Konzertbericht: Jupiter Jones w/ Monoshoque

06.11.2013 Muffathalle, München

Fein Bonsche Cover

Irgendwann muss man sich als Fan entscheiden: Geht man den Weg einer Band mit oder wendet man sich doch irgendwann ab? Im Falle von JUPITER JONES hat sich mir diese Frage in den vielen Jahren seit meinem ersten Konzert der Band im kleinen beschaulichen Sunny Red in München schon oft gestellt: Während sie damals noch als Punkrock-Band mit Indie-Rock-Einflüssen auftraten, entwickelte sich die Musik über die Jahre immer mehr Richtung Pop-Rock, bis die Ballade „Still“ vom selbstbetitelten vierten Album schließlich zum meistgespielten deutschsprachigen Radiosong des Jahres 2011 wurde. Das ist per se nichts Schlechtes, wenn sich in die neueren Alben nicht immer auch einige belanglose Songs eingeschlichen hätten. Das neue Album, „Das Gegenteil von Allem“ wendet sich nun bis auf zwei Ausnahmen vom Punk nahezu vollkommen ab und kann auf Albumlänge musikalisch nicht vollständig überzeugen – da die Band allerdings textlich sowie bei ihren Liveauftritten noch nie enttäuscht hat, gilt es beim Tourauftakt der „Fein Bonsche“-Tour in München ein weiteres Mal die Beziehung zwischen mir und JUPITER JONES persönlich zu überprüfen.

Monoshoque

Aufgrund vorangehender Termine komme ich erst 15 Minuten nach dem offiziellen Konzertbeginn in der Muffathalle an, welche durch einen Vorhang auf ungefähr 2/3 der Hallenlänge verkleinert ist – der Bereich vor der Bühne ist dabei auch nur locker gefüllt. Auf der Bühne rocken die drei Jungs des von der Band ausgewählten Openers MONOSHOQUE bereits gut ab. Melodielastige Gitarren, flächige Synthies, ein treibendes Schlagzeug, ein wummernder Bass, dazu eine charismatische Stimme, die deutsche Texte vorträgt: Um 2003 herum, als gerade die große deutschsprachige Indie-Welle Hochkonjunktur hatte, hätten MONOSHOQUE sicherlich großen Anklang gefunden. Dass man sich in den vielen Jahren aufgrund der vielen Bands, die dieses Schema verfolgen, ein wenig an dieser Musik sattgehört hat und sich die Band nicht wirklich von dieser großen Masse abhebt, lässt den Auftritt allerdings lediglich solide erscheinen. Die etwas großspurigen Rockstar-Ansagen ihres Frontmanns passen zusätzlich nicht zum ansonsten sympathischen Bild, dass die Band abgibt. Nach insgesamt etwas mehr als 30 Minuten verabschieden sich MONOSHOQUE vom Publikum. Insgesamt ein absolut stimmiger und passender Opener, der niemandem wehtut, allerdings nicht wirklich im Gedächtnis hängen bleibt.

Im Hallenlicht der Umbaupause zeigt sich die interessante Zusammensetzung des Publikums: Anstatt der von mir antizipierten jugendlichen Menge setzt sich diese nahezu ausschließlich aus kuschelnden Pärchen und Männern Ende 30 bis Ende 40 zusammen, von einigen „jüngeren“ Einsprengseln abgesehen – die Befürchtung das hier nun das klassische Radiopublikum Einzug hält und JUPITER-JONES-Tickets künftig zu Weihnachten verschenkt werden, kommt langsam in mir auf.

Jupiter Jones 1

Nach einer halben Stunde erlischt schließlich das Licht, und „Amsterdam“ von Klaus Hofmann ertönt als Intro. Untermalt von einer stimmigen Lichtshow entern JUPITER JONES die Bühne und eröffnen das Set mit „4-6-9 Millionen“, dem Opener des neuen Albums. Sänger Nicolas begrüßt das Publikum mit einem fröhlichen „Moin!“ und zeigt gleich eine Neuerung auf: Anstatt sich die Gitarre umzuhängen, greift er sich lediglich das Mikrophon und fungiert „ganz“ als Frontmann und Sänger, was durch die zwei kleinen Podeste, auf die er immer wieder springt, noch verstärkt wird. Dass die Band ordentlich rocken kann und das Publikum auch bei den alten Nummern textsicher ist, zeigt sich bereits beim zweiten Song, dem Klassiker „Kopf hoch und Arsch in den Sattel!“, bei welchem Nicolas auch wieder zur Gitarre greift – ein Wechsel, der sich im Verlauf des Konzerts noch häufiger vollziehen wird.

Immer wieder motiviert die Band das Publikum zum Mitklatschen, bedankt sich ausgiebig für den warmen Empfang und freut sich sichtlich, nach monatelanger Studiozeit und Pressearbeit endlich wieder auf der Bühne stehen zu können. Das Publikum nimmt die Klatschaufforderung – wie sollte dies im vom Musikantenstadl verseuchten Deutschland auch anders sein – gerne auf, geht aber abseits dieser nervigen Angewohnheit das ganze Konzert über gut mit und enttäuscht Gott sei Dank die Befürchtungen vor einem demotivierten Schunkelabend. Der wäre bei der Leistung, die JUPITER JONES heute wieder abrufen aber auch vollkommen unangebracht: Zwar klingen manche Songs durch das Fehlen einer zweiten Gitarre nicht ganz so druckvoll, aber alleine Nicolas‘ Reibeisenstimme, die immer wieder in wütendes Schreien ausbricht und wohl zum Besten gehört, was man in Deutschland finden kann, macht dieses Manko locker wieder wett.
Jupiter Jones 2Die Songauswahl legt einen Fokus auf die beiden letzten Alben, was auch aufgrund des Publikums nicht weiter überrascht – das dabei allerdings auch Klassiker wie „Wir sind ja schließlich nicht Metallica!“ oder „Das Jahr in dem ich schlief“ nicht ausgespart werden, spricht für die Band. Dass „Auf das Leben!“, im Original noch ein Punkkracher erster Güte, hier in der ersten Hälfte als entspannter Indie-Rock dargeboten wird, ist verzeihbar – vor allem als nach der süßen Ansage „Pogotänzer: Tanzt jetzt Pogo!“ doch noch ein Hauch Punkrock durch die Muffathalle weht.
Der Schluss des Konzerts zeigt dann schließlich die ganze Klasse von JUPITER JONES aus: Das ruhige „Berlin“ endet in einem Sing-A-Long, welchen Nicolas schließlich durchs Publikum laufend unterstützt, bevor die Zugabe in Form des heftigen „Hey, Menetekel!“, der Hot-Water-Music- sowie The-Cure-Reminiszenz „Anderthalb Sommer“ und dem treibenden „ImmerFürImmer“ fulminant zu Ende gebracht wird.

Setlist JUPITER JONES:
01. 4-6-9 Millionen
02. Kopf hoch und Arsch in den Sattel!
03. Das Jahr in dem ich schlief
04. Denn sie wissen was sie tun
05. Eine Landjugend
06. Rennen + Stolpern
07. Hunderttausend Typen wach
08. Komm bloß nicht nach Bad Bentheim
09. Die Landung
10. Wir sind ja schließlich nicht Metallica
11. Still
12. Alter Mann wo willst du hin?
13. Zuckerwasser
14. Auf das Leben!
15. Berlin
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16. Hey! Menetekel
17. Anderthalb Sommer
18. Immerfürimmer

Jupiter Jones 3FAZIT: Was auch immer man von JUPITER JONES‘ Entwicklung halten will: Live können sie es einfach. Die Songauswahl beschränkt sich zwar auf die neueren Songs und selbstverständlich wird „Still“ am meisten bejubelt – das übrige Songmaterial fällt allerdings überraschend rocklastig aus und weiß in auch in leicht umarrangierten Versionen zu überzeugen. Lediglich die beiden neuen Songs „Zuckerwasser“ und „Die Landung“ wollen in ihrer Austauschbarkeit so gar nicht ins Set passen und machen die ansonsten tolle Stimmung etwas kaputt. Insgesamt gibt es aber keinen Grund, sich nach einem 90-minütigen Auftritt zu beschweren. Hoffen wir, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. JUPITER JONES konnten heute auf jeden Fall einmal mehr unter Beweis stellen, dass Pop-Rock einfach auch richtig gut sein kann.

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2 Kommentare zu “Jupiter Jones w/ Monoshoque

  1. „Im Hallenlicht der Umbaupause zeigt sich die interessante Zusammensetzung des Publikums: Anstatt der von mir antizipierten jugendlichen Menge setzt sich diese nahezu ausschließlich aus kuschelnden Pärchen und Männern Ende 30 bis Ende 40 zusammen“ – Kann ich nicht bestätigen. Ich empfinde die Aussage als ziemlich überzogen. Das Publikum war gut gemischt. Abgesehen davon finde ich den Artikel sprachlich schlecht formuliert.

    1. Hey Debo,

      hm, ich stand relativ weit vorne, links, und in meinem Sichtfeld war das tatsächlich so. Insofern ist es vielleicht auf die Allgemeinheit überzogen, es war aber definitiv mein Eindruck. Dass dir der Artikel sprachlich nicht gefällt, ist schade, ich finde, er unterscheidet sich sprachlich nicht allzu sehr von meinen anderen Texten (welche dir dann wahrscheinlich auch nicht gefallen werden). Was konkret findest du denn schlecht?

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