Geht es um Heavy Metal der alten Schule, kommt man an Ostdeutschland nicht vorbei: Mit Alpha Tiger hat Sachsen eine der ersten (erfolgreichen) NWOTHM-Bands der Bundesrepublik hervorgebracht und zuletzt konnte das Bundesland mit den Newcomern Sintage in diesem Genre von sich reden machen. Seit 2021 – eigentlich seit 2019, aber da hießen sie noch anders – mischen auch ACID BLADE in dieser Sparte mit und haben im letzten Jahr mit „Power Dive“ ein erstes Album veröffentlicht. Eine Pause hat sich die Truppe aus Dresden seither offenbar nicht erlaubt, denn mit „Shooting Star“ folgt nun bereits eine EP.
Auf „Shooting Star“ gehen ACID BLADE ziemlich genau in die gleiche Richtung wie schon auf ihrem Debüt und liefern vier Heavy-Metal-Songs ab, die traditionsbewusster kaum ausfallen könnten: Schon der Titeltrack erweist sich als stimmige Hymne ganz im Stile der NWOBHM und auch die übrigen Nummern – insbesondere „Weeping Willow“ – sind eindeutig von den Anfangstagen des Genres inspiriert. Das ist gewiss alles andere als innovativ, aber die Gruppe aus Dresden weiß diese Art Musik authentisch umzusetzen, weshalb jede der vier Nummern absolut stilecht wirkt.
Während ACID BLADE musikalisch also alles richtig machen, aber kaum aus der Masse an ähnlich gearteten Bands hervorstechen, haben sie mit dem starken Gesang doch ein deutliches Alleinstellungsmerkmal. Die Truppe setzt in ihren Songs zuvorderst auf toll arrangierte Gesangslinien und überzeugt vor allem durch gänsehautverdächtige Mehrstimmigkeit. Sänger Klay Mensana mag für sich genommen eine wenig charakteristische Stimme haben, weil auf „Shooting Star“ aber derart viel Sorgfalt in die Ausarbeitung des Gesangs geflossen ist, erweist er sich am Ende größte Stärke dieser EP.
Mit einer EP wie „Shooting Star“ wird der Metal kaum revolutioniert, zumal man fast jede britische Heavy-Metal-Band von 1979 bis 1984 als Vorbild anführen könnte. Genau das macht aber auch den Charme der Musik von ACID BLADE aus, denn die Sachsen haben genau verstanden, wie klassischer Heavy Metal funktioniert. Verpackt in warmen, erdigen Sound und mit bockstarkem Gesang veredelt können die vier Songs auf „Shooting Star“ trotz wenig Individualität auf ganzer Linie überzeugen und machen Lust auf das nächste volle Album der Band.
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