassiker „Suburban Home“ ein und sorgt von der ersten Sekunde an für wilde Mosh Pits. Wie bereits bei A Wilhelm Scream gönnen auch die vier Herren aus Kalifornien dem Münchner Publikum quasi keine Verschnaufpausen: Ohne nennenswerte Ansagen oder Trinkpausen spielt sich die Band durch ihre kurzen Songs. So frisch und unverbraucht wie die Show wirkt, ist es kaum zu glauben, dass die DESCENDENTS bereits 1980 gemeinsam musizieren.

Dass die Band zwei Mal für etwas längere Pausen hinter der Bühne verschwindet, wird vom Münchner Publikum weniger zum Durchschnaufen, als mehr zu lautem Jubel und Zugabe-Rufen genutzt. Der breit übers ganze Gesicht grinsende Drummer Bill Stevenson nutzt beide Gelegenheiten dazu, sich im Namen der Band für eine tolle Show und die jahrelange Unterstützung zu bedanken; generell ist die Rolle von Bill Stevenson für die DESCENDENTS nicht hoch  genug zu bewerten: Sein straightes hochgeschwindigkeitsspiel hält die knackigen Nummern zusammen. Nach mehr als 90 Minuten findet dann allerdings auch dieser kurzweilige Abend zwischen Hardcore, Poppunk und Melodien sein verschwitztes Ende.

  1. Suburban Home
  2. Everything Sux
  3. Hope
  4. On Paper
  5. I Wanna Be A Bear
  6. Get The Time
  7. Victim Of Me
  8. Rotting Out
  9. I Like Food
  10. Clean Sheets
  11. Testosterone
  12. Van
  13. Nothing With You
  14. I’m Not a Punk
  15. Shameless Halo
  16. Weinerschnitzel
  17. Silly Girl
  18. I Don’t Want To Grow Up
  19. Who We Are
  20. Myage
  21. Pop
  22. Without Love
  23. Global Probing
  24. Coffee Mug
  25. When I Get Old
  26. Coolidge
  27. Thank You
  28. Descendents
  29. —-

  30. ‚Merican
  31. I’m The One
  32. No Fat Burger
  33. Bikeage
  34. Smile
  35. —-

  36. Fighting Myself
  37. Good Good Things
  38. Feel This
  39. Pep Talk
  40. Doghouse

Trotz ihres schon etwas fortgeschrittenen Alters zeigen die DESCENDENTS, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Zusammen mit den wahnwitzigen A Wilhelm Scream und den Quasi-Lokalheroen Irish Handcuffs wurde an diesem Abend eine große Bandbreite unterschiedlicher Punkstile verbunden – bitte auch in Zukunft mehr davon!

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