Konzertbericht: Leech

23.03.2013 München, Atomic Cafe


LEECH konnte man zuletzt 2009 zusammen mit God Is An Astronaut in München erleben. Nun kommen die Schweizer anlässlich des Deutschlandreleases ihres aktuellen Albums „If We Get There One Day, Would You Please Open The Gates?“ zurück in die bayerische Landeshauptstadt. Undergroundiger könnte sich die Show kaum anfühlen: Nicht nur, dass sich die Bühnen-Beleuchtung auf statisches Rotlicht beschränkt, auch der silberne Glitter-Vorhang im Hintergrund und der Umstand, dass die Instrumenten-Koffer auf Sofas direkt neben der Bühne lagern, sorgen für uriges JUZ-Flair im Atomic Cafe.

Dass LEECH aufgrund der Rahmenbedingungen atmosphärisch nicht ganz an 2009 anknüpfen können, ist da nur eine logische Folge, das Songmaterial ist aber jedenfalls nicht schlechter geworden: Der Opener „Silent State Optimizer“ überzeugt nach wie vor mit seiner Mischung aus malmenden Riffs und plänkelnden, beinahe-cleanen Gitarren, das abschließende „Inspiral“ ist nach wie vor eine musikalische Offenbarung und auch „Totem & Tabu“ hat nicht an Attraktivität eingebüßt. Die aktuellen Nummern (inklusive eines starken „Hands Full Of Hearts, Heart Full Of Stones“) können qualitativ mithalten, obwohl sie aufgrund von mehr Post-Rock-Feeling etwas weniger charakteristisch wirken als die Songs auf „The Stolen View“.
Bei amtlichem Sound entfalten LEECH also – soweit es angesichts der Kulisse eben geht – ihren typisch natürlichen, in sich selbst ruhenden Sound, der sich über den Songverlauf genauso fortschreitend entwickelt, wie die Musiker zwischen den Instrumenten wechseln: Von der Gitarre zum Bass, zum Synthesizer und zurück, je nachdem, was die Musik gerade fordert, zeigt man sich hier dynamisch. Positiv fällt hierbei auf, dass die komplette Band immer voll bei der Sache ist und dem Zuschauer, wenn auch nur Mitwippen mit geschlossenen Augen, das Gefühl vermittelt, dass man die eigenen Songs auch selbst ganz gut findet – etwas, was man von sonst oft ultimativ bewegungsarmen Instrumental-Konzerten durchaus gar nicht unbedingt gewohnt ist.

Auch, wenn man als Hörer vielleicht nicht in jeder der 90 Minuten voll bei der Sache ist, weil LEECH-Songs eben auch dazu einladen, geistig abzuschweifen, kann die Band gut unterhalten. So sieht das auch das Publikum, das trotz seiner sehr überschaubaren Größe sehr gut aufgelegt ist und der Band ihre Leistung auch entsprechend dankt. Wenn es nächstes Mal mehr Drumherum gibt, macht ein Wiedersehen sicher noch mehr Spaß, am Wichtigsten ist aber, dass es nicht wieder vier Jahre dauert.

Publiziert am von Marius Mutz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert