Das Cover von "Fatal Encounter" von Air Raid

Review Air Raid – Fatal Encounter

  • Label: High Roller
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Heavy Metal

Mit AIR RAID brachte die schwedische Heavy-Metal-Hauptstadt Göteborg bereits 2009 eine der vielversprechendsten Bands der NWOTHM hervor. Der gelang 2017 mit ihrem dritten Album „Across The Line“ auch noch eines der damals besten Alben der Sparte, allerdings wurde es nur kurze Zeit später reichlich still um die Formation. Sechs Jahre nach ihrem mutmaßlichen „Make Or Break“-Moment sind AIR RAID endlich wieder da und haben mit „Fatal Encounter“ ihr viertes Album im Anschlag – auf dem erstmals Drummer William Seidl zu hören ist.

In den letzten sechs Jahren haben sich AIR RAID auf jeden Fall entwickelt – zumindest, was ihre Vorbilder angeht: War auf „Across The Line“ vor allem Yngwie Malmsteen als größte Inspirationsquelle erkennbar, so sind auf „Fatal Encounter“ nun Dokken als deutlichster Einfluss auszumachen. Schon der Opener „Thunderblood“ erinnert in Riffs und vor allem Gesang stark an Platten wie „Back For The Attack“ und das stampfende „In Solitude“ schlägt in eine ganz ähnliche Kerbe. Überhaupt scheint Bandkopf und Gitarrist Andreas Johansson seit der letzten Platte seine Begeisterung für George Lynch entdeckt zu haben, denn auch die wie immer superben Leadgitarren auf diesem Album sind stark vom kalifornischen Saitenhexer inspiriert.

Natürlich haben AIR RAID ihren Stil auf ihrem vierten Album nicht vollkommen umgekrempelt und so klingt die Truppe in Songs wie „Lionheart“ oder „One By One“ nach wie vor reichlich skandinavisch, wobei erneut Malmsteen als stärkster Einfluss fungiert – selten wird das deutlicher als im kurzen neoklassischen Instrumental „Sinfonia“. Während die Schweden auf „Fatal Encounter“ also noch immer als sie selbst zu erkennen sind, blicken sie doch merklich über den Tellerrand hinaus. Ein echtes Highlight ist in diesem Zusammenhang auch „See The Light“, in dem die Band unüberhörbar den MSG der McAuley-Ära Tribut zollt.

Auf „Fatal Encounter“ loten AIR RAID also allerhand neue Facetten ihres Sounds aus. Kritiker könnten nun einwenden, dass sich das hauptsächlich darauf beschränkt, anderen Vorbildern nachzueifern und sie hätten damit nicht Unrecht. Weil die Schweden das aber mit viel Spielfreude und einem in jeder Note hörbaren Verständnis für die Musik ihrer Helden tun, vermitteln sie damit eine ehrliche Liebe zu dieser Musik, die wohl jeder Zuhörer teilt. In diesem Zusammenhang muss auch Sänger Fredrik Werner genannt werden. Der erwies sich bereits auf „Across The Line“ aufgrund seiner stimmlichen Nähe zu Mark Boals (u. a. ehemals Yngwie Malmsteen) als Idealbesetzung und beweist nun, dass er sich auch im Territorium von Don Dokken oder Robin McAuley pudelwohl fühlt. Damit ist er immer noch nicht sonderlich charakteristisch, passt aber nach wie vor perfekt zu AIR RAID.

Die vielen Vergleiche zu anderen Bands machen deutlich, dass die Musik von AIR RAID auch auf der vierten Platte der Schweden noch keinerlei Chance hat, den Heavy Metal zu revolutionieren – das ist erstens aber ohnehin nicht der Anspruch dieser Formation und dürfte sich zweitens in einem Genre, das mittlerweile 50 Jahre alt ist, auch als reichlich schwierig erweisen. „Fatal Encounter“ ist die logische Fortsetzung von „Across The Line“, auf der AIR RAID einmal mehr alle ihre Stärken ausspielen und ihren Sound dank neuer Einflüsse angenehm frisch halten. Bitte immer weiter so!

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Wertung: 8.5 / 10

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