Konzertbericht: Scooter w/ DJ Jerome

26.02.2018 München, Zenith


26. Februar – sie sind wieder da. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später zieht es H.P. Baxxter mit seiner nostalgiebefeuernden Party-Band zurück ins Münchener Zenith, um dort, quasi, noch einmal genau das zu tun, was sich seit mittlerweile 25 Jahren mehr als bewährt hat. Spoiler: Es bleibt weiterhin offen, wieviel der verdammte Fisch denn jetzt eigentlich gekostet hat.

Wie noch 2016 beginnt der Abend mit einem DJ-Set als Einstimmung. DJ JEROME fällt nicht in das “Alles super, alles geil hier!”-Ballermann-Schema seines Vorgängers und nimmt sich selbst als Person angenehm zurück. Stattdessen sampelt er Songs der Backstreet Boys, spielt angesagte Tracks von Axwell und Marshmello, und erzeugt mit seinem eingängigen Mix einen tanz- und feierbaren Klangteppich, der das Publikum ansprechend auf die kommende Techno-Walze vorbereitet.

Kurz vor halb zehn heißt es dann schließlich “Always Hardcore”, und der mittlerweile 54-jährige H.P. Baxxter heizt zusammen mit den beiden anderen, deutlich unbekannteren SCOOTER-Mitgliedern zu Explosionen, Pyros und stampfenden Beats ordentlich ein. “Wild & Wicked” nennt sich die neue Tour, und das Motto ist definitiv stellvertretend für das ganze Programm zu sehen. Alterserscheinungen sind Hans Peter noch nicht anzumerken – doch ein Virtuose am Mikro war er schließlich auch davor nie. Stattdessen weiß der platinblonde Frontmann ganz genau, was sich sein Publikum von SCOOTER wünscht. So dreht die Szenegröße nicht nur gehörig am Lautstärkeregler, sondern fährt obendrauf die neueste Lichttechnik auf und geizt weder mit Effekten noch mit anderen optischen Reizen: Sexy Tänzerinnen räkeln sich zur Musik in knapper Kleidung, bewegen sich zu wallenden Bändern oder sorgen mit Lamm-Maske für den visuellen Kick. Die männlichen Pendants beeindrucken neben der Optik mit anspruchsvollen Choreos.

Dass die Stimmung unter solchen Bedingungen im ausverkauften Zenith von Anfang an hochkocht und losbrodelt, ist selbstverständlich. Bei neueren Hits wie “Bora! Bora! Bora!” oder “Oi!” grölen die tausenden Fans ebenso mit wie beim ewigen Klassiker “How Much Is The Fish?” (inklusive „Was wollen wir trinken?“-Intro), und so werden, falls noch letzte Wissenslücken bestehen sollten, nicht nur gelegentlich Textfragmente eingeblendet, sondern auch beispielsweise aufblasbare Fische als Merkhilfe genutzt. Herrlich stupide also – und herrlich unterhaltsam.

„Sinnbefreit – aber klingt gut“, ließe sich das Band-Konzept treffend zusammenfassen, und genau mit diesem Rezept bleiben die Hamburger seit so vielen Jahren sehr erfolgreich im Geschäft, während andere Acts der 90er sich auf eher schäbigen Massenveranstaltungen verramschen. Wenn die Meute bei den Hamburgern manchmal eben gerne zu Rock abgeht, wird noch ein passendes Element gefunden bzw. genauer gesagt von Status Quo geborgt und eingebaut. Das Publikum kennt die Melodie von “Viva Espana”? Super, darauf kann man ja auch “Can’t Stop The Hardcore” singen. Man könnte dem Technotrio zwar vorwerfen, dass das alles ganz schön generisch sei, aber mit ihrem Mix aus prägnanten Sätzen und eingängigen Melodien bleiben SCOOTER auch weiterhin unüberholt und unangefochten an der Spitze der (nationalen) Szene.

Während es draußen vor dem Zenith immer kälter wird, steigen drinnen weiterhin Stimmungs-, Alkohol- und Temperaturpegel. Songs, die das musikalische Ausrufezeichen nicht selten bereits im Namen tragen (“Move Your Ass!”, “Jigga Jigga!”, “Ramp!”), lassen entsprechend keine Verschnaufpause zu. Nach 23 Titeln beenden SCOOTER ihr reguläres Set mit “Jumping All Over The World” und holen beim kurzen Zugabenblock mit “Maria (I Like It Loud)” und einem “Hyper Hyper/Move Your Ass”-Medley noch die letzte Restenergie aus der immer noch feierwütigen Menge. Ein Konzert wie ein Party-Panzer: kein Rückzug, keine Aufgabe.

Wo SCOOTER ist, wird gefeiert, und wo SCOOTER ist, wird auf der Nostalgiewelle geritten. Sie polarisieren, sie begeistern, sie kommen immer wieder. Was will man auch anderes sagen? Der Erfolg des Trios spricht für sich. Es darf eben auch einfach mal einfach sein. Hirn aus, gute Laune an, und los geht die wilde Fahrt. “Wild & Wicked” heißt der Kurs nach 25 Lenzen, und der führt sicher noch viele weitere Jahre (vielleicht Jahrzehnte?) schnurgerade nach vorne. Februar 2020 im Zenith? Are you ready to party?

Alle Fotos von SCOOTER entstanden beim Konzert im Zenith 2016 und wurden uns mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt von:
Manuel „Apes“ Miksche / http://www.apesmetal.com (dort findet ihr auch die vollständige Galerie!)

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