Konzertbericht: Katzenjammer w/ Unni Wilhelmsen

09.11.2011 Muffathalle, München

Was haben die Eisbrecher, Unheilig und Katzenjammer gemeinsam? Seit kurzer Zeit einen Plattenvertrag bei Universal/Sony BMG. Spricht so ein Deal zumindest für eine gewisse musikalische Relevanz, so ist der nicht zwangsläufig ein Qualitätsmerkmal. Negative Beispiele aus der Vergangenheit gibt es derlei viele, im Falle des Herrn Wesselsky und des Grafen wird die jeweilige Anhängerschaft bis 2012 warten müssen. KATZENJAMMER haben hingegen bereits dieses Jahr ihr neues Werk „A Kiss Before You Go“ bei ihrer neuen Labelheimat auf den Markt gebracht. Ursprünglich mit „Das Rock“ (als legitimer Nachfolger von „Le Pop“) betitelt, gingen die Norwegerinnen bereits den ersten Kompromiss ein. Und auch live sind die Queens of Soultry Sound mit ihrem Zweitlingswerk zumindest in München keine Stimmungsgarantie.

Ein gutes halbes Jahr ist es her, seitdem die Ladies zuletzt in München zu Gast waren. Mit dabei hatten sie damals schon ihre Landsfrau UNNI WILHELMSEN. Diese eröffnete auch im November den Abend mit ihrer ruhigen Stimme an der Gitarre oder am Klavier. Allerdings hatte die Singer/Songwriterin dieses Mal einen Gitarristen (gekleidet in feinem Tuch) an ihrer Seite, so dass der Soundteppich ein wenig mehr Volumen hatte. Die Kompositionen fielen dennoch ebenso wenig abwechslungsreich wie im April aus. Jedes Mal, wenn die Akkorde schneller wurden, schien bei der talentierten Sängerin ein automatischer Stopmechanismus zu greifen und sie fuhr das Tempo wieder zurück. Dass Unni durchaus witzige Songideen wie die Liebe zu einer Orange hat, blieb somit unter dem Strich unbedeutend. Zu gleichförmig gestaltete sich der Auftritt, zu identisch und austauschbar klangen die Lieder. Entsprechend schnell war dieser Supportgig vergessen.

Bereits ein Blick in die ausverkaufte Muffathalle verriet: KATZENJAMMER ziehen kein spezielles Spartenpublikum. Bunt gemischt vom Alter und Auftreten fanden sich die unterschiedlichsten Menschen in der Halle wieder. Mit „A Kiss Before You Go“ eröffnete das Quartett sinnigerweise mit einer ihrer neuen Singles und groovte los. „I Will Dance When I Walk Away“ ließ auch nicht lange auf sich warten, ebenso wenig wie die neueste Auskopplung „Rock Paper Scissors“ . Was hingegen den ganzen Abend zu wünschen übrig ließ: die Stimmung.
Natürlich sangen vereinzelt hier und da einige Anwesende mit, doch richtig laut wurde es bestenfalls zwischen den Songs oder vor den größten Bandhits wie „A Bar In Amsterdam“ samt Trompetenintro. Ein gut gemeintes, aber vielsagendes „Oh, Munich, you are so polite.“ sprach während des Auftritts Bände. Denn egal, ob KATZENJAMMER rockten („Demon Kitty Rag“ , „To The Sea“) oder Balladen schmetterten („Lady Marlene“, „Loathsome M“) – es wirkte beinahe so, als ob dies alles spurlos am weiten Rund vorbeiziehen würde. Selbst ein wieder einmal grandios-gehauchtes „Land Of Confusion“ änderte daran nichts. Echte Feier- und Partystimmung stellte sich zu keiner Zeit ein.
Dabei kann man den vier wunderbar gekleideten Frauen wenig Vorwürfe machen: Engagiert und gleichermaßen routiniert steckten sie viel Herzblut in ihr Programm. Doch der Funke mochte nicht überspringen. Wenig vorteilhaft dabei auch die Tatsache, dass die Setliste im Vergleich zur Frühjahrsshow lediglich in manchen Details verändert wurde. So gab es bei der ein oder anderen Ansage ein Deja-Vu und z.B. gesungene Rezepte wie „Cocktails And Rubyslippers“ verlieren schnell an Witz, wenn der Rahmen nicht passt. Ab einem gewissen Punkt stolpert man dann doch über fragwürdige Songinhalte und -texte, die bei entsprechender Konzertatmosphäre gerne in den Hintergrund rücken.


So stellt sich die Frage, wo es mit KATZENJAMMER hingehen soll. Die Vermarktungsmaschinerie läuft bereits und auch wenn der Merchandisestand in München immer noch vergleichsweise übersichtlich ausfiel, dürfte der Erfolg der vier hübschen Nordeuropäerinnen schwerlich aufzuhalten sein. Die Musik ist eigen und oftmals voller Leben, nur leider zumindest nicht für München gemacht – wie es sich bereits im April abzeichnete. Ein Jammer, nicht nur für die Katzen.

Setliste:
A Kiss Before You Go
Ouch!
Demon Kitty Rag
I Will Dance When I Walk Away
To The Sea
Rock Paper Scissors
Lady Marlene
Cherry Pie
Mother Superior
Land Of Confusion
Loathsome M
Cocktails And Rubyslippers
A Bar In Amsterdam
Le Pop
Der Kapitän
Hey Ho On The Devil’s Back

God’s Great Dust Storm
Ain’t No Thang

Das Rock

Publiziert am von Uschi Joas und

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert